Guten Morgen

Letzte Wünsche | Geschenkte Sorgen

Knödel-Essen bei der Ehefrau, ein Hubschrauberflug, die Hochzeit der Enkelin, der Berg oder jener Baum, unter dem man bald darauf begraben wird:  „Die meisten Wünsche sind klein“, sagt Florian Aichhorn, der mit seinem Verein „Rollende Engel“ Sterbenden ihre letzten Freuden erfüllt. Über 200 „Wunschfahrten“ hat er bisher begleitet: Die 103-jährige Hermine ebenso wie den 28-jährigen Kevin. Was er für sich mitgenommen hat, verrät er am heutigen Karfreitag: „Die Zeit eines jeden von uns ist begrenzt, man sollte das Leben mehr genießen, sich auch mehr trauen.“ Die meisten Wünsche sind klein - und müssen nicht warten, bis zum letzten Augenblick. Zeit mit den Liebsten, Durchatmen in der Natur - gerade in Zeiten der Krise vergessen wir oft auf das Schöne, das Herzliche, das Wärmende in unserem Leben. Und konzentrieren uns stattdessen auf die Sorgen. 

„Auch diese Sorgen sind Geschenke“, rückt David Steindl-Rast den negativen Blick auf vieles in der Welt zurecht. Der 96-jährige Geistliche und Autor sieht in der Suche nach Lösungen - und mögen sie noch so klein sein - den Schlüssel. Angesichts des Kriegs in der Ukraine, der Teuerung, der steigenden Armut auch im Wohlfahrtsstaat Österreich ein auf den ersten Blick zynischer Gedanke: Was kann ich als Einzelner schon tun? Was ausrichten gegen die globalen Krisen? Auf lange Sicht: Alles. Denn, so Steindl-Rast: „Die Krisen auf der Welt gibt es immer, wenn es kein gemeinsames Denken, kein gemeinsames Fühlen gibt. Jeder kann im engsten Familien- und Freundeskreis daran arbeiten und Versöhnung einbringen.“ In diesem Sinne: Nutzen wir den heutigen Karfreitag, den Tag, an dem nach christlichem Glauben, Jesus für uns am Kreuz gestorben ist, und fangen an, indem wir einander die Hand reichen. Unserem nervigen Nachbarn, dem lästigen Kollegen, den schwierigen Schwiegereltern. Für ein Stück mehr Licht und Frieden auf dieser oft so düsteren, gewalttätigen Welt. (ts)

Haben Sie einen schönen Karfreitag!