9/11 - die Täter

Die Selbstmord-Attentäter und ihre Hintermänner

Ausland
07.09.2011 14:54
Die nach den Anschlägen vom 11. September vom US-Kongress und Präsident George W. Bush eingesetzte Nationale Kommission zu Terroranagriffen nennt 19 Flugzeugentführer. Sie alle starben bei den 9/11-Attacken auf das World Trade Center in New York, das Pentagon bei Washington und bei dem Absturz einer Maschine in Pennsylvania, die eigentlich in das Weiße Haus oder das Kapitol in Washington gesteuert werden sollte. Khalid Sheikh Mohammed wird als "Hauptarchitekt" der Anschläge bezeichnet. Eine Zusammenfassung in drei Teilen.

KHALID SHEIKH MOHAMMED wurde am 1. März 2003 in Rawalpindi nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad gefasst und den USA übergeben, die eine Belohnung von 25 Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt hatten. Der enge Vertraute von Osama Bin Laden bezichtigte sich dann selbst in Verhören, nicht nur Chefplaner von 9/11 zu sein, sondern auch von rund 30 anderen Anschlägen - so auf das World Trade Center 1993 und Bali 2002 - sowie Anschlagsversuchen, darunter auf die Ex-US-Präsidenten Bill Clinton und Jimmy Carter. "KSM" ist der Onkel von Ramzi Yousef, der als Drahtzieher des 1993er Anschlags auf das World Trade Center zu lebenslanger Einzelhaft verurteilt wurde. Er galt bei westlichen Geheimdiensten als Chef der Auslandsoperationen der Al-Kaida.

Der laut Interpol 1,55 Meter große Sheikh Mohammed wurde Mitte der 1960er Jahre in Kuwait geboren. Er soll auch eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung der Al-Kaida gespielt haben. Er wird als hochintelligent eingestuft und besuchte Mitte der 80er Jahre ein College in den USA, ehe er dort sogar ein Studium in Ingenieurwesen abschloss, bevor er sich vor 9/11 an die Seite Bin Ladens nach Afghanistan zurückzog.

Nach seiner Festnahme hielten ihn die USA in einem Geheimgefängnis der CIA an unbekanntem Ort fest. Im Herbst 2006 wurde er dann nach Guantanamo verlegt. Er gehört zu den sogenannten "Guantanamo Five", denen nach langem juristischem Hin und Her wegen 9/11 der Prozess vor einem US-Militärtribunal gemacht werden soll. Schon vor 9/11 stand Sheikh Mohammed weit oben auf der FBI-Liste der meistgesuchten Terroristen. Er wurde bereits 1996 in New York angeklagt, auf den Philippinen die Bombardierung amerikanischer Zivilflugzeuge geplant zu haben.

RAMZI BINALSHIBH gehört ebenfalls zu den Guantanamo Five, und wurde im September 2002 ebenfalls in Pakistan, in Karachi, gefasst. Kurz vor dem ersten Jahrestag der Anschläge gaben er und Sheikh Mohammed noch ein Fernsehinterview, wo sie detailliert die Planungen für die 9/11-Anschläge beschrieben. Demnach waren zunächst Angriffe auf US-Atomkraftwerke geplant. Davon hätten die Terroristen aber aus Furcht, die Attentate könnten "außer Kontrolle" geraten, wieder abgesehen. Auch auf Binalshibh war eine Ergreiferprämie in Höhe von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.

Der heute 39-jährige Jemenit gilt als Cheflogistiker der "Hamburger Zelle" um den Todespiloten Mohammed Atta, die maßgeblich an der Planung und Ausführung des 11. September beteiligt war. Binalshibh kam 1995 nach Deutschland, in Hamburg besuchte er das hochschulvorbereitende Studienkolleg. Im Stadtteil Harburg lebte er mit Atta und dem flüchtigen Deutsch-Marokkaner SAID BAHAJI in einer gemeinsamen Wohnung. Binalshibh soll 1999 zwei Monate lang in einem Al-Kaida-Trainingslager in Afghanistan gewesen sein und im Jahr darauf an einem Treffen ranghoher Al-Kaida-Mitglieder in Kuala Lumpur teilgenommen haben, wo es wohl um 9/11 ging.

Nach Angaben des FBI versuchte Binalshibh im Jahr 2000 vergeblich, ein Visum für die USA zu erhalten, um sich dort an einer Flugschule in Florida ausbilden zu lassen. Gegenüber dem TV-Sender Al-Jazeera bestätigte Binalshibh, dass er der "20. Mann" der Flugzeugentführer hätte sein sollen. Doch erneut scheiterte das Vorhaben an der Weigerung der US-Behörden, ihm ein Visum auszustellen. Binalshibh soll sich danach auf die Logistik und Finanzierung des Terrorangriffs verlegt haben. Wenige Tage vor dem 11. September 2001 verschwand er aus Deutschland.

Zu den "Guantanamo Five" gehören noch:

MUSTAFA AHMAD AL-HAWSAWI, ein Saudi-Araber, der von Sheikh Mohammed beauftragt gewesen sein soll, Geld für die Terroranschläge von September 2001 zu sammeln;

ALI ABD AL-AZIZ ALI, ein Neffe von Sheikh Mohammed aus Pakistan, der angeblich ein Verbindung der Al-Kaida zum "Schuhbomber" Richard Reid herstellte und an einem Anschlagsplan auf das US-Konsulat in Karachi beteiligt war, als er festgenommen wurde;

der Jemenit WALID BIN ATTASH (alias KHALLAD), der zwei Flugzeugentführern geholfen haben soll, die Attentate vorzubereiten. Auch er soll bei seiner Festnahme 2003 einen Anschlag auf das US-Konsulat in Karachi geplant haben.

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Der 1968 in Ägypten geborene Todespilot MOHAMMED ATTA steuerte Flug 11 von American Airlines in den Nordturm des World Trade Centers. In Hamburg studierte der Sohn eines Rechtsanwalts Städtebau an der Technischen Universität und frequentierte die Al-Quds-Moschee. Als Flugzeugentführer mit ihm an Bord waren ABDUL AL-OMARI, den Nachbarn in Florida später als Familienmenschen beschrieben, der vor 9/11 mit Frau und vier Kindern zusammenlebte, SATAM AL-SUQUAMI, WAIL AL-SHERHRI und WALEED AL-SHEHRI, der seit mindestens 1994 in den USA lebte und die Luftverkehrshochschule in Daytona Beach (Florida) mit der Ausbildung zum Piloten für Verkehrsflugzeuge abschloss.

Auch zwei weitere Todespiloten des 11. September gehörten zur "Hamburger Zelle": MARWAN AL-SHEHHI, der mit dem gekidnappten United-Airlines-Flug 175 in den Südturm des WTC flog, und der Libanese ZIAD JARRAH, der mit United-Airlines-Flug 93 offenbar das Kapitol oder das Weiße Haus in Washington ansteuern sollte, was aber misslang.

In der zweiten Jahreshälfte 2000 hielten sich Atta und der zehn Jahre jüngere Shehhi zum Flugunterricht an der Huffman Aviation Flugschule in Venice (Florida) in den USA auf. Am Freitag vor den Terroranschlägen gingen sie noch zusammen in ein Lokal in Hollywood (Florida): Atta spielte ein Videospiel. Atta flog dann nach Portland (Maine) und dann nach Boston, wo er Flug 11 bestieg.

Die Komplizen, die Shehhi halfen, waren FAYEZ BANIHAMMAD, MOHAND AL-SHEHRI, AHMED AL-GHAMDI und HAMZA AL-GHAMDI. Bei Jarrah waren es im einzigen Fall drei statt vier: SAEED AL-GHAMDI, AHMED AL-NAMI und AHMED AL-HAZNAWI.

Auch HANI HANJOUR, der den Pentagon-Flieger lenkte, hatte mit seinen Mitverschwörern KHALID AL-MIDHAR und NAWAQ Al-HAMZI jahrelang in den USA gelebt. Auf ihrer tödlichen Mission wurden sie begleitet von MAJID MOQED und SALEM AL-HAMZI.

Vier der fünf wurden bei ihrer Abreise kontrolliert, wie Videos belegen. Obwohl zwei von ihnen sogar auf einer Terror-Fahndungsliste standen, durfte die ganze Gruppe ohne weitere Verzögerung Flug 77 der American Airlines besteigen. Midhar und Moqed lösten Alarm aus, Moqed sogar zweimal. Er wurde von einem Sicherheitsbeamten mit einem Metalldetektor untersucht. Die Brüder Nawaq und Salem Al-Hamzi lösten ebenfalls den Alarm des Metalldetektors aus. Nawaq, der als rechte Hand des Chefstrategen Atta gilt, sogar zweimal. Daraufhin folgte die händische Untersuchung. Gleichzeitig ist auf Videos zu sehen, wie ein Sicherheitsbeamter das Handgepäck der beiden mit Hilfe eines Sprengstoffhundes untersucht. Nur Hanjour passierte die Sicherheitskontrolle ohne Aufsehen.

Zur "Hamburger Zelle" werden noch ZAKARIYA ESSABAR und MOUNIR AL-MOTASSADEQ gerechnet. Wie bei Said Bahaji fahndet der deutsche Generalbundesanwalt auch gegen den "Schläfer" Essabar (geb. 1977) mit Haftbefehl wegen mehrtausendfachen Mordes und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie anderer schwerer Straftaten. Essabar wollte offenbar im Februar 2001 nach Florida zu Atta und Shehhi reisen. Allerdings versagten die US-Behörden dem Marokkaner wie im Fall von Binalshibh die Einreise.

Der Marokkaner Motassadeq hatte Atta beim Elektrotechnik-Studium in Hamburg kennengelernt. Er war 1993 nach Deutschland gekommen und geriet nach 9/11 schnell in das Visier der Ermittler. Die deutn Muslim, der den gewaltsamen Heiligen Krieg (Jihad) suchte" und als "Statthalter" der Hamburger Terrorzelle die Anschlagspläne verschleierte und unterstützte. Motassadeq wurde 2003 in Deutschland wegen Beihilfe zum Mord in 246 Fällen und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 15 Jahren Haft verurteilt. Mit Beschwerden beim Verfassungs- und beim Bundesgericht scheiterte er.

ZACARIAS MOUSSAOUI sollte offensichtlich den Platz Binalshibhs, dem die US-Behörden kein Visum ausstellten, als Flugzeugentführer einnehmen. Der marokkanischstämmige Franzose wurde jedoch vor 9/11 in den USA festgenommen, weil er an einer US-Pilotenschule verdächtig aufgefallen war. Er gestand, von den Anschlagsplänen gewusst zu haben, wurde zu lebenslang verurteilt, zog sein Geständnis aber später zurück, was ihm aber nichts nützte. Moussaoui sitzt in einem Hochsicherheitstrakt in Colorado.

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MOHAMMED ATEF gilt neben Sheikh Mohammed als Chefplaner von 9/11. Er war auch als Abu Hafs Al-Masri bekannt. Der Al-Kaida-Vizechef und Militärchef des Terrornetzwerks wurde im November 2001 bei einem US-Luftangriff auf das afghanische Tora Bora getötet. Fünf Jahre später strahlte der arabische TV-Sender Al-Jazeera ein Video mit Vorbereitungen für die Attacken aus. Darauf waren Osama Bin Laden, Atef und Binalshibh im Gespräch miteinander zu sehen. Nach dem Tod Atefs stieg Ayman al-Zawahiri zum Stellvertreter Bin Ladens auf.

Dem Islamisten MOHMMAED HAYDAR ZAMMAR wird vorgeworfen, enge Kontakte zu den Attentätern des 11. September 2001 gehabt zu haben. Der Deutsch-Syrer, der lange in Hamburg lebte, wurde von deutschen Sicherheitsbehörden wegen Unterstützung terroristischer Vereinigungen über Jahre beobachtet. 2001, während einer Marokko-Reise, wurde er unter dubiosen Umständen festgenommen und nach Syrien gebracht. Der US-Geheimdienst CIA soll an der Verschleppung beteiligt gewesen sein. Es besteht der Verdacht, dass Zammar in der Haft gefoltert wurde.

Im November 2002 kam es zu umstrittenen Vernehmung Zammars in Syrien durch Vertreter des deutschen Bundesnachrichtendienstes, des Bundesamts für Verfassungsschutz und des Bundeskriminalamts. Der Fall war Gegenstand eines Bundestags-U-Ausschusses. 2007 wurde Zammar offenbar wegen Mitgliedschaft in der Muslimbruderschaft, Aufenthalten in Trainingslagern in Afghanistan und Bosnien sowie wegen "jihadistischer Bestrebungen" in Syrien zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde dann in zwölf Jahre Haft umgewandelt.

Al-Kaida-Chef OSAMA BIN LADEN (im Bild oben) war wegen 9/11 fast zehn Jahre der meistgesuchte Mensch der Welt und der Staatsfeind Nummer eins der USA. Anfang Mai 2011 wurde er von einem US-Spezialkommando im pakistanischen Abbottabad getötet.

Bin Laden war der Sohn eines saudi-arabischen Baumagnaten, bei dem wichtige islamische Gelehrte aus und ein gingen. Nach einem Bauingenieur-Studium in Jeddah wandte sich Osama Bin Laden ab 1973 islamistischen Gruppen zu. Nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan ging Bin Laden ins Nachbarland Pakistan, wo er sich der Widerstandsbewegung anschloss und in Peshawar seine erste Basis errichtete. Bald finanzierte er eine Brigade mit mehreren Tausend Männern, die größtenteils aus arabischen Ländern stammten, erwarb den Ruf eines mutigen Kämpfers und band sich an die radikalsten unter den Fundamentalistenführern. Bei seinem erbitterten Kampf gegen die Sowjetarmee wurde der Extremist vom US-Geheimdienst CIA unterstützt. Die Gründung der Al-Kaida datieren Experten auf 1988.

Nach dem Abzug der Sowjets 1989 kehrte Bin Laden zunächst nach Saudi-Arabien zurück. Doch als sein Heimatland der US-Armee beim Golf-Krieg gegen den Irak 1991 als Stützpunkt zur Verfügung stand, griff er die Königsfamilie heftig an. Riad erklärte ihn zur unerwünschten Person, drei Jahre später wurde ihm die saudi-arabische Staatsbürgerschaft entzogen. Bis 1996 blieb Bin Laden im Sudan, wo er die Ausbildung seiner Al-Kaida-Leute in paramilitärischen Lagern vorantrieb. Doch dann verwies ihn die Regierung in Khartum auf Druck Washingtons des Landes.

Bin Laden ging wieder nach Afghanistan, wo er mit immer glühenderem Hass gegen die "arrogante Supermacht" USA predigte. Nach der Machtübernahme durch die radikal-islamischen Taliban dort wurde er deren "Ehrengast". Dutzende Al-Kaida-Camps entstanden für Tausende Gefolgsleute. Große Anschläge, die Bin Laden neben 9/11 vorgeworfen wurden: die Bombenattentate auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania, bei denen 1998 224 Menschen getötet wurden, und der Anschlag auf das US-Kriegsschiff "USS Cole" vor der Küste des Jemen 2000 mit 17 toten US-Soldaten.

Bin Laden stritt zunächst eine Verstrickung in 9/11 ab, gab sie aber später zu. Lange Zeit konnte er sich verstecken und wurde in unwegsamen Gebieten Afghanistans bzw. im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet vermutet. In Video-und Audiobotschaften rief er zum "Heiligen Krieg" gegen den Westen auf.

An Bin Ladens Stelle ist nunmehr AYMAN AL-ZAWAHIRI getreten. Der ägyptische Augenarzt gilt als wortgewandter Vordenker und intellektueller Wegbereiter der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA. Schon als Jugendlicher wandte er sich dem radikalen Islam zu und gehörte der Muslimbruderschaft an. Zawahiris Gruppe Al-Jihad soll die Fäden bei der Ermordung des pro-westlichen Präsidenten Anwar al-Sadat 1981 gezogen haben. Zawahiri verbüßte dafür eine dreijährige Haftstrafe. Danach setzte er sich mit Getreuen über die mutmaßlichen Zwischenstationen Saudi-Arabien, Sudan und USA nach Afghanistan ab, wo er im Kampf mit den Sowjets verletzte Mujaheddin versorgte und Bin Laden kennenlernte.

1992 startete Al-Jihad eine Attentatsserie in Ägypten. Die Gruppe soll auch für den Anschlag 1997 in Luxor verantwortlich sein, bei dem 62 Menschen starben, darunter 58 ausländische Touristen. 1999 wurde Zawahiri in Ägypten in Abwesenheit zum Tod verurteilt. Bei der Al-Kaida engagierte sich Zawahiri seit 1998. Bei einem US-Angriff auf Kandahar Ende 2001 soll er seine Frau, seine beiden Töchter und seinen Sohn verloren haben. Heuer im Februar rief er dazu auf, bei künftigen Anschlagsplanungen "neue Wege" zu gehen und beklagte, dass die muslimische Welt bei der Waffentechnik hinterherhinke.

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