"Großes Vorbild"

Jägerstätter-Witwe Franziska 100-jährig gestorben

Österreich
17.03.2013 13:40
Die Witwe des von den Nazis hingerichteten und später seliggesprochenen NS-Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter, Franziska (Bild), ist am späten Samstagabend im Alter von 100 Jahren gestorben. Das teilte die Diözese Linz am Sonntag mit. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer würdigte die Verstorbene als "außergewöhnliche Frau" und als "Vorbild an Haltung und Unbeugsamkeit" weit über Österreich hinaus.

Franziska Jägerstätter hatte erst am 4. März ihren 100. Geburtstag gefeiert. Zuletzt war sie ans Bett gefesselt. Am 16. März um 23 Uhr starb sie in ihrer Wohnung in St. Radegund im oberösterreichischen Bezirk Braunau im Kreis ihrer Familie. Zu ihren Ehren wird am kommenden Freitag um 18.15 Uhr im Linzer Mariendom ein Requiem gefeiert. Tags darauf erfolgt um 14 Uhr die Beisetzung. Franziska Jägerstätter wird vor der Pfarrkirche ihrer Heimatgemeinde im Grab ihres Mannes die letzte Ruhestätte finden, wie die Diözese Linz am Sonntag mitteilte.

"Es ist einzigartig, dass wir vom seligen Franz Jägerstätter die Gattin, Töchter und Familie dazugeschenkt bekamen und dadurch sein Zeugnis weiterlebt", so der Linzer Bischof Ludwig Schwarz. Er würdigte die Verstorbene in einer ersten Reaktion als "große Christin und ein großes Vorbild im Glauben".

Pühringer: "Verlieren große Oberösterreicherin"
"Wir verlieren eine große Oberösterreicherin", reagierte Landeshauptmann Josef Pühringer, der ihr zu ihrem 100. Geburtstag noch einen Besuch abgestattet hatte, auf die Todesnachricht. Sie habe das Andenken "an die starke, außerordentliche Persönlichkeit ihres Mannes mitgeprägt, deren Botschaft heute noch aktuell ist".

Franz Jägerstätter war Bauer und Mesner in St. Radegund. Als er sich in der NS-Zeit aus religiösen Gründen weigerte, mit der Waffe für Adolf Hitler in den Krieg zu ziehen, stand Franziska trotz der drohenden Konsequenzen stets hinter ihm und verteidigte ihn vehement. Während seiner Haftzeit schrieben sie einander Briefe. Nach dem Todesurteil ermöglichte der Pflichtverteidiger Franz und Franziska noch eine letzte Begegnung in Berlin, um sich zu verabschieden.

Leben mit gesellschaftlichem Stigma
Auch nach dem Krieg machte Franziska Jägerstätter mit ihren drei Kindern eine schwere Zeit durch. Viele gaben ihr und ihrem Glauben die Schuld am Tod ihres Mannes. Der Weg seiner Rehabilitierung war steinig. Man fürchtete, ehemalige Kriegsteilnehmer vor den Kopf zu stoßen, würde man einen Wehrdienstverweigerer als Helden hinstellen.

Erst 1997 war der Seligsprechungsprozess von Franz Jägerstätter offiziell eröffnet. Der Familienvater wurde am 26. Oktober, dem österreichischen Nationalfeiertag, 2007 im Linzer Mariendom seliggesprochen. Seine Witwe bezeichnete ihr Leben oft als "langen Karfreitag".

Wichtigste Stütze eines Märtyrers
Franziska Jägerstätter hielt seit dem Tod ihres Mannes das Gedenken an ihn aufrecht. Sie bekam für ihre Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, u.a. das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich und das päpstliche Ehrenzeichen "Pro Ecclesia et Pontifice" (für Kirche und Papst, Bild 2). Auch mehrere Theaterstücke beschäftigten sich mit ihrem Leben, eines aus der Feder von Felix Mitterer wird am 20. Juni im Theater in der Josefstadt in Wien uraufgeführt.

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