Als der Bundespräsident am Mittwoch appellierte, doch einmal kurz innezuhalten und sich im Tonfall zu mäßigen, waren die Aschermittwoch-Reden längst geschrieben. FPÖ-Chef Herbert Kickl hätte der Aufruf ohnehin kaltgelassen. Immerhin bezeichnete er Alexander Van der Bellen, der einen Automatismus beim Auftrag einer Regierungsbildung ausgeschlossen hatte, despektierlich als „Mumie in der Hofburg“.
Auch Andreas Babler, Debütant beim diesjährigen „Politischen Aschermittwoch“, schreckte nicht vor Ausdrücken wie „Angstbeißer“ (für Kickl) oder „die Burger-lichen“ (für die ÖVP) zurück. Mahnung hin oder her. Und Karl Nehammer hatte gleich gar nicht vor, sich im Tonfall zu vergreifen.
Drei Mahnungen in vier Monaten. Die Abstände, in denen der Präsident zur Abrüstung der Worte aufruft, werden immer kleiner. Bei seiner Rede am Nationalfeiertag warnte er die Spitzenpolitiker vor Populismus. Dieser hole nicht das Beste aus den Menschen hervor, sondern das Niedrigste. In der Neujahrsansprache bat er, im Wahlkampf Argumente auszutauschen statt Anschuldigungen.
Ist Van der Bellen also so etwas wie ein Mahner in der Wüste?
Jedenfalls eine verlässliche Stimme der Vernunft. In den Parteizentralen und im digitalen Orbit mag sie oft verhallen, aber ihre Kernbotschaft bleibt. Dass es auch eine Zeit nach den Wahlen geben wird. Und da sollten alle einander noch in die Augen schauen können.
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