Auch in der Ukraine

„Das größte Problem ist der Fachkräftemangel“

Kärnten
08.03.2024 18:59

Rund 1000 österreichische Unternehmen sind in der Ukraine aktiv, 200 betrieben eigene Niederlassungen vor Ort. In Workshops informiert die Wirtschaftskammer sie über die Sicherheits- und Wirtschaftssituation.

„Das Bild, das in den Medien von der Ukraine gezeichnet wird, ist zu drastisch. In der Hauptstadt Kiew verläuft das Leben ganz normal. Abends kann man dort genauso sicher spazieren gehen wie in Klagenfurt“, erklärt der Sicherheitsexperte Axel Wochinger, Geschäftsführer von Result Group. „Bis zur Front sind es bis zu 700 Kilometer, dort sieht die Lage natürlich anders aus.“

Das Unternehmen, das sich auf Sicherheitsberatung von Firmen spezialisiert hat, unterteilt das Land in drei „Zonen“. Rund um Kiew ist ein völlig normales Wirtschaftsleben möglich, im Grenzgebiet zu Belarus und am Schwarzen Meer ist vermehrt mit Gefahr zu rechnen und im Frontbereich geht derzeit nichts.

Ukraine militärisch unter Druck
„Die zweite russische Offensive verläuft leider gut, die Ukraine kommt immer mehr unter Druck und braucht dringend Geld, Munition und Technik“, zeichnet Wochinger kein rosiges Bild. „Auch die derzeitige Diskussion um die ,Taurus‘-Marschflugkörper läuft unter dem Motto ,too little, too late‘. Wenn im Frontgebiet die russische Zugverbindung steht, hilft der auch wenig.“ Besonders erfolgreich sei auch der russische Informationskrieg im Internet, der zu einer Trennung der westlichen Gesellschaft beitrage.

Der Konflikt in der Ukraine

  • Annexion der Krim am 18.03.2014
  • Russischer Überfall am 24.02.2022
  • 10.582 getötete Zivilisten laut UNO-Kommission für Menschenrechte
  • 31.000 getötete ukrainische Soldaten

Und zwischen all dem läuft die ukrainische Wirtschaft weiter - auch mit österreichischer Beteiligung. „Rund 1000 Firmen sind dort aktiv, 200 haben eigene Niederlassungen vor Ort. Die Stimmung ist aber relativ gut“, erklärt Georg Weingartner, Wirtschaftsdelegierter in Kiew. „Bei einer Umfrage planen über 90 Prozent keine oder nur eine leichte Reduktion der Tätigkeiten. Für die nächsten sechs Monate sehen sie keine großen Veränderungen.“

Fachkräftemangel als größtes Problem
Das größte Problem für die Wirtschaft ist nicht der Krieg und die Kampfhandlungen. „Zwischen Migration und einer stärkeren Mobilisierung für die ukrainische Armee finden die Unternehmen immer schwerer Fachkräfte, das hindert die Produktion“, so Weingartner. „Es gibt auch einen Rückgang bei den Aufträgen, dafür sind Energie und Kommunikation kein Problem mehr.“

Im Fokus der Teilnehmer des Workshops, der von der Wirtschaftskammer in allen Bundesländern veranstaltet wird, ist vor allem der Wiederaufbau. „Da gibt es natürlich noch keinen realistischen Zeitrahmen. Wir unterstützen Firmen hauptsächlich bei logistischen Fragen und bei der Absicherung von Aufträgen“, erklärt der Wirtschaftsdelegierte.

Für die Ukraine ist immens wichtig, dass die Wirtschaftsaktivitäten weiterlaufen. „Der Krieg kostet viel Geld und wird auch über Steuern finanziert. Wenn es der Wirtschaft gut geht, ist die Ukraine weniger auf finanzielle Unterstützung angewiesen“, erklärt Oksana Myronko, European Business Association. „Wir unterstützen gut 900 europäische Firmen bei ihren Tätigkeiten - vor allem im Bereich von Logistik.“ Denn Waren kommen nur über den Land- und den Seeweg ins Land - deswegen ist auch das Schwarze Meer so umkämpft.

Firmen wollen trotzdem investieren
Im Netzwerk plant gut ein Viertel sogar, stärker in der Ukraine zu investieren. „Durchschnittlich werden für die Projekte acht Millionen Dollar veranschlagt“, so Myronko. „Bei Kriegsbeginn wurden Tätigkeit teils eingefroren, aber bald wieder aufgenommen.“ Auch Myronko stellt den Fachkräftemangel als größtes Problem dar. „Immerhin können Unternehmen 50 Prozent der Belegschaft reservieren, die dann nicht mobilisiert werden können“, relativiert die Expertin.

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