IS-Zelle in OÖ

„Jugendlichen wird Angst eingetrichtert“

Oberösterreich
06.09.2023 16:00

Das Auffliegen einer Terrorzelle, die mit dem Islamischen Staat sympathisiert und auch Angst und Schrecken mitten in Oberösterreich verbreiten wollte, rüttelt auf. Der Experte Kenan Güngör analysiert im „Krone“-Interview, wie sich Teenager radikalisieren.

„OÖ Krone“: Wie hat sich die Gruppe in Oberösterreich radikalisieren können?
Kenan Güngör:Die Begeisterung, die es für den „Islamischen Staat“ einmal gab, ist überall stark gesunken. Das heißt aber nicht, dass es keine Netzwerke und kleinere Gruppen gibt, die sich weiterhin für die Ideologie begeistern und andere in den Bann ziehen.

Was passiert in solchen kleinen Gruppen?
Die Radikalisierung läuft analog und digital. Oft gibt es so etwas wie einzelne Gruppensprecher, die den radikalen Islam bewundern. Da heißt es dann: „Du kommst nur zu uns rein, wenn du dich wie ein wahrer Muslim verhältst.“ Und man will natürlich dazugehören. Meist sind das Jugendliche, die wenig Selbstwirksamkeit erfahren und kaum Perspektiven für sich sehen. Diese jungen Menschen suchen etwas Sinnhaftes, das kann auch etwas unsinnig Gefährliches sein.

Wie stellen radikale Gruppen die Verbindung zu Menschen in Oberösterreich her?
Es gibt fundamentalistische Influencer, die auf sozialen Netzwerken wie Snapchat und TikTok aktiv sind. Da wird gesagt: „Das musst du tun, sonst kommst du in die Hölle.“ Diese Angst wird den Jugendlichen eingetrichtert. Dem könne man nur entkommen, wenn man ein fundamental-islamistisches Leben führt und sich bemüht, andere zu bekehren. Die höchste Stufe ist, wenn du dein Leben gibst. Dann ist die Chance, in den Himmel zu kommen, hoch, sagen Prediger.

Wie kann man eine solche Radikalisierung im Vorhinein verhindern?
Wir brauchen viele Fühler in verschiedene Richtungen. Die Schule ist ein guter Ansprechpartner, die Jugendarbeit und die Eltern. Und wir müssen präzise sein: Probleme benennen, genau hinschauen, aber nicht undifferenziert alle in einen Topf hauen. Wenn wir „typisch Ausländer“ sagen, geben wir den Extremisten einen Nährboden, damit sie wiederum sagen können: Schau, die spucken auf euch.

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