Es sei anzunehmen, dass diese Anomalien die Suchtanfälligkeit erhöhten - die Geschwister aber aus anderen Gründen der Neigung zum Drogenkonsum widerstehen konnten, heißt es in der Studie unter Leitung von Karen Ersche. "Wir gehen davon aus, dass es Gehirnveränderungen gibt, die den Drogen ein leichtes Spiel ermöglichen", sagte die deutsche Psychologin, die seit zehn Jahren in Cambridge arbeitet. "Die brennende Frage ist: Was hat die Geschwister beschützt, die nicht krank wurden?"
"Die individuelle Prädisposition, von stimulierenden Drogen abhängig zu werden, könnte von Anomalien im Gehirn verbunden mit Selbstkontrolle gesteuert werden", schreiben die Forscher in ihrer im US-Fachmagazin "Science" veröffentlichten Studie.
Schwache Impuls-Kontrolle
Die Forscher untersuchten für die Studie 50 Geschwisterpaare, bei denen der eine Teil drogenabhängig war und der andere Teil keine Erfahrung mit Drogen hatte. Zudem testeten sie 50 gesunde, nicht miteinander verwandte Paare als Vergleichsgruppe. Bei dem Test der Reaktionsfähigkeit der Geschwisterpaare zeigte sich, dass beide Teile eine schwache Kontrolle ihrer Impulse hatten. Bei Untersuchungen ihres Hirns zeigte sich, dass ein Hirnteil verformt war.
Süchtige "schlechter verkabelt"
"Die Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle spiegelten sich in der weißen Substanz des Gehirns wieder, also in den Nervenverbindungen", so Ersche. "Die Nervenverbindungen im Frontalhirn waren (bei Süchtigen, Anm.) weniger effizient als bei den Probanden aus der Vergleichsgruppe, die Geschwister waren sozusagen schlechter verkabelt." Das sei bedeutsam, weil das Frontalhirn für die zielgerichtete Kontrolle menschlichen Handelns zuständig sei.
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