Ziemlich chaotisch verlief die Rückkehr des Innsbrucker Gemeinderates an seinen angestammten Platz im Rathaus. Zwei Sitzungsunterbrechungen binnen einer Stunde zeugen vom aufgeheizten Klima.
Die „politische Showeinlage des Tages“ (FI-Klubobmann Lucas Krackl) lieferten Mütter, die die Zuschauerränge in eine Art Kinderkrippe verwandelten und alkoholfreies Flaschenbier tranken - aus Solidarität mit Grün-Gemeinderätin Janine Bex, die ebenfalls wieder ihr Baby mitgebracht hatte. Bürgermeister Georg Willi thematisierte zu Beginn erneut die Baby-Bier-Affäre und gab Bex volle Rückendeckung. Sie sei vorbildlich bemüht, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen.
Holpriger Start
Das Entrollen von Transparenten führte dann zur ersten Unterbrechung durch den Bürgermeister, umfallende Bierflaschen, technische Probleme mit den Mikrofonen und im Livestream wenig später zur zweiten. Das Öffnen von Bierflaschen mit einem Zischen sollte den Gemeinderat später noch einmal einholen.
Sexismus und sexuelle Belästigung gehört im patriarchalen Tirol für viele FLINTAs zum Alltag.
Der Verein Frauen Vernetzung
Unterstützung für Gemeinderätin
Die Baby-Bier-Affäre nützte der Verein Frauen Vernetzung, um auf sein Anliegen aufmerksam zu machen: „Sexismus und sexuelle Belästigung gehört im patriarchalen Tirol für viele FLINTAs (= Frauen, Lesben, inter*, nichtbinäre, trans und agender Personen) zum Alltag. Egal ob am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Uni, im Verein, den Medien, in der Werbung, in Bus und Bahn oder in der Politik. Egal ob mit Kindern oder ohne“, heißt es in einer Stellungnahme. Bex sagte, von ihr sei die Aktion nicht ausgegangen.
Keine Karenz für Gemeinderäte
Im Innsbrucker Gemeinderat gab und gibt es viele Mandatare, die während ihrer Amtszeit Eltern wurden. Aber niemandem ist es bislang eingefallen, sein Baby zwölf Stunden und länger in den Sitzungssaal mitzunehmen. Eines ist Bex damit gelungen: Ihr Bekanntheitsgrad hat sich schlagartig erhöht.
Und sie hat darauf hingewiesen, dass es kein Karenzgeld für Gemeinderäte gibt und so manche möglicherweise dazu gezwungen sein könnten, aus organisatorischen bzw. finanziellen Gründen ihre Kinder mitzunehmen. Eine Regelung analog jener auf Landesebene werde angestrebt und sei bereits auf Schiene gebracht.
Bierzisch bei Totengedenken
Auch der zweite Teil nach der Mittagspause begann überaus holprig. FI-Klubobmann Krackl beantragte, das Totengedenken zu wiederholen, da der Beginn der Gemeinderatssitzung kein würdiger Rahmen gewesen sei. Zischend seien Bierflaschen geöffnet worden. 32 von 40 Mandataren unterstützten die Idee. Bürgermeister Willi wehrte sich anfangs vehement.
SP-Klubobmann Helmut Buchacher kritisierte die „billige primitive Wahlkampfveranstaltung der Grünen“, mit der das Totengedenken gestört worden sei, und warf Willi Versagen bei der Sitzungsführung vor. Nach einer Unterbrechung stimmte Willi doch zu: Es könne sein, dass er nicht alles wahrgenommen habe ...
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