Den Widerstand, den sie im Amtsvermerk dokumentierten, hat es so nie gegeben. Trotzdem versetzte der erstangeklagte Revierinspektor dem Opfer Schläge, Tritte und Stöße. Sogar Pfefferspray kam zum Einsatz. Nun waren zwei Beamte und ein Ex-Polizeischüler in Wien wegen Missbrauch der Amtsgewalt angeklagt. Zwei von ihnen wurden am Montag verurteilt.
Am 1. August 2022 betrat ein junger Mann die Mc-Donald’s-Filiale in der Rotenturmstraße in Wien. Er ging in die Küche und begann an der Fritteuse Nuggets zuzubereiten. „Der Chef forderte ihn auf zu gehen, weil sein Dienstverhältnis ein halbes Jahr zuvor aufgelöst wurde. Aber er arbeitete weiter“, erinnert sich ein Zeuge. Klingt, als ob der Ex-Bedienstete dringend Hilfe benötigt hätte ...
Er hat mich mit tiefem Blick angesehen, deshalb war ein Angriff anzunehmen.
Der erstangeklagte Revierinspektor rechtfertigt die Attacke.
Richter: „Sie haben viel zu viel Gewalt angewendet“
Stattdessen wurde er verprügelt und getreten, bekam als Draufgabe Pfefferspray ins Gesicht gesprüht - von einem Revierinspektor, einer Revierinspektorin und einem Polizeischüler, die zur Filiale gerufen wurden. Im Aktenvermerk gab das Trio an, der Mann hätte gewaltsam Widerstand geleistet. Ein Überwachungsvideo aus dem Schnellrestaurant zeigt anderes: einen eingeschüchterten Mann, der von den Beamten brutal attackiert wird, weil er sich nicht in die Ecke stellen will. Als treibende Kraft ist der Erstangeklagte erkennbar: „Er hat mich mit tiefem Blick angesehen, deshalb war ein Angriff anzunehmen“, rechtfertigt sich der 30-Jährige.
Ich wollte immer Polizist werden, aber durch diese Amtshandlung wurde alles kaputt gemacht.
Beim drittangeklagten Ex-Polizeischüler flossen Tränen.
Erster Tag im Außendienst
„Sie haben viel zu viel Gewalt angewendet, exzessive Gewalt“, sagt Richter Philipp Krasa, als er das Urteil gegen die Zweit- und den Drittangeklagten verkündete, die fünf bzw. neun Monate bedingt ausfassten. Für den Aspiranten war es der erste Tag im Außendienst: „Ich wollte immer Polizist werden, aber durch diese Amtshandlung wurde alles kaputt gemacht“, flossen bei dem 24-Jährigen, der nach dem Vorfall den Beruf wechselte, Tränen. Für den Erstangeklagten geht es im August weiter, wenn das Opfer befragt wird. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
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