"Krone"-Gespräch

Treichl: “Krise kann in sechs Monaten vorbei sein”

Österreich
13.01.2012 16:16
Während ringsum die Krisenangst grassiert und lautes Wehklagen herrscht – die Palette reicht von der Griechenland-Pleite über die Euro-"Krise" bis hin zur Staatsschulden-"Krise" – zeigt der Generaldirektor der Erste-Group, Andreas Treichl, im "Krone"-Interview überraschend viel Optimismus: "Die Probleme, die Europa hat, sind alle lösbar. Wir könnten innerhalb kurzer Zeit aus der Krise wieder herauskommen."

"Wenn jetzt keine Patzer mehr passieren, dann kann sich die Lage ab Mitte 2012 ins Positive drehen, innerhalb von sechs Monaten könnte die Krise vorbei sein", sagt Treichl.

Die Lage sei völlig anders als nach der Lehman-Pleite vor drei Jahren: "Die Krise ist damals in den USA produziert und in Europa eingekauft worden, dann ist das überbordende Eigengeschäft der Banken und Investmenthäuser geplatzt, die Staaten mussten eingreifen und viel Geld hineinbuttern. 2012 hingegen haben wir eine ganz andere Ausgangslage: Die Wirtschaftsunternehmen und die Banken sind wesentlich besser und solider aufgestellt als im Jahr 2008, was jetzt fehlt, das ist einzig und allein das Vertrauen in die Refinanzierungskraft der Staaten."

"Dreigestirn" soll in konstruktive Richtung gehen
Das "Dreigestirn" Politik, Banken und Medien sollte "in eine konstruktive Richtung" gehen, dann könnte es in Europa zügig wieder aufwärts gehen. Treichl: "Es ist super, dass wir den Euro haben, er hat Österreich viel gebracht. Aber genau so offen muss man jene Fehler eingestehen und ausmerzen, die bei der Euro-Gründung passiert sind. Ein, zwei Länder hätte man nie aufnehmen dürfen. Da wäre es angebracht, diese Staaten aus dem Euro rauszulassen, das ist hart und sehr schmerzhaft, aber man sollte ihnen dabei auch helfen, wieder Tritt zu fassen. So klare Entscheidungen wären wichtig, damit die Leute merken: Europa geht in eine gute Richtung, dann wäre die Krise rasch überwunden."

Ist Treichl offensichtlich bei Griechenland skeptisch, so hofft er (noch) bei Ungarn: "Das ist eine sehr ernste Situation, aber vieles, was dort an Negativem passiert, ist hausgemacht und hat mit der Schuldenkrise nichts zu tun. Dabei ist Ungarn wirtschaftlich ungleich besser zu beurteilen als etwa Griechenland, die Ungarn hätten es in der Hand, innerhalb kurzer Zeit das Vertrauen der ausländischen Investoren wieder zurückzugewinnen. Es bräuchte dort einen Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft. Innerhalb von sechs Monaten könnten die Investoren wieder in Ungarn da sein – in Griechenland hingegen wird das sechs Jahre dauern, sofern sie überhaupt je wiederkommen..."

Expansion nach Osteuropa war "völlig richtig"
Es sei völlig richtig gewesen, Richtung Osteuropa zu expandieren: "Das ist der Markt, der in den nächsten Jahren am meisten zum Wirtschaftswachstum beitragen wird. In diese Region werden 80 Milliarden Euro von der EU fließen, um die Infrastruktur aufzubauen." Und haben unsere Banken nicht zu viele Kredite in Osteuropa vergeben? Treichl: "Das wird überschätzt, in vielen Fällen sind diese Kredite ja durch lokale Spareinlagen gedeckt. Nur in Ungarn haben wir durch die dortigen Polit-Maßnahmen eine halbe Milliarde Euro verloren. Aber sonst läuft das Geschäft von Tschechien bis nach Rumänien recht erfreulich."

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