Berlin bestätigt Fall
Deutsche Offiziere abgehört: Mitschnitt im Netz
Russland hat ein internes Gespräch von deutschen Bundeswehroffizieren über Details einer möglichen Taurus-Lieferung an die Ukraine abgehört. Ein Mitschnitt kursiert im Internet. Mittlerweile hat auch das deutsche Verteidigungsministerium den Fall bestätigt.
Die Chefin des russischen Staatssenders RT, Margarita Simonjan, hatte am Freitag einen Audiomitschnitt des rund 30-minütigen Gesprächs veröffentlicht. Darin sind ranghohe Offiziere der Luftwaffe zu hören, wie sie über theoretische Möglichkeiten eines Einsatzes deutscher Taurus-Marschflugkörper durch die Ukraine diskutieren.
Ein Mitschnitt kursiert im Internet:
Berlin bestätigt Abhörfall bei der Luftwaffe
Mittlerweile geht auch das deutsche Verteidigungsministerium davon aus, dass ein internes Gespräch von Luftwaffen-Offizieren abgehört worden ist. „Es ist nach unserer Einschätzung ein Gespräch im Bereich der Luftwaffe abgehört worden. Ob in der aufgezeichneten oder verschriftlichten Variante, die in den sozialen Medien kursieren, Veränderungen vorgenommen wurden, können wir derzeit nicht gesichert sagen“, sagte eine Ministeriumssprecherin am Samstag.
Ausbildung ukrainischer Piloten
Im Gespräch gehe es unter anderem darum, wie man bei der Ausbildung von ukrainischen Piloten und der Programmierung der Systeme helfen könnte. Zudem werde über mögliche Ziele gesprochen. Unter anderem würden Munitionsdepots und die strategisch wichtige Kertsch-Brücke erwähnt, die die von Russland annektierte Halbinsel Krim mit dem Festland verbindet. Der „Spiegel“ schreibt, die Aufnahmen würden als authentisch eingestuft. Das Gespräch sei authentisch und habe stattgefunden, meldet auch die dpa.
Scholz vorsichtig bei Taurus-Lieferungen
Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz versprach rasche Aufklärung. Am Rande eines Besuchs im Vatikan sprach der SPD-Politiker am Samstag von einer „sehr ernsten Angelegenheit“. Auf eine Frage der dpa nach möglichen außenpolitischen Schäden sagte er: „Deshalb wird das jetzt sehr sorgfältig, sehr intensiv und sehr zügig aufgeklärt. Das ist auch notwendig.“
Scholz lehnte bisher die Lieferung der Marschflugkörper entschieden ab. Nach den Berichten setzten die Offiziere bei ihrem Gespräch voraus, Scholz habe grünes Licht für die Taurus-Lieferung gegeben.
Politiker besorgt über Berichte
Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages, Konstantin von Notz (Grüne), sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Sollte sich diese Geschichte bewahrheiten, wäre das ein hochproblematischer Vorgang.“ Es stelle sich die Frage, ob es sich um einen einmaligen Vorgang oder ein strukturelles Sicherheitsproblem handle.
Der CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter warnte vor einer Veröffentlichung weiterer abgehörter Gespräche. Er sagte dem ZDF: „Es werden sicher noch etliche andere Gespräche abgehört worden sein und gegebenenfalls zu späteren Zeitpunkten im Sinne Russlands geleakt werden.“
Es sei davon auszugehen, „dass das Gespräch ganz gezielt durch Russland zum jetzigen Zeitpunkt geleakt wurde in einer bestimmten Absicht. Diese kann nur darin liegen, eine Taurus-Lieferung durch Deutschland zu unterbinden.“
Moskau fordert „Erklärungen von Deutschland“
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums forderte indes „Erklärungen von Deutschland“. Versuche, die Beantwortung dieser Fragen zu vermeiden, „werden als Schuldeingeständnis bewertet werden“, sagte Maria Sacharowa.
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