„Das Einzige, was schlimmer ist als völlige Verzweiflung, ist die Verzweiflung, gepaart mit einem Gefühl der Hoffnung“, schreibt der 35-jährige Ziad in seinem Tagebuch, das er seit Anfang des Kriegs aus dem Gazastreifen an den „Guardian“ schickt. Notizen aus einer Hölle, wie wir sie uns kaum vorstellen können. „Es ist, als ob dir jemand den Kopf unter Wasser drückt und dich dann für wenige Sekunden Luft schnappen lässt. Das ist, was wir durchmachen müssen: ein bitterer Moment nach dem anderen, mit einer Ahnung des Guten.“
Alle paar Tage berichtet Ziad von diesem „immer schlimmer werdenden Albtraum“, von dem Gefühl des Eingesperrtseins, der Angst vor jeder SMS, die doch nur von verstorbenen Verwandten oder Freunden künden könnte, und vom Tod, der zum beklemmenden Alltag geworden ist. „Der Todesengel fliegt über den Himmel von Gaza ohne Pause.“ Und er fragt sich, ob die Menschen „die unser Elend miterleben und beobachten, so weit sind, dass sie uns nur noch als Nachrichten betrachten.“
Das Tagebuch von Ziad berührt so sehr, weil es den „Nachrichten“, den Zahlen von Verletzten und Toten, dem unsäglichen Leid ein Gesicht, eine Erzählung gibt. Und ahnen lässt, wie sinnlos Netanyahus Versprechen eines „sicheren Korridors für Zivilisten“ ist, wenn der Bevölkerung Gazas nirgendwo mehr Luft zum Atmen bleibt. Und der Tod überall lauert. Vielleicht auch schon auf Ziad - sein letzter Eintrag war am 5. Februar . . .
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.