„Weil es funktioniert“

Heimische Klimaaktivisten wollen „kleben“ bleiben

Österreich
30.01.2024 21:15

Die Letzte Generation in Deutschland hat angekündigt, künftig auf das „kleben“ verzichten zu wollen. Stattdessen soll auf andere, „ungehorsame“ Protestformen gesetzt werden. Was bedeutet das für den österreichischen Ableger der Klimaaktivisten?

Marina Hagen-Canaval, Sprecherin von der Letzten Generation Österreich, kündigte am Dienstag an, es ihren deutschen Kollegen nicht nachmachen zu wollen. Die Proteste würden hierzulande „manchmal mit Kleber, manchmal ohne“ weitergeführt werden.

Gleichzeitig betonte sie, dass auch in Österreich das Protest-Portfolio erweitert werde: „Wir probieren Farbproteste aus, kreative Proteste, Eventcrashs und so weiter. Aber wir werden weiterhin ab und zu kleben in Österreich“, erklärte sie in einem Interview mit dem Radiosender „FM4“.

Sprecherin: Kleben funktioniert!
Aktuell sei der Protest auf der Straße noch zu effektiv. „Wir sehen es im Medienniederschlag, wir sind sehr datengetrieben. Wenn wir uns irgendwo auf einen Gehsteig stellen mit einem Schild, dann interessiert das halt einfach leider niemanden. Aber wenn wir einmal auf der Straße protestieren, dann gibt es entsprechende Medienberichterstattung“, so Hagen-Canaval. Es gehe schließlich um keinen Beliebtheitswettbewerb, sondern um existenzielle Bedrohungen.

Der Sprecherin zufolge wolle sich auch in Österreich „niemand“ an Kreuzungen kleben, aber: „Wir tun es nur, weil es funktioniert.“ Die unbeliebte Protestform würde gewählt werden, um den Menschen zuzurufen: „Hallo, bitte wacht auf, wir befinden uns in einer Notsituation!“

Gegenüber krone.at ließ die Letzte Generation mitteilen: „Mit jedem Tag, den die Regierung ohne Klimaschutzmaßnahmen verstreichen lässt, werden unsere Proteste größer, drastischer und entschlossener.“ Ab dem 26. Februar werde wieder auf den Straßen Wiens protestiert.

Die Erklärung des deutschen Ablegers zum Nachlesen:

Alles Weitere liege an Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP): „Wenn er endlich beginnt, die Klimakrise wie eine Krise zu behandeln und die Forderungen des Klimarates umsetzt, protestieren wir im Februar nicht.“ Der Klimarat schlage zum Beispiel ein Vernichtungsverbot für Neuware oder massiv erhöhte Förderungen für Gebäudesanierungen vor. „Wir fragen uns, warum gibt es das nicht schon längst?“ Bis dahin wollten die Klimaaktivisten weiter auf Österreichs Straßen wachrütteln.

Grünen üben Kritik
Ob diese Botschaft auch genau so bei Betroffenen ankommt, wird breit in Zweifel gezogen. Die grüne Klimaministerin Leonore Gewessler ließ bereits Ende Dezember mitteilen, dass sie Klebeaktionen nicht für das geeignete Mittel hält, um den Klimaschutz voranzutreiben.

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Auf allen Seiten ist der Blick für Maß und Ziel verloren gegangen.

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Leonore Gewessler

„Fridays For Future“ habe dagegen die Klimapolitik in Europa deutlich beschleunigt. Die Ministerin glaubt, „dass wir im Green Deal in vielerlei Hinsicht nicht so weit wären“, wenn die Gruppierung nicht jeden Freitag friedlich protestiert hätte. Die aktuelle Diskussion und die Aktivitäten der Letzten Generation würden aber zeigen, dass „auf allen Seiten der Blick für Maß und Ziel verloren gegangen ist“. Gewessler könne den Unmut vieler Menschen verstehen, wenn Straßen auf dem Weg in die Arbeit oder zur Schule blockiert werden.

„Da muss man sich auch die Frage gefallen lassen, ob das dem gemeinsamen Anliegen Klimaschutz noch nutzt oder schon mehr schadet“, sagte Gewessler. Ziel beim Klimaschutz in einer parlamentarischen Demokratie sei es schließlich, Mehrheiten zu finden. Immer mehr Menschen zu verärgern, sei hierfür nicht förderlich. Sie selbst habe in ihrer Zeit als Aktivistin zu anderen Aktionsformen gegriffen: „Ich bin dort hingegangen, wo die Entscheidungen fallen und habe protestiert.“

Bevölkerung verliert Geduld
72 Prozent der Österreicher befürworten eine Bestrafung von Klimaaktivisten der Letzten Generation, Extinction Rebellion und anderer Gruppen. Das geht aus einer Umfrage (1141 Befragte) des Meinungsforschungsinstitutes OGM im Auftrag des „Kurier“ hervor, über die das Blatt Ende Dezember berichtete.

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