Brigitte Karner

„Nach Peters Tod fühlt sich vieles neu an“

Steiermark
26.05.2024 11:00

Am 29. Mai jährt sich der Todestag von Peter Simonischek zum ersten Mal. Brigitte Karner war 43 Jahre lang an der Seite des beliebten Schauspielers. Mit der „Krone“ sprach sie über Trauer und Hospiz, ihren Neubeginn als Schauspielerin und die Wertschätzung für ihren Mann in seiner Heimatgemeinde.

KRONE:Am 29. Mai 2023 ist Ihr Mann Peter Simonischek verstorben. Wie haben Sie das Trauerjahr erlebt?
Brigitte Karner: Ich habe bewusst viel gearbeitet, fürs Radio, einen Film gedreht, hatte etliche Lesungen und Administratives zu erledigen. Mir war als Witwe gar nicht bewusst, wie viele Behördengänge anstehen. Ich hatte große Angst, tief in den Schmerz hineinzufallen. 10 Monate nach dem Tod meines Mannes habe ich mir eine Auszeit genommen und zwei Wochen lang nur geschwiegen. Das hat mich den Schmerz spüren lassen, dem ich mich bewusst ausgesetzt und zugelassen habe. Erst danach habe ich mit den Theaterproben begonnen.

Sie haben sich als Schauspielerin lange zurückgenommen. Welche Gefühle begleiten Sie bei Ihrem Comeback?
Ich habe das Theater auf meinen Mann hin reduziert, habe mich sehr als Schauspielerin zurückgenommen, was auch mit den Kindern und dem Familienalltag zu tun hatte. Das alles hat auch gut geklappt. Jetzt bin ich allein, meine Söhne führen ihr eigenes Leben und damit ist es an der Zeit, wieder Theater zu spielen. Aber es ist nicht leicht.

Empfinden Sie einen Neubeginn in Ihrem Leben?
Ja, es fühlt sich vieles neu an. Das Schauspielen verlernt man nicht, so wie das Radfahren. Im Gegenteil – es verhält sich wie mit dem Wein, der mit der Zeit immer besser wird. Was ich ein wenig verlernt habe, ist mir den Raum zu schaffen, mir meine eigene Welt „dicht“ zu machen, in der ich mich behaupten kann. Das versuche ich täglich zu üben. Wenn man Witwe ist, dann spielt die Befindlichkeit der Seele auch mit. Ich habe das Glück, dass mir die Figur der Sophie im wunderbaren Stück „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ sehr entgegenkommt. (Anmerkung: Premiere ist am 7. Juni im Theater Meggenhofen).

Brigitte Karner mit Peter Simonischek (Bild: Festspiele Burg Golling)
Brigitte Karner mit Peter Simonischek

Eine Binsenweisheit sagt: Ein Jahr nach Ihrem Verlust ist für die Trauernden das Schlimmste ausgestanden.
Ja, das haben sie mir auch immer gesagt. Wir als Familie sagen, das Jahr ist komplett mit dem Pfingstmontag als tröstlicher Tag, an dem der Heilige Geist aufsteigt. Deshalb haben wir zu Pfingsten bei einem Gottesdienst und am Grab nochmals bewusst Abschied genommen. Es wird mit der Zeit leichter lebbarer. Ich bin dankbar für die Zeit und das Leben, das wir hatten.

Wie nehmen Sie die Wertschätzung Ihres verstorbenen Mannes in seiner Heimatgemeinde Markt Hartmannsdorf wahr?
Ich bin dankbar für die vielen Menschen, die permanent zum Grab gehen, Blumen bringen und Kerzen anzünden. Wenn ich von Peter Simonischek spreche, dann spüre ich immer eine Hochachtung. Darauf bin ich auch stolz, denn so haben wir es auch versucht zu leben. Die Grabinschrift stammt von einem Mitarbeiter der Marktgemeinde. Raimund Ulz betreut auch den Literaturbrunnen „Peter Simonischek“.

Was hat Sie getröstet?
Der größte Trost war es, dass ich beim Sterben an seiner Seite war und mein Versprechen einhalten konnte, meinen Mann zu pflegen, umsorgen und zu betreuen, solange ich die Möglichkeit dazu hatte. Ich hatte den Eindruck, dass in den letzten Stunden eine Liebesenergie freigesetzt wurde, die auch daraus gespeist war, dass wir unser Versprechen gehalten haben.

Seit 2022 sind Sie Hospizbotschafterin. Hat sich mit dem erlebten Sterben das Engagement für die Sterbebegleitung verändert?
Nein. Es hat sich in allem dermaßen bestätigt, da mein Mann in seinen letzten Tagen zu Hause sein konnte und hier auch gehen durfte. Das war ein Geschenk. Deshalb wünsche ich mir, dass viel mehr Menschen von der Hospiz und der Möglichkeit erfahren, zu Hause betreut zu werden. Das heißt jedoch nicht, nur aufs Sterben zu warten. Vielmehr hat man in einer kritischen Situation Menschen um sich, die einen unterstützen und genau wissen, wie‘s um einen steht. Die Betreuung lässt sich jederzeit wieder einstellen. Leider wird dieses „Weiche“ im System viel zu wenig besprochen. Da würde ich persönlich viel mehr tun. Aber es scheitert wie so oft am Geld, um Infostellen personell aufzustocken.

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