Schwierige Zeiten

Hopfner: „Wir werden wieder mehr arbeiten müssen“

Vorarlberg
12.07.2023 06:25

Der Präsident der Wirtschaftskammer sieht auf das Ländle schwierige Zeiten zukommen. Heimische Unternehmen haben ihre Sorgen: Die immer noch sehr hohe Inflation oder der Fachkräftemangel sind zu einer echten Wachstumsbremse geworden. 

Nun ist es nicht so, als hätte die Wirtschaft in den vergangenen Jahren nicht schon so manche Krise überstehen müssen - man denke nur an das globale Beben im Zuge der Weltfinanzkrise 2008 oder die Lockdowns während der Covid-Pandemie. Den Wirtschaftsstandort Vorarlberg konnte all dies aber nicht sonderlich erschüttern - der Exportmotor schnurrte weiter, der Binnenkonsum verharrte auf hohem Niveau.

Zitat Icon

Wenn wir den sozialen und wirtschaftlichen Wohlstand erhalten wollen, dann werden wir mehr arbeiten müssen!

WKV-Präsident Wilfried Hopfner

Mittlerweile bekommen die heimischen Unternehmen den Gegenwind aber sehr wohl zu spüren. So drückt die immer noch sehr hohe Inflation auf die Nachfrage, Investitionsvorhaben werden verschoben, zudem ist der mittlerweile chronische Fachkräftemangel zu einer echten Wachstumsbremse geworden.

5,2 Prozent Wachstum

verzeichnete die Vorarlberger Wirtschaft im Vorjahr. Allerdings war das Vergleichsjahr 2021 noch sehr von der Pandemie belastet. Für heuer wird mit einem Rückgang von 0,1 Prozent gerechnet.

Dabei liest sich der gestern von Wirtschaftslandesrat Marco Tittler und WKV-Präsident Wilfried Hopfner vorgestellte Wirtschaftsbericht für das Jahr 2022 gar nicht schlecht: Nach der „Corona-Delle“ wuchs die Vorarlberger Wirtschaft um exakt 5,2 Prozent, womit das Ländle leicht über dem österreichischen Schnitt von 5,0 Prozent liegt. Die Sachgüterproduktion stieg um 6,0 Prozent, die Industrieproduktion um 10,5 Prozent - nicht zuletzt, weil die internationalen Lieferketten mittlerweile wieder weitgehend störungsfrei laufen.

Erfreulich ist zudem, dass sich die Tourismuswirtschaft schneller von den Folgen der Pandemie erholt hat als ursprünglich befürchtet. Im Sommer ist das Vorkrisenniveau bereits erreicht, für den Winter gibt es noch überschaubaren Aufholbedarf. Das war es allerdings schon mit den guten Nachrichten. Wie herausfordernd die Lage ist, zeigt sich insbesondere beim Einzelhandel und der Bauwirtschaft: So wurde in Vorarlbergs Geschäften 2022 auf dem Papier zwar fünf Prozent mehr umgesetzt, rechnet man die Inflation aber mit ein, ergibt sich ein Minus von drei Prozent - und das nach den sehr flauen Pandemiejahren wohlgemerkt.

Zitat Icon

Der Wohnbau ist in einer besonders schwierigen Situation. Das liegt auch an der KIM-Verordnung, die nicht zu Vorarlberg passt.

Wirtschaftslandesrat Marco Tittler

Die fetten Jahre sind vorbei
Am eklatantesten sind die Einschnitte freilich bei der Bauwirtschaft. Viel deutet darauf hin, dass 2022 das vorerst letzte fette Jahr gewesen ist, insbesondere im privaten Wohnbau brechen die Aufträge aktuell regelrecht ein. „Der Wohnbau ist in einer besonders schwierigen Situation“, bestätigt Tittler. Als Hauptgrund für die Misere hat der Landesrat die im August 2022 in Kraft getretene KIM-Verordnung, welche die Kriterien für die Vergabe von Immobilienkrediten definiert, ausgemacht - diese passe einfach nicht zu Vorarlberg. Das sieht auch Hopfner so, der sich für eine „Außer-Kraft-Setzung für eine gewisse Zeit“ ausspricht.

7,6 Prozent weniger Aufträge

im Vergleich zum Vorjahr sind im ersten Quartal dieses Jahres bei der Vorarlberger Bauwirtschaft eingegangen. Dabei ist die Talsohle noch nicht erreicht. Anderseits hat die Branche märchenhafte Jahre hinter sich.

„Maßvolles Vorgehen“ gegen „steinzeitliches Denken“
Der WKV-Boss nahm sich beim Pressefoyer generell kein Blatt vor den Mund. Er schwor die Bevölkerung auf harte Zeiten ein und appellierte an die Leistungsbereitschaft: „Wenn wir unseren sozialen und wirtschaftlichen Wohlstand erhalten wollen, dann werden wir nicht weniger, sondern mehr arbeiten müssen! Zudem brauchen wir eine qualifizierte Zuwanderung, um dem Fachkräftemangel Herr zu werden.“ Bezüglich der Lohnrunden im Herbst mahnte der frühere Chef der Vorarlberger Raiffeisenbanken ein „maßvolles Vorgehen“ aller Beteiligter ein. Von der Gewerkschaft gibt es dafür erwartungsgemäß keinen Applaus, ÖGB-Landesboss Reinhard Stemmer wirft Hopfner gar „steinzeitliches Denken“ vor.

 Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Vorarlberg Wetter
6° / 16°
wolkig
6° / 21°
wolkig
8° / 20°
wolkig
7° / 20°
wolkig



Kostenlose Spiele