Wechsel zu Tyrolean

AUA-Aufsichtsrat gibt grünes Licht für Billig-KV

Österreich
13.03.2012 18:22
Die AUA erhöht den Druck auf ihr fliegendes Personal, bei Löhnen und Pensionen massive Zugeständnisse zu machen. Der Aufsichtsrat hat am Dienstag beschlossen, den Übergang des Flugbetriebs auf die Regionalflugtochter Tyrolean - mit ihren um ein Viertel günstigeren Kollektivverträgen - vorzubereiten. Der formale Beschluss soll aber nicht vor Ende März fallen. Bis dahin stehe die Tür für weitere Gespräche mit dem Betriebsrat Bord offen, sagte Aufsichtsratschef Stefan Lauer.

Eine weitere Verlängerung der Verhandlungen werde es aber nicht geben, betonte Lauer. Ein Betriebsübergang sei außerordentlich komplex. Wenn sich bis zur finalen Entscheidung des tatsächlichen Übergangs noch etwas tun sollte, wäre es fahrlässig, die Türe zu schließen, so der Aufsichtsratschef.

"Die Türe bleibt offen, aber der Vorstand wird ab heute konkret den Betriebsübergang vorbereiten", so Lauer. Wenn es kein Entgegenkommen des Betriebsrates Bord gebe, sei der Betriebsübergang unausweichlich.

Lauer fliegt nun nach Frankfurt und präsentiert Vorstand und Aufsichtsrat der AUA-Mutter Lufthansa ein Maßnahmenpaket der AUA, die heuer 320 Millionen Euro einsparen will. Auf diesen Betrag fehlen noch 35 bis 40 Millionen Euro.

AUA benötigt eine Kapitalspritze
Der Aufsichtsratschef kündigte am Dienstag auch an, dass die AUA eine Kapitalspritze brauche. "Die AUA hat heute nicht mehr ausreichend Kapital", ohne Rekapitalisierung gebe es daher keine Zukunft für die Airline, so Lauer. Über die Größenordnung des Kapitalbedarfs wollte er sich nicht äußern.

Ob der Lufthansa-Aufsichtsrat die Kapitalspritze für die AUA genehmige, sei nun offen, weil es keine Einigung mit dem fliegenden Personal gebe. Eine bedingungslose Zustimmung erwartet Lauer nicht, denkbar wären aber eine Verschiebung der Entscheidung oder eine bedingte Zustimmung.

Deutsches Unternehmen hinter österreichischem Geld her?
Bord-Betriebsratschef Karl Minhard sagte nach der Aufsichtsratssitzung, "wir werden weiter Gespräche aufnehmen, wenn das Unternehmen das möchte". Sinnvoll sei es, um Arbeitsplätze zu sichern. Ob eine Einigung realistisch ist, wollte er nicht spekulieren. "Wenn es beide Seiten wollen, wird es etwas geben."

Die Belegschaft habe aber schon 50 Millionen Euro angeboten, zusätzlich zu 50 Millionen Euro aus früheren Einsparungen. Dazu kämen die 500 Millionen Euro, die der Staat der Lufthansa beim Verkauf mitgegeben habe: "Man hat den Eindruck, ein deutsches Unternehmen versucht, österreichische Gelder abzusahnen", so Minhard.

Das Problem sei, dass nicht nur die AUA für sich durch den Übergang zum Tyrolean-KV eine Alternative für Verhandlungen sehe, sondern auch viele Piloten, die derzeit von asiatischen Fluglinien, darunter Emirates, umworben würden. "Wir wollen nicht weg, aber es kann nicht sein, dass wir dermaßen abgezockt werden und mit unserem Ersparten das Unternehmen sanieren", kritisiert Minhard.

AUA folgt dem Motto "Reisende soll man nicht aufhalten"
Den Abgang zahlreicher Piloten fürchtet Lauer weniger: "Wer seine Zukunft nicht bei der AUA sieht, ist frei so zu entscheiden." Das möge zwar einen vorübergehenden negativen Effekt haben, aber es habe bereits "Initiativbewerbungen für die neu aufgestellte AUA" gegeben. Der Abgang von AUA-Piloten sei "kein Punkt, der mir wirklich Sorgen bereitet". Für Anfang April rechnet Lauer mit einer neuerlichen Sitzung der Gremien.

Bodenpersonal verzichtet auf Gehaltserhöhung bis Ende 2013
Während die Verhandlungen des AUA-Managements mit dem fliegenden Personal noch keine endgültigen Ergebnisse gebracht haben, hat das Bodenpersonal laut Betriebsratschef Alf Junghans mit einem einseitigen Zugeständnis die Türen für Gespräche offen gehalten. Das kaufmännische und technische Personal habe bis Ende 2013 eine Nulllohnrunde angeboten, sagte Junghans am Dienstagnachmittag.

Damit habe man Zeit gewonnen für weitere Verhandlungen. Ziel sei der Übergang auf ein neues Entlohnungsmodell, so Junghans. Dieses werde eine deutlich flachere Einkommenskurve vorsehen und "sicher weniger Abfertigungen", also letztlich ein Maximum von zwölf Monaten. Auch Dinge wie automatische Gehaltserhöhungen alle zwei Jahre seien nicht sinnvoll, wenn dadurch Mitarbeiter erst nach drei oder vier Sprüngen "das kriegen, was dem Markt entspricht". Es mache auch keinen Sinn mehr, einen Kollektivvertrag mit einem Maximaleinkommen nach 25 Dienstjahren zu haben, wenn das Personal im Schnitt nur sieben Jahre im Unternehmen bleibe. Viele müssten sich derzeit wegen Privilegien kritisieren lassen, würden in Wahrheit aber weniger verdienen als "am Markt üblich" sei.

Junghans ist "sehr zuversichtlich, dass es eine Einigung geben wird". Wie hoch der Geldwert der Angebote ist, könne man noch nicht sagen, dazu müssten die Auswirkungen auf die Pensionen erst berechnet werden. Junghans geht davon aus, dass die endgültige Einigung bis Ende März steht.

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