Abschied genommen

Vergewaltigte Studentin: Leiche in Indien eingeäschert

Ausland
30.12.2012 15:15
Die Leiche der von mehreren Männern brutal vergewaltigten Inderin ist Sonntag früh (Ortszeit) in Neu-Delhi in einem Krematorium eingeäschert worden. Die Trauerzeremonie fand im engsten Familienkreis statt. Unterdessen gedachten Tausende Menschen in ganz Indien der 23-Jährigen - darunter auch Premierminister Manmohan Singh, Präsident Pranab Mukherjee und die Chefin der regierenden Kongresspartei, Sonia Gandhi.

Singh rief dazu auf, die durch den Fall geweckten Emotionen für einen gesellschaftlichen Wandel zu nutzen. "Sie mag ihren Kampf ums Überleben verloren haben, aber es liegt an uns sicherzustellen, dass ihr Tod nicht umsonst war", erklärte er. "Ich bete für den Frieden der verstorbenen Seele und hoffe, dass ihre Familie die Kraft haben wird, diesen schmerzlichen Verlust zu ertragen."

Präsident Mukherjee sagte, die 23-Jährige sei stark und tapfer gewesen. "Sie ist eine wahre Heldin und symbolisiert die indische Jugend und Frauen auf das Beste."

Gandhi versprach, der tragische Tod der jungen Frau werde "nicht umsonst" gewesen sein. "Als Frau und Mutter verstehe ich den Schmerz", erklärte sie. In Indien ist sexuelle Gewalt gegen Frauen an der Tagesordnung. Viele Opfer trauen sich nicht, ihre Peiniger anzuzeigen, weil sie sowohl die schwerfällige Justiz als auch die Reaktionen männlicher Polizisten fürchten.

Sicherheitsvorkehrungen aus Angst vor neuen Unruhen
Aus Furcht vor neuen Massenprotesten rief die Polizei in Neu-Delhi die Menschen zur Ruhe auf und riegelte mehrere Bezirke im Zentrum ab. Trotz der starken Polizeipräsenz und der strengen Sicherheitsvorkehrungen gingen viele Menschen im Gedenken an die "Tochter Indiens" auf die Straße - darunter auch zahlreiche Männer. Es kam aber zu keinen Ausschreitungen wie vor einer Woche, als brutale Kämpfe zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften auch Todesopfer gefordert hatten.

Friedliche Demonstrationen von Trauernden gab es neben der Hauptstadt Neu-Delhi auch in den Metropolen Bangalore, Kolkata (Kalkutta) und Mumbai, wo Bollywood-Berühmtheiten sich ihnen anschlossen. "Sie ist tot. Aber ihr Kampf muss jeden aufwecken, jetzt etwas zu tun", stand auf einem der Plakate. Und auf einem weiteren: "Die Flamme, die sie entzündete, soll nie mehr verlöschen."

Die Demonstranten in Neu-Delhi riefen im Chor: "Wir wollen Gerechtigkeit". Einige forderten die Todesstrafe auch für Vergewaltiger, andere lehnten eine Verschärfung der Strafen ab, wollen aber ein härteres Durchgreifen der Polizei. Manche hatten sich schwarze Tücher über den Mund gebunden und wollten am liebsten gar nichts mehr sagen. "Wir haben genug geschrien", sagte eine junge Frau mit Tuch. "Jetzt wollen wir Taten sehen."

Sechs Tatverdächtige wegen Mordes angeklagt
Die sechs Tatverdächtigen, die nun des Mordes angeklagt werden, hatten die 23-jährige Studentin am 16. Dezember vor den Augen ihres Freundes in einem Bus in Neu-Delhi brutal vergewaltigt, die Frau mit einer Eisenstange malträtiert und danach das Paar aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen. Tagelang kämpften erst indische Ärzte und dann ein Spezialistenteam in Singapur um ihr Überleben. Doch der Kampf um das Leben der Studentin fand am Samstag ein tragisches Ende - sie erlag ihren schweren Verletzungen. Mediziner in Singapur obduzierten die Leiche, der Bericht soll nun schnellstmöglich den indischen Behörden übergeben werden.

Todesstrafe bei besonders schweren Fällen gefordert
Möglichst rasch sollen nun auch Maßnahmen gesetzt werden, damit sich so ein Fall nicht mehr wiederholt. So untersucht eine Kommission, ob in besonders schweren Vergewaltigungsfällen die Todesstrafe verhängt werden kann - diese Forderung war von zahlreichen Demonstranten erhoben worden. Auch sollen Vergewaltiger nicht mehr auf Kaution freikommen und schnell vor Gericht gestellt werden.

Opfer sexueller Gewalt können zudem ab dem 1. Jänner eine spezielle Hotline anrufen. Außerdem soll es in der Hauptstadt mehr Beleuchtung geben und öffentliche Busse besser überwacht werden. Daneben versucht die Polizei, mehr Frauen für ihren Dienst auszubilden, damit es Vergewaltigungsopfern leichter fällt, sich an die Behörden zu wenden.

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