Missbrauch und Hunger

Gaza-Geiseln berichten von „Rückkehr aus Hölle“

Ausland
05.04.2024 12:45

„Ich bin von den Toten zurückgekommen“ – mit diesen Worten schildert eine ehemalige Geisel der Hamas ihre Gefangenschaft im Gazastreifen. „Jeder Tag war endlos, es war die absolute Verzweiflung“, sagt Liat A. Auch viele andere Betroffene berichten – von Hunger und Durst, Missbrauch, Verboten, dem unfassbaren Leid der Kinder, von Engpässen bei der Versorgung und schrecklichen hygienischen Bedingungen.

Liat A., eine 49-jährige Geschichtsprofessorin, erfuhr erst nach ihrer Freilassung, dass ihr Mann am 7. Oktober ermordet wurde. Sie berichtet von schrecklichen Zuständen, vom Mangel an Medikamenten und Nahrung. 

„Es war Kindern verboten zu weinen“
Davon erzählen auch freigelassene Mütter, die mit ihren Kindern entführt wurden. „Es war verboten zu weinen, zu lachen oder laut zu sprechen“, so Hagar B., die mit ihren drei Kindern im Alter zwischen vier und zehn Jahren verschleppt wurde.

„Man kann einem vierjährigen Kind nicht beibringen, leise zu weinen. Die Kinder hatten Hunger, sie bekamen ein Fladenbrot pro Tag. Ich wünsche es keiner Mutter, dass sie betteln muss, um ihren Kindern etwas zu essen zu geben.“ Es sei „Horror“ gewesen, den Nachwuchs nicht beschützen zu können.

„Widerstand zu leisten bedeutet, sein Leben zu riskieren“
Die Deutsch-Israelin Jarden R. sagte über ihre Geiselhaft: „Als Frau hat man ständig Angst, vergewaltigt oder sexuell missbraucht zu werden, man hat keine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Widerstand zu leisten bedeutet, sein Leben zu riskieren, diese Angst lässt einen nie los.“ Ihre Schwägerin Carmel G. wird immer noch zusammen mit 13 anderen Frauen im Gazastreifen festgehalten. 

Amit S. erzählt in einem ausführlichen Interview mit der „New York Times“ von ihrem Missbrauch in Gefangenschaft. Ein Wachmann „richtete die Waffe auf mich und zwang mich, eine sexuelle Handlung an ihm vorzunehmen“, so die 40-Jährige. Sie ist die einzige ehemalige Geisel, die den Mut aufbrachte und explizit sexuelle Gewalt beschrieb – bislang.

„Sie haben diese Mädchen in Puppen verwandelt“
Doch auch die ehemalige Gefangene Aviva S. berichtet von Missbrauch, vor allem an jungen Frauen: „Sie haben diese Mädchen in Puppen verwandelt, die sie nach Belieben benutzen konnten. Ich bin Zeugin, ich habe gesehen, wie ein Mädchen gefoltert wurde. Ich würde gerne zurückgehen, um sie zu schützen.“

130 Menschen noch in Gefangenschaft

Bei ihrem brutalen Überfall nahmen die Hamas-Kämpfer etwa 250 Geiseln und töteten nach Zählung rund 1170 Israelis und Ausländer, die meisten von ihnen Zivilisten. Die israelische Regierung geht davon aus, dass noch etwa 130 Entführte im Gazastreifen sind, 34 von ihnen sind vermutlich tot.

Wochenlang in Tunneln untergebracht
Aviva war am 7. Oktober gemeinsam mit ihrem Mann Keith aus ihrem Zuhause verschleppt worden. 51 Tage sei sie „durch die Hölle“ gegangen. „Wir durften nicht sprechen, wir durften nicht aufstehen, ich hatte Hunger und Durst“, schildert sie die Zeit in den Händen der Hamas. Die Geiseln seien wochenlang von Tunnel zu Tunnel verschleppt worden.

Ende November kam Aviva im Zuge eines Gefangenenaustauschs frei, ihr Mann befindet sich bis heute in den Händen der Hamas. Auf dem T-Shirt der etwa 60-jährigen Frau steht: „Bringt Keith heim, JETZT!“

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