Moskau „entrüstet“

Das sind die ausgewiesenen Wiener Kreml-Spione

Ausland
16.03.2024 11:35

Nachdem Österreich Anfang der Woche zwei russische Diplomaten wegen mutmaßlicher Spionage für den Kreml zu unerwünschten Personen erklärt hat (wir berichteten), sind nun Details durchgesickert. Demnach dürfte es sich um einen Offizier des Militärgeheimdiensts GRU sowie einen mutmaßlichen Vertreter des Auslandsgeheimdiensts SWR handeln.

Konkret nannte die auf Investigativjournalismus spezialisierte Internetseite „The Insider“ den seit 2020 als Botschaftsrat an der russischen Botschaft in Wien akkreditierten Jewgeni A. sowie Aleksandr G., der in öffentlichen Listen seit 2021 als „Erster Botschaftssekretär“ aufscheint. Gegenüber der APA wollten weder die russische Botschaft noch das österreichische Außenministerium diese Angaben bestätigen oder dementieren. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns nicht näher dazu äußern“, erklärte eine Ministeriumssprecherin am Freitagabend.

Der Spionageexperte und Autor des Beitrags, Sergej Kanew, schrieb den genannten Personen unterschiedliche Relevanz zu: Während bei G. lediglich die Rede davon ist, dass er vor seiner Entsendung nach Österreich im Moskauer Aufklärungszentrum des GRU gearbeitet habe, sah das Medium A., einen Ex-Bewohner eines Geheimdienstwohnhauses unweit der SWR-Zentrale im Südwesten Moskaus, gar als eine der „ersten Geigen“ vor Ort: „A. ist für die Residentur des SWR in Österreich in Bezug auf politische Aufklärung verantwortlich – er beschäftigt sich insbesondere mit lokalen Beamten, Abgeordneten, Vertretern der Gesellschaft und Journalisten.“

Der Militärgeheimdienst GRU

GRU steht für „Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije“, also die „Hauptverwaltung für Aufklärung“. Er ist das leitende Zentralorgan des Militärnachrichtendienstes des russischen Militärs und befasst sich mit der Beschaffung aller militärisch relevanten Informationen und Spionageabwehr. Der GRU wird verdächtigt, zahlreiche staatliche Auftragsmorde im Ausland verübt zu haben.

Weitere „erste Geige“ enttarnt?
Genannt wurden aber auch weitere mutmaßliche Geheimdienstler an der russischen Botschaft in Wien: Eine weitere „erste Geige“ sei Semjon K. vom GRU, der laut einer geleakten Adressdatenbank in der Vergangenheit im Hauptquartier dieses Militärgeheimdienstes gemeldet war. Und Andrej P. hätte in der Vergangenheit in einer Abteilung des SWR gearbeitet, die sich mit Desinformation im Internet beschäftige.

Der Auslandsgeheimdienst SWR

Die Abkürzung SWR steht für „Sluschba wneschnei raswedki“, was zu Deutsch „Dienst der Außenaufklärung der Russischen Föderation“ bedeutet. Der russische Auslandsgeheimdienst umfasst die Tätigkeitsfelder Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Technik. Auch ist er bekannt dafür, Gegenspionage zu betreiben - also andere Nachrichtendienste auszukundschaften. Seine Mitarbeiter tarnen sich im Ausland gerne als Diplomaten oder Journalisten.

Unerwünschte Personen
Wie am Mittwoch bekannt geworden war, hatte das österreichische Außenministerium Anfang der Woche zwei Diplomaten der russischen Botschaft in Wien zu unerwünschten Personen erklärt und sie zum Verlassen Österreichs bis zum 19. März aufgefordert. Sie hätten Handlungen gesetzt, die mit ihrem diplomatischen Status unvereinbar seien, begründete das Außenministerium. In diesem Zusammenhang war am Montag auch der russische Botschafter in Wien, Dmitri Ljubinski, in das Ministerium zitiert worden.

Moskau droht mit Gegenmaßnahmen
Die russische Botschaft zeigte sich in Folge über die Entscheidung Wiens „entrüstet“, und das Außenministerium in Moskau bestellte am Donnerstag den österreichischen Botschafter in Moskau, Werner Almhofer, ein und kündigte Gegenmaßnahmen an. Denkbar wäre, dass auch Moskau Österreicher ebenso zu personae non gratae erklärt. An der österreichischen Botschaft in Moskau arbeiteten laut Angaben des Wiener Außenministeriums zuletzt 16 Personen mit Diplomatenstatus, an der bilateralen russischen Botschaft in Wien sowie am Generalkonsulat in Salzburg waren es 60.

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