Ein Häftling randalierte in der Justizanstalt Eisenstadt: Haben ihn die Beamten tatsächlich geschlagen und mit dem Taser gequält? Haben sie ihm eine Spritze in die Wade verabreicht, die dann zu einem argen Abszess am Penis führte? Der Syrer musste sich jedenfalls wegen Verleumdung verantworten.
Der Asylant aus Syrien war 2015 nach Österreich ge- und mit seinen monatlichen 2100 Euro nicht ausgekommen. Also verdingte er sich als Schlepper, wurde erwischt und zu 20 Monaten Haft verurteilt.
Am 23. Dezember 2022 soll er in der Justizanstalt Eisenstadt von Beamten arg misshandelt worden sein: „Sie sind auf mir gekniet, haben mit Fäusten auf mich eingeprügelt und mit einem Elektroschocker gequält“, sagte Issam A. beim fortgeführten Prozess in Eisenstadt, bei dem er sich wegen Verleumdung zu verantworten versuchte. „Eine Zahnprothese musste repariert werden. Und die Spritze, die sie mir in die Wade gegeben haben, vertrug ich nicht.“
Spritze oder eingewachsenes Haar?
Aufgrund dieser Spritze habe sich drei Tage später ein Abszess am Penis gebildet, behauptete der Syrer. „Ich habe noch nie so etwas Arges gesehen, er konnte kaum gehen“, sagte die Krankenpflegerin, die eine eingewachsene Haarwurzel als Grund vermutet. „Kann nicht sein“, entgegnete Issam A., „Ich rasiere mich seit 20 Jahren und das ist nie passiert. Es war die Spritze!“
Die Justizwachebeamten, längst vom Vorwurf der Misshandlung freigesprochen, brachten im Zeugenstand Licht ins Dunkel. Der Mann, sonst unauffällig, habe randaliert, weil er in der Anstalt keinen Arbeitsplatz bekam. Man sei herbeigeeilt, habe ihn „normal“ am Boden fixiert und versucht, ihn auszuziehen, wie das üblich ist. Das wollte er nicht, weil eine Frau dabei war. Also habe er sich gewehrt. Einen Taser müsse man sich einen Stock tiefer aushändigen lassen. Und: „Spritzen gibt es bei uns überhaupt nicht“, so die Beamtin.
Gänzlich ad absurdum führte der Zahnarzt die Scharade. Laut Aufzeichnung hat er die Prothese zwei Wochen vor dem angeblichen Übergriff repariert und übergeben.
Spritzen gibt es bei uns überhaupt nicht.
Beamtin
Eigentlich hätte der Märchenonkel wegen Diebstahls von Zeit verurteilt werden müssen - er wurde es wegen Falschaussage: Acht Monate.
Nun packte Issam A. sein einziges deutsches Wort aus. „Bedingt?“ - „Ja, bedingt“, sagte die Richterin. - „Really? Thank you.“
Und ab in den Bus Richtung Justizanstalt Ried, wo er den Rest seiner Schlepper-Strafe abzusitzen hat.
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