Der nun aufgetauchte Brief des ehemaligen Vorstands Jan Marsalek sorgt im Strafprozess um die milliardenschwere Pleite des deutschen Zahlungsabwicklers Wirecard für Streit. Während die Verteidiger des angeklagten früheren Chefs Markus Braun eine Verlesung des bisher nicht veröffentlichten Schreibens forderten, wurde dies während der Verhandlung am Mittwoch vom vorsitzenden Richter abgelehnt.
Er sehe kaum Möglichkeiten, den Brief in die Gerichtsverhandlung einzuführen, sagte der Richter ohne nähere Begründung. Darüber entscheiden werde er zu einem späteren Zeitpunkt. Dies führte zu teils wilden Wortgefechten zwischen den Anwälten, dem Richter und der Staatsanwältin. Die Verhandlung musste sogar für einige Minuten unterbrochen werden. Anschließend teilte der Vorsitzende mit, dass er Brauns Anwälten im späteren Tagesverlauf das Wort für einen Beweisantrag erteilen werde.
Anwälte: Brief entlastet Braun
Brauns Verteidiger betonten, dass in Marsaleks Schreiben wesentliche Angaben zur Entlastung ihres Mandanten enthalten seien. Marsalek war beim Zusammenbruch von Wirecard vor drei Jahren untergetaucht und wird international gesucht. Er galt als führender Kopf bei Wirecard und war dort für das Asien-Geschäft verantwortlich. Wirecard brach im Juni 2020 zusammen, als aufflog, dass auf Treuhandkonten in Asien 1,9 Milliarden Euro fehlten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Österreicher Braun und zwei weiteren Angeklagten Bilanzfälschung und großangelegten Betrug vor.
Demnach sollen die Manager Milliardenerlöse von sogenannten Drittpartnern erfunden haben, um den Konzern schönzurechnen. Braun und seine Anwälte hingegen haben erklärt, dass das Geld existiert habe und hinter Brauns Rücken beiseitegeschafft worden sei.
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