Erschreckend

Viele wissenschaftlichen Arbeiten sind falsch

Wissenschaft
31.08.2005 12:55
Die meisten veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten sind wahrscheinlich falsch. Zu diesem Ergebnis kommt der Epidemiologe John Ioannidis von der Universität Ioannina in seiner aktuellen Studie. Probleme mit den Versuchsanordnungen und statistischen Verfahren führen dazu, dass eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 50 Prozent besteht, dass die Ergebnisse einer beliebigen wissenschaftlichen Arbeit richtig sind.

Ioannidis macht dafür die geringe Größe der Samples, ein schlechtes Studiendesign, die Befangenheit der Wissenschafter, eine selektive Auswertung und andere Probleme verantwortlich. Sogar große, gut geplante Studien stimmten nicht immer. Aus diesem Grund sollten Wissenschafter und die Öffentlichkeit mit den berichteten Ergebnissen vorsichtig umgehen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Public Library of Science veröffentlicht. 

"Wir sollten akzeptieren, dass die meisten Forschungsergebnisse angefochten werden. Einige werden wiederholt und bestätigt. Dieser Wiederholungsvorgang ist wichtiger als die erste Entdeckung." In seiner Studie weist Ioannidis nicht nach, dass bestimmte Ergebnisse falsch sind. Vielmehr weist er mit statistischen Methoden nach, wie die vielen Hindernisse bei der Erstellung korrekter Forschungsergebnisse in Kombination dazu führen, dass die meisten veröffentlichten Arbeiten nicht richtig sind. 

Bei 20 Hypothesen sollte eine wahr sein
Traditionell ist eine Studie statistisch aussagekräftig, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Ergebnisse durch reinen Zufall zustande gekommen sind, bei eins zu 20 liegt. In schwierigen Forschungsbereichen, wo viele mögliche Hypothesen überprüft werden müssen, kann dieser Standard leicht zu falschen Folgerungen führen. Testet man 20 falsche Hypothesen, sollte sich im Durchschnitt eine als wahr erweisen. Als Beispiel für betroffene Forschungsgebiete nennt NewScientist den Einfluss eines bestimmten Gens auf eine bestimmte Krankheit. 

Probleme bei umkämpften Forschungsgebieten
Die Chancen verschlechtern sich für zu kleine Studie zusätzlich. Untersuchungen, die eine geringe Wirksamkeit nachweisen oder Studien mit nicht genau festgelegten Protokollen und Endpunkten erleichtern eine Adaptierung der Ergebnisse. Eine überraschend große Rolle spiele laut Ioannidis auch, wenn ein Forschungsgebiet sehr umkämpft ist und viele Wissenschafterteams sich dem Druck ausgesetzt sehen statistisch signifikante Ergebnisse zu liefern. 

Der Neurowissenschafter Solomon Snyder, Senior Editor der Proceedings of the National Academy of Sciences, erklärte, dass sich die meisten Forscher der Grenzen der publizierten Forschungsergebnisse bewusst seien. "Wenn ich Fachliteratur lese, lese ich nicht, um Beweise vorzufinden wie in einem Lehrbuch. Ich lese, um Ideen zu finden. Also kann ein Aspekt eines teilweise falschen Artikels noch immer eine Idee beinhalten, über die es sich lohnt nachzudenken."

Quelle: pressetext

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt