Elisabeth Fuchs:

„Mit Kellnern finanzierte ich mir meinen Flügel“

Salzburg
07.05.2023 12:00

Die Chefdirigentin der Philharmonie Salzburg, Elisabeth Fuchs, spricht in der Interviewreihe „Torners Dinner“ mit „Krone“-Redakteurin Elisa Torner beim gemeinsamen Essen über bescheidene Verhältnisse, große Träume und darüber, warum jedes Kind Blockflöte spielen sollte.

„Krone“:Frau Fuchs, ich freue mich, dass es mit einem gemeinsamen Essen in der Stiegl-Brauwelt geklappt hat. Wofür haben Sie sich heute entschieden?
Elisabeth Fuchs: Ich habe mich für geröstete Semmelknödel mit Ei und einen Salat entschieden. Ausgewogene Ernährung ist mir wichtig. Meine beiden Kinder, sie sind acht und 13, lieben Gemüse wirklich nicht, aber ich versuche trotzdem darauf zu achten, dass sie genug Vitamine bekommen. Leider sind meine Kochkünste nicht herausragend. Die Muse hat mich stark mit Musik beschenkt, die Liebe zum Kochen ist eher bescheiden. Obwohl ich sagen muss, ich bin ja selber ein Gasthaus-Kind. Meine Eltern hatten in Oberösterreich ein alteingesessenes Dorfgasthaus.

Warum wollten Sie selber nicht auch in der Gastronomie arbeiten?
Meinen Eltern war wichtig, dass wir maximale Bildung genießen und unserer Berufung folgen. Das war bei mir eben die Musik und auch zwischenzeitlich der Sport, ich habe wie besessen Tennis gespielt. Aber mein Vater hat den Profisport immer sehr kritisiert, weil man körperlich einfach alles geben muss und bei einer Verletzung ist alles aus.

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Als ich damals ein Klavier zum Üben gebraucht habe, habe ich beim Oktoberfest begonnen zu arbeiten. Da hat man nämlich wirklich viel Geld verdient.

Elisabeth Fuchs über ihre Anfänge

Aber professionell Musik zu machen ist auch nicht gerade einfach.
Das nicht, aber für mich war klar, ich wollte etwas mit Musik machen. Mit 19 Jahren habe ich noch an Lehramt gedacht. Vieles Weitere hat sich dann einfach ergeben. Ich sage schon, ich bin definitiv ein Glückskind, das zudem auch intensiv auf seine Ziele hinarbeitet. Als ich damals ein Klavier zum Üben gebraucht habe, habe ich beim Oktoberfest begonnen zu arbeiten. Da hat man nämlich wirklich viel Geld verdient, das ich gut brauchen konnte. Ich bin ja aus eher bescheidenen Verhältnissen gekommen. Große Sprünge konnten meine Eltern finanziell nicht machen. Nach drei Saisonen Kellnern konnte ich mir dann einen Flügel kaufen. Der steht übrigens heute noch immer in meinem Wohnzimmer.

Sie haben dann aber doch zuerst Mathematik studiert – wie passt das mit Musik zusammen?
Musik an sich ist sehr analytisch. Dadurch, dass ich eine mathematische und musische Begabung habe, tu ich mir zum Beispiel ganz leicht damit, Partituren zu lernen. Ich sehe die einfach an, höre sofort im Kopf die Musik und erfasse sehr schnell die Struktur des ganzen Werks.

Wenn Sie das so erzählen, klingt Dirigentin sein ganz einfach. Hatten Sie es als Frau immer leicht, sich in einem doch sehr von Männern dominierten Beruf durchzusetzen?
Das war und ist ein Prozess. Ich bin eine Macherin und habe mich nicht so stark darum gekümmert, was andere denken. Ein Dirigent ist nichts ohne sein Orchester. Ich habe die Philharmonie Salzburg 1998 gegründet. Seitdem wachsen wir und berühren und verbinden die Menschen mit Musik. Natürlich macht man auch einmal Fehler, aber man kann gemeinsam sehr viel lernen und bewältigen.

Zur Person

Elisabeth Fuchs wurde 1976 in Kirchdorf an der Krems (OÖ) geboren. Sie studierte Orchesterdirigieren, Chordirigieren, Oboe, Schulmusik und Mathematik in Salzburg und in Köln. Im Alter von 22 Jahren gründete sie die Philharmonie Salzburg. Ein großes Anliegen ist der Dirigentin die Musikvermittlung an junges Publikum. So gründete sie im Jahr 2007 etwa die Kinderfestspiele Salzburg. Elisabeth Fuchs lebt mit ihren beiden Kindern in der Stadt Salzburg.

Brennen Ihre Kinder auch so sehr für Musik wie Sie?
In Kinderkonzerte, die nicht zu lange dauern, gehen sie sehr gerne. Oder auch wenn ich einen Babysitter-Engpass habe, nehme ich sie manchmal mit. Bis auf Gustav Mahler gefällt ihnen das meiste eigentlich. Und sie spielen auch selber Instrumente.

Musikvermittlung scheint Ihnen generell wichtig zu sein, Sie haben ja auch das Blockflöten-Projekt ins Leben gerufen.
Ich liebe einfach die Arbeit mit und für Kinder. Und ich finde, jeder Mensch sollte einmal ein Musikinstrument ausprobiert haben. Leider wird an Musikunterricht und kultureller Bildung in Schulen am meisten gespart. Deshalb verteilen wir diesen Herbst wieder Blockflöten-Sets an Schulkinder. Die Kinderfestspiele ziehen wir heuer auch wieder groß auf. Manchmal wird mir zwar vorgeworfen, dass wir das zu massig machen, aber wir wollen ja auch viele Kinder erreichen. Wenn wir musikalische Bildung nur den Eliten vorbehalten, läuft etwas gewaltig falsch.

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Beziehung, Kinder und noch dazu Arbeit ist sehr herausfordernd. Was in dieser intensiven Lebensphase sicher zu kurz kommt, ist der Schlaf.

Elisabeth Fuchs über Einsichten

Sehen Ihre Kinder Sie bei einem so vollen Terminkalender eigentlich noch ab und an zuhause? Sie sind ja alleinerziehend, oder?
Ja, da muss ich schon sagen, ich habe das Glück, dass ich Chefin bin und ich entscheide, wann ich wo arbeite. Zudem verdiene ich relativ gut, so kann ich mir eine gute Kinderbetreuung leisten. Auch meine Mutter unterstützt mich dabei sehr. Für meine Kinder ist es normal, dass sie jeden zweiten Abend von wem anderen betreut werden. Dafür bin ich jeden Tag beim Frühstück und am Nachmittag da. Und wenn ihnen etwas einmal nicht passt, artikulieren sie das sehr offen und direkt, was gut ist. Beziehung, Kinder und Arbeit unter einen Hut bekommen, ist für alle Menschen sehr herausfordernd. Was in dieser intensiven Lebensphase sicher zu kurz kommt, ist der Schlaf.

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