Vier Wochen vor Wahl

Das große Schmollen über die Umfragen

Tirol
16.03.2024 10:00

Die Innsbrucker Volkspartei hat wenige Wochen vor der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl ein Problem, das nur sie selbst lösen kann. Ähnliche Herausforderung gab es bereits schon in den 1990er-Jahren.

Traue niemals einer Umfrage, die du nicht selbst erfunden oder gefälscht hast. Diese Aussage feiert vor allem in Vorwahlzeiten fröhliche Urständ. Das bedeutet auch: Je nachdem, wie eine Umfrage ausfällt, ob sie einem wohlgesinnt ist oder eben nicht, wird ihr eine gewichtige Aussagekraft zugeschrieben oder sie landet als Fliegengewicht im Rundordner nebst dem Schreibtisch bzw. heutzutage freilich im Papierkorb des E-Mail-Programms.

Umfragen sahen FPÖ vorne
Die „Tiroler Krone“ hatte im Jänner eine Umfrage zur Gemeinde- und Bürgermeisterwahl in Innsbruck in Auftrag gegeben. Mit einem Sample von 800 Teilnehmern, was mittlerweile dem Standard für Seriosität entspricht. Die Ergebnisse hatten es in sich. Die Wiedervereinigung „Das neue Innsbruck“ (bestehend aus Für Innsbruck, ÖVP und dem Seniorenbund) schnitt eher schlecht ab, die aus der ÖVP abgespaltete Gruppierung „Ja – Jetzt Innsbruck“ hingegen überraschend gut. Voran lagen die Freiheitlichen, gefolgt von den Grünen.

Vor allem so manchem Hinterbänkler in der Innsbrucker ÖVP scheinen Umfragen, die nicht die „richtigen Ergebnisse“ liefern, ein Dorn im Auge. Sodass sie augenscheinlich bei sich bietenden Gelegenheiten die Ergebnisse ins Lächerliche zu ziehen versuchen. Was natürlich legitim ist. Denn – siehe oben – es ist nur allzu menschlich, dass nur Umfragen Geltung bekommen, die es gut mit einem meinen. Spieglein, Spieglein an der Wand

Abspaltung vor 30 Jahren
Aber möglicherweise ist genau das das Problem der Innsbrucker VP. Nämlich, dass sie irgendwann „stehen geblieben“ ist. Seither realitätsfremd und schmollend durch die Innsbrucker Straßen zieht, wenn sie bei Wahlen Verluste einfährt. Vielleicht ist das seit der Abspaltung im Jahre 1994 so, also vor exakt 30 Jahren. Damals hatte ein politisch eher wenig bekannter Doppeldoktor namens Herwig van Staa genug von der Alt-ÖVP unter Bürgermeister Romuald Niescher.

Er gründete die Liste „Für Innsbruck“. Gelb war deren Farbe bei der Präsentation. Als „Kanarienvögel“ wurden sie runtergemacht und belächelt. Spätestens am Wahlabend zwitscherten diese „Vögel“ Freudengesänge, nachdem sie fast 23 Prozent Zuspruch hatten. Die ÖVP stürzte im freien Flug auf 18 Prozent ab. Die Schwarzen trugen Trauer. „Obervogel“ Van Staa acht Jahre lang die Bürgermeisterkette – ehe er 2002 Landeshauptmann wurde.

Möglicherweise hat die Innsbrucker VP nun ein Déjà-vu-Gefühl, weil sich Parallelen zu 1994 auftun. Was damals Van Staa war, könnte diesmal Johannes Anzengruber mit „Ja – Jetzt Innsbruck“ sein. Vielleicht wird dann abermals geschmollt, anstatt zu beginnen, endlich weniger abgehobene Politik zu machen, hingegen sich selbst ohne Tabus zu hinterfragen.

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