Kreditflaute, aber:

Das Sparbuch erlebt bei Steirern ein Comeback

Steiermark
02.10.2023 09:03

Seit mehr als einem Jahr steigt der EZB-Leitzins an. Das hat die Nachfrage nach Wohnkrediten bei steirischen Geldinstituten einbrechen lassen. Sparen ist hingegen hoch im Kurs. 

Den Traum vom Eigenheim müssen viele Steirer derzeit zwangsläufig auf die lange Bank schieben. Strenge Kriterien bei der Kreditvergabe und hohe Zinsen machen die Finanzierung in vielen Fällen zum Ding der Unmöglichkeit. Und jene, die dafür vor dem Juli 2022 einen variablen Kredit aufgenommen haben, haben mit regelrecht explodierenden Zinsen zu kämpfen.

Das liegt vorwiegend am Ende der jahrelangen Null-Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die im Juli 2022 im Schatten des Ukraine-Kriegs, der Energiekrise und der Inflation ein jähes Ende fand. Bis heute folgten zehn Zinsschritte, zuletzt wurde der Leitzins Mitte September auf 4,5 Prozent angehoben.

Starke Einbrüche bei Kreditvergabe
Wie hat sich die wohl größte Zinssteigerung in der Geschichte des Euros bis heute auf steirische Banken und deren Kunden ausgewirkt? Die „Krone“ hat bei Branchen-Größen in der Steiermark nachgefragt. „Das Neugeschäft ist 2023 um rund 60 Prozent zurückgegangen“, berichtet Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank.

Ähnliches hört man seitens Steiermärkischer Sparkasse: „Die Nachfrage nach privaten Wohnraumfinanzierungen ist im Vergleich zum Vorjahr um ca. 40 Prozent zurückgegangen“, sagt Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch. Als Gründe nennt der Finanzprofi gestiegene Inflation und Baukosten, die KIM-Verordnung (verschärfte Kredit-Vergaberichtlinien, Anm.) sowie natürlich die gestiegenen Zinsen.

Anleihen immer gefragter
Parallel zur verhaltenen Kredit-Nachfrage bemerken die Banken aber, dass Kunden sich wieder mehr Gedanken ums Sparen machen. „Ich würde sagen, dass nicht allein das Sparbuch, sondern Sparen an sich ein Comeback erlebt“, sagt Raiffeisen-Boss Schaller. Kunden würden sich etwa vermehrt für Anleihen interessieren. Denselben Trend spürt man auch bei der Steiermärkischen. „Wir bemerken generell eine verstärkte Umschichtung von Guthaben von Girokonten auf diverse Sparformen.“

Tipp: Gratis Finanzberatung in Graz

Über Geld redet man nicht gerne - und das, obwohl gerade in Zeiten wie diesen sehr viele Menschen Probleme damit haben. Seit letzter Woche gibt es daher in der Grazer Sackstraße eine neue Anlaufstelle, wo das Reden über Geld im Fokus steht. Die gemeinnützige Initiative „Bildung & Beratung Geldleben“ bietet kostenlose Finanzbildung und individuelle Begleitung bei Geldsorgen - insbesondere für armutsgefährdete Menschen. „Jeder kann sich in der Beratungsstelle unkompliziert und niederschwellig persönliche Begleitung und Beratung zu zahlreichen Geldfragen holen oder an Bildungsveranstaltungen teilnehmen“, sagt Standortleiterin Nina Kargl.

Bildung & Geldleben Graz, Sackstraße 36;
Di-Do, 10-19 Uhr 0720 303004-30
www.geldleben.at

Finanzdienstleister: „Mehr Eigenverantwortung“ 
Von einem Rückgang im Finanzierungsbereich, aber „deutlich erhöhtem Beratungsbedarf“ spricht auch Markus Kohlmeier, Obmann der Finanzdienstleister in der steirischen Wirtschaftskammer. Angesichts der finanziell turbulenten Zeiten wünsche er sich mehr Eigenverantwortung: „Wir haben die perverse Situation, dass Leute etwa bei der Kfz-Versicherung Vergleichsportale durchforsten, bei Hauskrediten aber blind zur Hausbank gehen. Es braucht mehr Neutralität in der Beratung.“

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