Kein Schutzweg

„Ich mache mir jeden Tag Sorgen um meine Tochter“

Steiermark
02.05.2024 07:00

Ein Vater im steirischen Wagna sieht das Leben seiner beeinträchtigten Tochter gefährdet: Täglich muss die 57-Jährige am Weg zur Arbeit eine Straße queren, auf der Autos mit 70 km/h vorbeirauschen. Sie selbst ist am Dreirad unterwegs – doch die Chancen auf einen Schutzweg stehen trotz jahrelangen Bemühungen schlecht.

Renate Fluchers Tag beginnt morgens um 6.30 Uhr. Nach einem gemeinsamen Frühstück mit ihrer Familie wartet tagtäglich eine Herausforderung auf sie: der Weg zur Arbeit.

Seit zehn Jahren ist die heute 57-Jährige beim Bildungshaus Retzhof in Wagna angestellt. Obwohl ihr Arbeitsplatz nur eineinhalb Kilometer entfernt ist, braucht sie mit ihrem Dreirad über eine halbe Stunde dorthin. „Ich fahre immer schon fünf vor halb acht los“, erzählt die Steirerin. „Oft muss ich zehn oder 15 Minuten warten, um die Straße zu queren.“

An dieser Stelle muss Renate Flucher die B67 queren, um von der Feldgasse zur Dorfstraße zu gelangen. (Bild: Christian Jauschowetz)
An dieser Stelle muss Renate Flucher die B67 queren, um von der Feldgasse zur Dorfstraße zu gelangen.

Gemeint ist die Grazer Straße (B67) der südweststeirischen Marktgemeinde. Autos fahren hier mit 70 km/h entlang, für Fußgänger und Radfahrer fehlt es an baulichen Maßnahmen. Renates Vater, Wilhelm Flucher, macht sich jeden Tag Sorgen um sie: „Meine Tochter ist leicht behindert. Ich sage immer zu ihr, schau bitte nach rechts und links – sie wartet dann oft sehr lange und nachkommende Autofahrer schimpfen“, erklärt der Pensionist.

Wilhelm Flucher hat schon mehrere Verkehrskonzepte vorgelegt. (Bild: Christian Jauschowetz)
Wilhelm Flucher hat schon mehrere Verkehrskonzepte vorgelegt.

Vor vier Jahren begann der engagierte Vater daher, sich für einen Zebrastreifen sowie einen Geh- und Radweg starkzumachen. Doch bisher ohne Erfolg. Das Problem: „Fahrradfahrer sind gegenüber Autofahrern natürlich in der Unterzahl.“

Auch an jenem Dienstagvormittag düsen unzählige Autos an der Familie Flucher vorbei – 845 haben sie pro Stunde gezählt. Mit seinen Vorschlägen, wie man den Arbeitsweg sicherer gestalten könnte, wandte sich Flucher bereits an Gemeinde, Land, zuständige Abteilungen und sogar das Verkehrsministerium.

Initiative erhielt 211 Unterschriften
Weil er sich von den Behörden nicht gehört fühlte, ging der 79-Jährige im März dieses Jahres Unterschriften sammeln. Seine Initiative fand über 200 Unterstützer in der Nachbarschaft, und er legte sie stolz dem Bürgermeister von Wagna vor. Doch Peter Stradner (SPÖ) argumentiert: „Bundes- und Landesstraßen liegen nicht in unserer Zuständigkeit, weshalb wir die Initiative nicht im Gemeinderat behandeln können.“ Er habe aber großes Verständnis für Flucher und seine Tochter. „Wir gehen auf umsetzbare Ideen sehr gerne ein“, sagt der Bürgermeister.

Aus diesem Grund leitete er Fluchers Anliegen an das Land weiter. Und tatsächlich brachte Stradner etwas ins Rollen: 2025 soll die Kreuzung umgebaut werden, ein Verkehrsplaner ist bereits beauftragt, eine Linksabbiegespur und ein Gehweg sollen kommen. „Aber ein Schutzweg wird im 70er nicht genehmigt“, sagt der Bürgermeister. „Dabei gibt es an derselben Straße schon Zebrastreifen“, kontert Flucher. Bloß wurden diese schon vor Längerem errichtet, ist das Gegenargument.

Zufrieden ist Flucher damit nicht: „Das ist viel zu wenig. Man sollte keinen Tag abwarten und für einen Zebrastreifen sorgen“, gibt er sich ungebrochen kämpferisch.

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