Kein anderer Wiener Bezirk erlebt in den nächsten Jahren einen so starken Zuzug wie die Donaustadt. Das zeigt die aktuelle Bevölkerungsprognose. Diese Entwicklung bereitet Sorgen. Gibt es genug Schulen, Öffis, Nahversorger? Und werden zu viele wertvolle Böden für Satellitensiedlungen geopfert?
Ein Blick auf die Straßen zeigt: In der Donaustadt schießen die Wohnblöcke wie Schwammerln aus dem Boden. Den starken Zuzug belegt auch die aktuelle Bevölkerungsprognose des Landes Wien: Der 22. Bezirk soll bis 2043 von derzeit 212.000 auf 310.000 Einwohnern anwachsen.
Das ist ein enormer Anstieg und der weitaus größte aller 23 Bezirke. Ein noch schlimmeres Szenario befürchtet Gemeinderat Anton Mahdalik (FPÖ). Nach seiner Schätzung könnten künftig bis zu 400.000 Menschen in seelenlosen Satellitensiedlungen den Bezirk bevölkern. Das wäre zweimal so viel wie Linz (!). Und nur zum Vergleich: Vor 20 Jahren zählte die Donaustadt nicht mal 150.000 Bewohner.
Mahdalik, selbst Donaustädter, bezieht seine Berechnungen auf die riesigen Brachland- und Ackerflächen, die mit Bausperre belegt sind. Eine Bausperre verhängt die Stadt, wenn dort Entwicklungen - besonders Wohnbau - stattfinden soll.
20 Millionen Euro für Acker
Auffällig dabei: In Essling und Süßenbrunn sind auf Online-Plattformen weitläufige Felder inseriert. Und zwar - obwohl kilometerweit von U-Bahn, Supermarkt & Co. entfernt - zu horrenden Preisen. Kaufpreise, die sich für Immobilienentwickler nur rechnen, wenn dort künftig lukrative Wohnsiedlungen entstehen. Für einen Acker (55.000 Quadratmeter, kein Bauland) werden mehr als 20 Millionen Euro verlangt.
Grenzenloses Wachstum für die Taschen von Immobilienspekulanten geht auf Kosten von Natur und Lebensqualität.
Gemeinderat Anton Mahdalik (FPÖ)
Die zuständige MA 21 (Planung) erklärt dazu: Die betreffenden Flächen in Essling seien definitiv nicht als Bauland ausgewiesen. In Süßenbrunn, im Randbereich eines Stadtentwicklungsgebietes, sei die künftige Nutzung noch unklar. „Die Zubetonierung des 22. Bezirks und die Versiegelung wertvoller Acker- und Grünflächen muss beendet werden. Grenzenloses Wachstum für die Taschen von Immobilienspekulanten geht auf Kosten von Natur und Lebensqualität“, wettert der blaue Planungssprecher.
Die MA21 spricht von einem „Leitbild Grünraum“ sowie einem agrarstrukturellem Entwicklungsplan.
Beides soll dem zügellosen Zubetonieren wertvollen Bodens klare Grenzen setzen. Allerdings wird betont, dass Grünräume in nicht unerheblichen Ausmaß auch innerhalb (!) von Entwicklungsgebieten liegen können.
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