Angst vor Islamisten?

Deswegen nehmen Nachbarn keine Palästinenser auf

Ausland
06.11.2023 15:19

Obwohl die ägyptische Regierung verletzte Zivilpersonen aus dem Gazastreifen behandeln lässt, will sie keine Flüchtlinge aufnehmen. Ähnliches ist auch in Jordanien, Syrien und dem Libanon zu beobachten. Die jordanische Luftwaffe hat kürzlich medizinische Hilfe über dem Gazastreifen abgeworfen, Flüchtlinge sollen aber auch dort nicht aufgenommen werden.

„Sie sollten in ihrem Land bleiben“, stellte der ägyptische Präsident Abdel Fatah-al-Sisi direkt nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober klar. Die Gründe, warum einige arabische Regierungen keine Flüchtlinge aus dem Gazastreifen aufnehmen wollen, sind unterschiedlich.

Die Grenze zu Ägypten wurde und wird nur in Ausnahmefällen für Palästinenserinnen und Palästinenser geöffnet, etwa für Schwerkranke oder Schwerverletzte. Der offizielle Grund ist, dass die Regierung befürchtet, dass die Menschen dauerhaft aus dem Gazastreifen vertrieben werden könnten, wenn sie ihn erst einmal verlassen haben.

Verletzte in einem Krankenhaus im Gazastreifen
Verletzte in einem Krankenhaus im Gazastreifen(Bild: APA/AFP/Bashar TALEB)

Ein weiterer Grund ist laut Medienberichten, dass sich die politisch instabile Sinai-Halbinsel in den vergangenen Jahren zum Rückzugsort für militante Islamistinnen und Islamisten entwickelt hat. Sollte der Rafah-Grenzübergang geöffnet werden, fürchtet die ägyptische Regierung, dass auch Unterstützende der Hamas den Gazastreifen verlassen und sich mit den Dschihadisten zusammenschließen könnten.

Historische Vorbehalte
Jordaniens Regierung hat ebenfalls das Argument, dass Palästinenserinnen und Palästinenser dauerhaft ihre Heimat verlieren könnten. Darüber hinaus gibt es historische Vorbehalte. So haben beispielsweise radikalisierte Palästinenserinnen und Palästinenser 1970 ein Attentat auf den damaligen jordanischen König Hussein I. verübt. Dessen Israel-Politik war ihnen zu liberal. Das Verhältnis zwischen den Bevölkerungen Palästinas und Jordaniens ist bis heute oft nicht gut.

Flüchtlinge aus Palästina sitzen vor verschlossenen Grenzen fest - nur im Ausnahmefall dürfen ...
Flüchtlinge aus Palästina sitzen vor verschlossenen Grenzen fest - nur im Ausnahmefall dürfen sie aus dem Krisengebiet heraus.(Bild: AFP)

Andere arabische Länder wie Syrien und der Libanon haben selbst mit Kriegen und hohen Flüchtlingszahlen zu tun. In Syrien herrscht bereits seit mehr als einem Jahrzehnt Krieg, der Libanon wiederum hat bereits 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien. Die iranische Regierung ist der größte Unterstützer der Hamas und will Israel selbst von der Landkarte tilgen.

Wirtschaftliche Aspekte
Oft spielen auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Die Golfstaaten Katar, Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate haben zwar keine Geldprobleme, wollen aber lediglich reiche Ausländerinnen und Ausländer aus dem Westen ins Land lassen.

Trotz dieser Haltung sympathisiert die arabische Welt immer wieder laut und offen mit den Palästinenserinnen und Palästinensern. So verurteilen die Regierungen beispielsweise die Angriffe oder betonen die Notwendigkeit von humanitärer Hilfe. „Es ist unsere Pflicht, den Brüdern und Schwestern zu helfen, die im Krieg gegen Gaza verletzt wurden. Wir werden immer für unsere palästinensischen Brüder und Schwestern da sein“, schrieb beispielsweise der jordanische König Abduallah II. in der Nacht auf Montag (siehe Video oben).

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt