Nach Hinterwandinfarkt

„Wie Begegnung mit Tod zu besserem Leben führte“

Tirol
01.11.2023 08:35

Seit fast genau acht Jahren hat Hubert Berger „keine Angst mehr vor dem Tod“. Wie seine Begegnung mit dem Ende zu einem besseren Leben geführt hat, erzählt der „Krone“-Redakteur.

Von einem Tag auf den anderen konnte ich nicht mehr gerade stehen, liegen oder sitzen, da ich in dieser Körperhaltung einen stechenden Schmerz von meinen Hüften aufwärts, über den Rücken zu meinen Schulterblättern spürte. Ich machte mir keine Sorgen, da ich dachte, das wird nur ein eingeklemmter Nerv sein - das geht vorüber. Aber es ging nicht vorüber. Am Morgen des 18. November 2015 fasste ich den Entschluss, einen Arzt zu konsultieren.

Ich frühstückte und ging ins Bad, um meine Morgentoilette zu verrichten. Fertig angezogen und aufbruchsbereit, wurde mir schlecht und ein unvorstellbar stechender Schmerz fuhr von meinem linken Arm ausgehend Richtung Herz und nahm dieses in Sekundenbruchteilen in Beschlag - es war ein Gefühl, als würde es in einer „Eisernen Jungfrau“ stecken, deren inwendig angebrachte Stacheln es durchdringen.

Ein Gefühl wie in einem frischen Daunenbett
Im selben Augenblick umfing mich eine wohltuende Wärme, so wie ich sie aus meiner Kindheit kannte - man liegt in einem weichen, duftenden frisch gewaschenen Daunenbett, und durch das offene Fenster blitzen die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen. Dabei wird einem in dieser wohligen Situation bewusst, dass endlich die ewig langen Sommerferien begonnen haben. In diesem schwer in einen Zeitrahmen zu fassenden Moment fühlte ich mich schmerzfrei, sicher, gut aufgehoben, beschützt und pudelwohl.

Eine Stunde später, dank des schnellen Agierens des Notarztes und eines Rettungshubschraubers, der mich von meiner Heimatstadt Kufstein in die Kardiologie an der Universitätsklinik Innsbruck brachte, wo mir bei vollem Bewusstsein und ohne Schmerzmittel über die Leiste sechs Stents wegen des zuvor erfolgten sehr schweren Hinterwandinfarkts „geschossen“ wurden, hatte ich genügend Zeit, um das Geschehene gedanklich Revue passieren zu lassen - mit dem Resultat: Der Tod kam mir als Freund, der mir den Übertritt in sein Reich sehr human und freundschaftlich erleichtern wollte.

Zur Person:
Hubert Berger ist 56 Jahre alt, verheiratet, Vater von vier Kindern (zwei erwachsene Töchter, zwei minderjährige Buben) und Großvater von vier Enkeln. Für die „Krone“ ist er journalistisch seit 2012 tätig, zuerst als freier Lokalredakteur für das Tiroler Unterland, seit drei Jahren als angestellter Redakteur und Leiter der Kulturredaktion der „Tiroler Krone“. 2015 erlitt der Tiroler einen Hinterwandinfarkt.

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