In St. Johann/Pongau

Übergriff auf Soldatinnen in Bundesheer-Speisesaal

Österreich
19.03.2024 11:19

Schwerer Vorfall bei einer Weihnachtsfeier in der Krobatinkaserne in Salzburg: Ein Major soll zwei rangniedrigere, jüngere Soldatinnen „unsittlich am Po begrapscht haben“, die parlamentarische Bundesheerkommission spricht von einer „sehr ernsten Causa“. Die Vorwürfe kommen zu einem Zeitpunkt, zu dem das Bundesheer ganz besonders um Soldatinnen wirbt.

Am 20.12.2023, vier Tage vor dem Heiligen Abend, soll der Offizier in „sehr berauschtem Zustand“ gegen 19 Uhr im Speisesaal übergriffig geworden sein. Wie aus einem anonymen Schreiben an die parlamentarische Bundesheerkommission hervorgeht, das der „Krone“ vorliegt, habe der hochrangige Soldat eine Chargin und eine Unteroffizierin unsittlich unter anderem am Po begrapscht.

Männliche Soldaten kamen zur Hilfe
Die deutlich jüngere Chargin sei „unter Tränen“ zu ihrem unmittelbaren Vorgesetzten gegangen, die Unteroffizierin hingegen hätte den grapschenden Major beschimpft. Weitere männliche Kadersoldaten seien den Frauen zu Hilfe gekommen und hätten den Major zur Rede gestellt. „Das war aber in seinem berauschten Zustand sinnlos“, heißt es weiter in dem Schreiben. 

Im Bataillon selber hat die Causa mittlerweile ein kleines Beben ausgelöst:

  • Nach der „Krone“-Anfrage am 11.3. wurde Tags darauf gegen 12.15 Uhr der Bataillonskommandant in der Krobatinkaserne, Oberst Johannes Nussbaumer, über die Vorwürfe informiert.
  • Um 13 Uhr hat dieser seine Kompaniekommandanten zusammengerufen und zur Rede gestellt. Dabei hätte der betroffene Major den Vorfall kleinlaut zugegeben.
  • Um 14.15 wurde mit einer der Soldatinnen gesprochen, die andere befand sich zu dem Zeitpunkt auf Urlaub.
  • Noch am selben Tag wurde ein mündliches Disziplinarverfahren gegen den Major eingeleitet, am Tag darauf ein schriftliches. 
  • Kurz darauf übernahm die Disziplinarabteilung des Verteidigungsministeriums den Fall, auch die Militärpolizei führt aktuell Befragungen der Beteiligten durch.

Aus der Bundesheerkommission, die parallel und unabhängig davon ermittelt, hieß es, man nehme den Vorfall „sehr ernst“ und habe diese Woche die ersten Befragungen durchgeführt. Der amtsführende Leiter der Untersuchung ist der Wehrsprecher der SPÖ, Robert Laimer: „Ich habe als Amtsvorsitzender der Kommission die beiden betroffenen Soldatinnen gestern in unser Büro in der Rossauer Lände eingeladen und eine Niederschrift verfasst. Der in der anonymen Beschwerde angeführte Beschuldigte wird ebenfalls zeitnahe eingeladen, um sich zu äußern.“

„Es gibt dafür null Toleranz“
Der Fall kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Das Bundesheer setzt derzeit auf seiner Suche nach mehr Personal immer stärker auf Frauen. „Derartige Übergriffe beschädigen unsere Anstrengungen, den Anteil der Soldatinnen zu erhöhen. Es gibt dafür null Toleranz und es wird jeder sehen, dass so ein Verhalten zu klaren Konsequenzen führt. Ich bedauere diesen Vorfall und entschuldige mich bei den Soldatinnen“, so der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberst Michael Bauer.

Seit dem 1. April 2023 können Frauen den Grundwehrdienst freiwillig absolvieren, 136 sind über diesen Weg bereits eingerückt. Österreichweit aber sind mit rund 750 Soldatinnen Frauen beim Bundesheer noch stark in der Unterzahl.

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