Grausige Details

Frau als Sklavin in Bosnien: Hunger, Prügel und Folter

Ausland
29.05.2012 15:12
Nach und nach kommen immer mehr Details über das tragische Schicksal jener 19-jährigen Deutschen ans Tageslicht, die von einer bosnischen Familie aus einem Dorf bei Tuzla jahrelang misshandelt worden sein soll. Das Opfer hat den Behörden von einer Vielzahl von gewalttätigen Übergriffen durch das festgenommene Ehepaar Milenko und Slavojka M. sowie eine Tochter der beiden Verdächtigen berichtet.

Die junge Frau sei zu der Familie in den kleinen Ort im Nordosten von Bosnien und Herzegowina gekommen, als sie elf Jahre alt war. Ihre Mutter heiratete Milenko M. am 15. Juni 2006 in Zvornik, einer Stadt östlich von Tuzla. M. hatte damals aber bereits eine Ehefrau, bei der zweiten Eheschließung ging es wohl um Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen. Der leibliche Vater der 19-Jährigen, mit dem sie bis zu ihrem achten Lebensjahr in Kontakt gestanden habe, lebe in der deutschen Lutherstadt Eisleben.

Die schweren Übergriffe hätten begonnen, als sie 15 Jahre alt war, sagte die junge Frau laut einem Bericht der Tageszeitung "Dnevni avaz" vom Dienstag, die sich auf Aussagen des Opfers gegenüber den Ermittlern beruft. Sexuellen Misshandlungen war sie nach eigenen Angaben aber nicht ausgesetzt.

Folter mit glühendem Messer
Die 19-Jährige bestätigte der Zeitung zufolge fast alle Angaben der Nachbarn - diese hatten letztlich Alarm geschlagen und so die Befreiung der Frau ermöglicht -, wie sie gequält worden sei. So hätten sie ihre Peiniger bei einer Gelegenheit eine ganze Woche lang hungern lassen und dabei schwer verprügelt.

Der Sohn eines Bruders ihres Stiefvaters Milenko M. habe ihr damals mit einem glühenden Messer Schnitte im Gesicht und am Körper zugefügt. Ein anderes Mal habe sein Vater Zoran in betrunkenem Zustand ihren Kopf gegen eine Wand geschlagen. Zuletzt sei sie besonders häufig von einer Tochter des Ehepaares M. misshandelt worden.

Derzeit ist die 19-Jährige in einem Frauenhaus untergebracht. Sie soll zuvor wiederholt versucht haben, zur Polizei in der Kleinstadt Kalesija zu gelangen. Ihre Peiniger hätten sie daran aber immer gehindert.

Beschuldigte orten "Verschwörung" der Nachbarn
Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft in Tuzla, Admir Arnautovic, lägen viele kontroverse Aussagen sowohl der Mutter der 19-Jährigen als auch des Ehepaares Milenko und Slavojka M. vor. Die Mutter, eine Deutsche, hatte in den vergangenen Tagen alle Vorwürfe zurückgewiesen. Auch Mitglieder der Familie M. bestritten die Misshandlungen und sprachen von einer "Verschwörung" der Nachbarn. Die junge Frau sei nur deshalb nicht in die Schule gegangen, weil sei geistig zurückgeblieben sei.

Die Justiz hatte am Wochenende ihren Fall öffentlich gemacht und bestätigt, dass das Opfer jahrelang "wie eine Sklavin gehalten" worden sei. Die Polizei hatte die 19-Jährige am 17. Mai verängstigt, verwirrt und verletzt in einem Wald entdeckt, nachdem Nachbarn Alarm geschlagen hatten (siehe Infobox).

Mutter arbeitete regelmäßig auch in Österreich
Der Fall zieht seine Spuren auch nach Österreich. Nach Angaben der 19-Jährigen hielt sich ihre Mutter Christina zum Arbeiten häufig in Deutschland und auch in Österreich auf. Auch die Deutsche erklärte der Polizei, sie habe wiederholt als Putzfrau in Österreich gearbeitet und Familie M. regelmäßig "Sorgegeld" für ihre Tochter geschickt.

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