Elfer-Drama im Finale

Bayern am Boden – Chelsea gewinnt die Champions League

Sport
19.05.2012 23:32
Drama dahoam: Bayern Münchens großer Traum vom historischen Triumph im eigenen Stadion ist auf brutale Weise geplatzt. Trotz Riesenchancen im Überfluss unterlag der deutsche Rekordmeister dem destruktiven englischen Pokalsieger FC Chelsea am Samstagabend im Champions-League-Finale mit 3:4 im Elfmeterschießen. Nach 90 und 120 Minuten war es 1:1 gestanden. Der FC Bayern machte dabei wie 1999 gegen Manchester United die bittere Erfahrung, eine Führung kurz vor dem Ziel zu verspielen.

Nach dem späten 1:0 durch einen Kopfball von Thomas Müller (83.) rettete sich das bis dahin sehr passive Chelsea dank eines Treffers von Didier Drogba (88.) in die Verlängerung und schließlich ins Elfmeterschießen, bei dem den Bayern-Profis Ivica Olic und Bastian Schweinsteiger die Nerven versagten. Präsident Uli Hoeneß litt auf der Tribüne Höllenqualen.

Stimmen zum Spiel findest du in der Infobox!

Bayern steht mit leeren Händen da
Arjen Robben (95.) hatte zuvor einen Foulelfmeter verschossen - wie schon im entscheidenden Spiel bei Borussia Dortmund um den Meistertitel. Die Bayern warten somit weiter auf ihren fünften Sieg im wichtigsten Europapokal. Die Münchner gaben zwar alles, standen aber am Ende mit leeren Händen da - ihnen bleiben nach Platz zwei in der Meisterschaft und dem verlorenen Pokal-Finale drei Vize-Titel. Chelsea setzte sich erstmals die Krone des europäischen Klubfußballs auf.

Beide Mannschaften legten zunächst ein geradezu wahnwitziges Tempo vor. Auch Chelsea, wie erwartet defensiv eingestellt, rannte blitzschnell nach vorne, wenn sich die Gelegenheit ergab, was aber selten vorkam: Zumeist spielte sich das Geschehen in der Spielhälfte der Mannschaft aus London ab. Die Bayern waren auf ein schnelles Tor aus. Die Angriffe liefen dabei zunächst über Toni Kroos.

Kroos gab den Spielgestalter an der Seite von Schweinsteiger, da Holger Badstuber, David Alaba und Luiz Gustavo für das Endspiel gesperrt fehlten. Jupp Heynckes hatte für die Gesperrten Anatolij Timoschtschuk, Diego Contento und Müller aufgeboten. Chelsea musste auf vier Spieler wegen Sperren verzichten, darunter Kapitän John Terry. Teammanager Roberto Di Matteo wählte als eine der Alternativen überraschend den 22 Jahren alten Ryan Bertrand aus.

Chelsea hält Bayerns Druck stand
Defensivspezialist Bertrand sollte auf den linken Seite den Vorwärtsdrang von Philipp Lahm und Robben stoppen. Die Bayern erwiderten dessen Einsatz auf ihre Art: Robben wich oft in die Mitte aus, überließ Müller die rechte Seite. Ein gelungener Schachzug: Nach einer Viertelstunde geriet der FC Chelsea trotz humorloser Verbarrikadierung des eigenen Tores zunehmend unter Druck, es kam dennoch zu tumultartigen Szenen im Strafraum der Engländer - dabei lenkte Torhüter Petr Cech einen Schuss von Robben grandios ans Lattenkreuz (21.).

Der FC Bayern dominierte und drängte, der FC Chelsea mauerte und konterte. Den ersten Schuss aufs Münchner Tor gaben die Engländer erst in der 34. Minute ab - durch einen Freistoß von Juan Mata. Im Gegenzug hatte Müller nach Flanke des soliden Contento die Führung auf dem Fuß - daneben (35). Kurz darauf war Manuel Neuer bei einem Schuss von Salomon Kalou (37.) zur Stelle, dann waren die besten drei Minuten von Chelsea schon vorbei - und Gomez verpasste aus guter Position die Führung: Rücklage, der Ball flog über das Tor (42.).

Drogba lange Zeit abgemeldet
Gleich nach Seitenwechsel schrie der Münchner Anhang erstmals lauthals einen Torjubel heraus - der Treffer von Franck Ribery wurde aber von Schiedsrichter Pedro Proença aus Portugal, der Schweinsteiger schon nach 108 Sekunden wegen eines Handspiels die Gelbe Karte gezeigt hatte, berechtigterweise nicht anerkannt. Die Münchner Abwehr blieb über weite Strecken beschäftigungslos, zog sich aber im Ernstfall gut aus der Affäre. Timoschtschuk und Contento zeigten eine solide Leistung. Jerome Boateng leistete sich ein paar überflüssige Fouls, stand aber ansonsten gut. Drogba, der gefürchtete Angreifer von Chelsea, hatte lange mehr Szenen im eigenen als im Münchner Strafraum.

Chelsea hatte jede Hilfe nötig. Der viermalige englische Meister stand unter Druck, brachte aber immer wieder einen Körperteil dazwischen, bis die Münchner endlich den längst überfälligen Führungstreffer erzielten. Nur äußerst sporadisch erreichten die "Blues" den Strafraum der Bayern - aber dann, nur zwei Minuten vor Schluss, reichte Drogbas Extraklasse für den Ausgleich und das Drama nahm seinen Lauf.

Das Finale sorgte für einen Fan-Ansturm und beeindruckende TV-Zahlen. Das Spiel wurde in über 200 Ländern übertragen, geschätzte 200 Millionen Zuschauer waren live dabei. In München wurden beim Public Viewing im Olympiastadion 65.000 Fans gezählt, auf der Theresienwiese rund 30.000 Fußballbegeisterte.

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(Bild: KMM)



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