Abschied in Wien

Fettes Brot: „Treten mit Pauken und Trompeten ab“

Musik
08.03.2023 11:00

Nach mehr als drei Jahrzehnten beenden die Hamburger Hip-Hop-Pioniere Fettes Brot in diesem Jahr ihre gemeinsame Karriere - natürlich nicht, ohne große Tour und Hit-Album abzutreten. Wir schwelgten mit König Boris, Björn Beton und Dokter Renz noch ein letztes Mal in Erinnerungen und blickten im „Krone“-Talk auch in die Zukunft.

„Krone“: 31 Jahre nach der Bandgründung sagen Fettes Brot in diesem Jahr goodbye. Davor gibt es noch die Best-Of „Hitstory“, eine große Tour, die zweimal ins Wiener Gasometer führt und zwei Abschiedskonzerte Anfang September in eurer Heimat Hamburg. Aus guter Erfahrung wissen wir alle, mit einem angekündigten Abschied ist es bei den meisten Bands nicht getan …
König Boris:
 Es ist kein PR-Stunt, dass wir uns auflösen. Sollten wir mit Anfang 60 draufkommen, dass wir Lust auf eine Reunion-Tour hätten, würde ich das nicht vollkommen ausschließen. Auch wenn ich das momentan überhaupt nicht sehe. 
Björn Beton: Momentan leben wir stark im Hier und Jetzt. Wir starten die Proben für die Tour und sind gespannt, wie es sich anfühlt, wenn wir auf der Bühne die letzten Konzerte spielen. Am 1. und 2. September spielen wir dann in unserer Heimat Hamburg zwei riesengroße „Brotstock“-Konzerte vor jeweils 25.000 Leuten. Das wird der abschließende Abschluss werden. Bis dahin haben wir uns noch einmal Zeit gegönnt, um uns daran zu gewöhnen, wie sich das anfühlt.
König Boris: Wir hören ja nicht auf, kreativ zu sein. Auch wenn es die Gruppe Fettes Brot fortan nicht mehr gibt, hat jeder von uns gewisse Flausen im Kopf, wie es weitergehen wird. Mehr sagen wir natürlich noch nicht dazu. (lacht)

Ihr habt in einem Statement gesagt, dass die Corona-Pandemie zumindest mitentscheidend für eure Entscheidung war, Fettes Brot in die Pension zu schicken.
Dokter Renz:
 Die Pandemie hat uns Raum gegeben, damit die Entscheidung reifen kann. Corona war ein Runterfahren von Abläufen, die normalerweise im hohen Takt rattern. Wir spielten davor eine erfolgreiche Tour und drei Monate später stand die Welt still. Wenn wir uns getroffen haben, haben wir gemerkt, dass sich der Gedanke verfestigt, uns als nächsten großen Karrieremove aufzulösen. Wir haben viel darüber gesprochen und alles Mögliche abgewogen. Daraus strickten wir eine Idee, die am Ende nicht nur traurig, sondern auch fröhlich war. Nach 30 Jahren können wir das Kapitel in vollem Bewusstsein und der Blüte unserer Kraft gemeinsam beenden. Mit Pauken, Trompeten und guter Laune fährt der Trauerzug durch die Gemeinde - dabei schmeißen wir Blumen und Konfetti.
Björn Beton: Wir hatten dabei immer die New-Orleans-Beerdigungen im Kopf. Jeder Fan bekommt noch einmal sein Lieblingsgericht serviert. (lacht)

Wart ihr bei der Entscheidungsfindung alle drei auf einer Schiene oder gab es eine treibende Kraft, die das forciert hat?
König Boris:
 Die Möglichkeit des Auflösens hatten wir schon immer im Hinterkopf. Irgendwann das Gefühl zu haben, dass die Geschichte zu Ende erzählt sei. Alles fühlte sich komplett an. Dieser Exit-Gedanke war immer da und dieses Mal rückte er in den Vordergrund. Wir haben unterschiedliche Geschmäcker und Entwicklungen, alle auch andere Interessen. Am Ende war es aber schon eine gemeinschaftliche Entscheidung.

In der Pandemie wurden wir alle auf uns selbst zurückgeworfen und jeder hat gemerkt, im Leben gibt es auch noch andere Dinge als jene, die man sowieso gewohnt ist und im Alltag ausübt. Habt ihr eure Familien, Interessen, Freundschaften und auch euch selbst anders oder intensiver kennengelernt?
Björn Beton:
 Genau so war es. Wie bei einem Automatikauto auf neutral stellen, das hat den Gedanken eines Endes überhaupt erst wirklich ermöglicht. Die 30 Jahre waren aufregend und abwechslungsreich und wir haben so viele Abenteuer erleben dürfen. Wir haben uns aber überlegt, was wir die 30 Jahre vielleicht nicht gemacht haben, sodass wir noch dazulernen und uns neu orientieren könnten. 
Dokter Renz: Die Pandemie war in erster Linie eine todbringende Krankheit und viele Menschen haben gesundheitlich und auch wirtschaftlich schwer darunter gelitten. Man kam in der Zeit nicht nur zur Ruhe, sie hat ganze Existenzen bedroht, von der sich viele bis heute nicht erholt haben. Wir sind uns unseres Privilegs bewusst und hatten Glück, dass wir eine ausverkaufte Tour vor der Pandemie spielten. Die Geldsäcke waren dadurch erst einmal gefüllt und wir konnten uns entspannen.

Die Optionen des Rücktritts oder eines Endes sind meist dann gegenwärtig, wenn man gerade eine Kreativblockade durchleidet. Alle Kreativen wissen: irgendwann geht es ja doch wieder weiter.
König Boris:
 Es ist auch nicht der Grund, dass wir nichts mehr zu erzählen hätte. Ich glaube, ich kann da für alle sprechen, dass dem sicher nicht so ist, aber der Rahmen Fettes Brot, den es jetzt 30 Jahre gab, der hat sich auserzählt.

Solche Entscheidungen öffnen Mutmaßungen Tür und Tor, dass es auch zwischenmenschlich nicht mehr funktioniert. Wenn man mit euch drei hier so per Zoom quatscht, wirkt das zumindest nach außen hin nicht so …
König Boris:
 Dann würden wir es auch nicht mehr schaffen, eine so riesige gemeinsame Tour zu spielen. Unsere 30-jährige Freundschaft war immer dynamisch und kein statisches Konstrukt. Wir waren uns mal näher und mal weniger nah und das ist in jeder menschlichen Beziehung so. Dass wir uns nicht mehr ausstehen könnten, das ist kein Grund für die Trennung.
Dokter Renz: Wir arbeiten aber auch ganz bewusst daran, dass es nicht so wird. In so eine Kommunikation und Beziehung muss man viel investieren. Wenn man zusammenarbeitet und befreundet ist, treten natürlich Konfliktfelder auf. Manchmal in einer Gemengelage, dass man nicht mehr genau weiß, was das Huhn und was das Ei ist. Ich bin aber stolz darauf, dass wir dieses Projekt gemeinsam so lange geschafft haben. Die Abschiedstour sollte uns nicht um die Ohren fliegen, aber das wird schon hinhauen. Am Schluss wird die Freude überwiegen, dass wir unser Hobby zum Beruf machen konnten und dabei ein so wunderbares Publikum hatten. Das alleine wird uns ein Gefühl der Verbundenheit erhalten, auf dass wir uns neu begegnen und unsere Freundschaft pflegen können.
Björn Beton: Und nicht nur das - unser Publikum hat sich wieder einmal von seiner allerbesten Seite gezeigt. Als wir die Meldung unseres Endes rausgehauen haben, war ich schon nervös, aber die Leute haben sensationell reagiert. Natürlich ist es eine traurige Sache, aber wir wollen auch feiern. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen sehr respektvoll und wohlwollend mit uns und unserer Entscheidung umgehen. 
König Boris: Das Kapitel endet mit einem lachenden und zwei weinenden Augen.

Ihr seid augenscheinlich topfit, aber spielte bei der Entscheidung auch eine Rolle, dass man mit 50 keine so energetische und schweißtreibende Hip-Hop-Show abliefern kann wie es früher der Fall war?
Björn Beton:
 Da kann ich das Publikum total beruhigen: auf der Bühne kickt das Adrenalin noch immer so hart, dass man kein Alter merkt. Es wäre aber auch gelogen, wenn ich sage, nach dem Aufwachen im Tourbus ginge es mir heute genauso wie mit Anfang 20. Mir kommt es nicht so vor, dass es körperlich nicht mehr möglich ist.
König Boris: Ich habe schon Touren gespielt, da war ich wesentlich weniger fit als heute. (lacht)

Wie blickt ihr denn auf eure Karriere zurück? Mit Stolz? Mit Freude oder mit Erstaunen?
Dokter Renz:
 Erstaunen ist ein gutes Stichwort. Wir haben ohne große Agenda angefangen und der größte Traum war ein Konzert zu spielen, zu dem mehr als 20 Leute kommen. Wir haben nie nach den großen Sternen gegriffen, der nächste Eskalationsschritt ist uns einfach so passiert. Wenn ich uns mit Abstand betrachte, haben wir die richtige Musik mit den richtigen Worten zur richtigen Zeit in die Welt gesetzt, aber dahinter steckte kein Konzept. Wir waren vom Hip-Hop-Virus infiziert und wollten nach bestem Wissen und Gewissen unseren Teil dazu beitragen und unsere Vorbilder in den USA nicht allzu sehr zu beschämen. Dass daraus so eine lebendige Musikkultur erwächst, konnte keiner vorhersehen. Dass wir etwas mit der Popkultur zu tun haben könnten, war in meiner Vorstellungskraft nicht greifbar.
König Boris: Das Gefühl des Erstaunens ist das stärkste, wenn ich auf die letzten 30 Jahre zurückblicke.

1995 gelang mit der Single „Nordisch By Nature“ der große Durchbruch. Nach einem Jahr habt ihr die Single zurückgezogen, weil ihr anfangs vom Erfolg überrannt wart und nicht sicher ward, ob ihr vom Underground überhaupt in den Mainstream möchtet.
Björn Beton:
 Das war ein innerer Zwiespalt. Die gesamte Rap-Musik steckte damals in den Kinderschuhen und wenn sich etwas von einer Subkultur in den Mainstream entwickelt, stellt sich den Akteuren immer die Frage, wie man die Seele des Ganzen nicht verkauft. Das hat uns anfangs irrsinnig beschäftigt. Als wir unsere erste erfolgreiche Disco-Rap-Single vom Markt nahmen, geschah das bewusst. Wir wollten nicht, dass die Leute uns als One-Hit-Wonder wahrnehmen. Wir wollten, dass sie die ganze LP hören. Ob wir die Wahrnehmung von anderen mitgestalten konnten, weiß ich nicht, aber es war eine gute Idee, weil wir uns stark mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Die Hip-Hop-Szene hat sich gut entwickelt und ist so groß und vielfältig wie nie zuvor. Manche Sachen finde ich blöd, andere lassen mein Herz hüpfen. Ich bin froh, dass ich die Hip-Hop-Kultur im deutschsprachigen Raum ein bisschen mitgestalten durfte.
König Boris: Die Skepsis gegenüber der Pop-Maschinerie hat uns von Anfang an begleitet und ist bis heute da. Wir spielen natürlich mit, aber immer mit einem strengen Blick und einem gewissen Abstand auf uns selbst. Wir erkennen das Witzige an dem Ganzen, sind aber auch vorsichtig, nicht jeden Scheiß mitzumachen, nur weil uns irgendjemand einen Koffer Geld hinstellt.

Der Deutschrap hatte eine Zeit lang sehr homophobe und misogyne Tendenzen, mittlerweile dreht sich die Lage rasant und vor allem Rapperinnen stehen hoch im Kurs und sind ungemein kreativ.
König Boris:
 Das ist großartig und absolut zu begrüßen. Wir haben lange darauf gewartet, dass die weiblichen Protagonisten an die Oberfläche schwappen. Die Anzeichen dafür gab es schon lange und es ist super, dass sich das nun endlich wirklich ändert.
Dokter Renz: Es ist wichtig, dass eine weibliche Perspektive dazukommt und man nicht das Gefühl hat, eine Frau würde aus der Männerperspektive rappen. Das Gefühl hatte ich damals bei Schwester S. Dass der Business-Fuchs Moses Pelham sich dachte, jetzt rappt einfach mal eine Frau meine Texte. Ich will ihm das nicht unterstellen, aber das Gefühl schwang mit. Solche Meisterwerke wie die neue Platte von Little Simz sind großartig. Es gibt ganz neue Perspektiven auf das Leben in einer sehr männlich geprägten Welt.
Björn Beton: Die sexistische und frauenfeindliche Szene im Deutschrap ist damit aber leider noch immer nicht erledigt. Es gibt immer noch Rapper und auch Rapperinnen, die fragwürdige Texte schreiben, die mich stören und nerven. Wir haben aber über die Jahre hinweg gelernt, damit umzugehen. Wir sind eine Band mit einer Haltung, aber ohne Parolen.
Dokter Renz: Außer bei „Schwule Mädchen“. (lacht)
Björn Beton: Aber selbst der Song ist ja dreimal umwickelt und so verknotet, dass dann keiner ein Mädchen ist und keiner schwul. Es ist alles sehr verdreht. Unser Angebot galt immer für alle und war gleichzeitig ein bisschen verwirrend. 
König Boris: Unsere Haltung dazu war immer klar. Die Leute, die uns gehört haben, wussten klar und deutlich, welches Menschenbild wir haben. Auch wenn wir nicht in jedem Song explizit politisch oder gesellschaftskritisch waren. 
Björn Beton: Die Leute trauen uns durchaus zu, dass wir sie noch einmal mit einem Arschtritt aus der Tür schicken. (lacht) Dafür bringen wir mit „Hitstory“ auch die Best-Of-Platte raus. Die Lieder gibt es alle schon, aber wir wollten unsere Playlist noch einmal verfügbar machen. Über 36 Minuten Gelee Royal von Fettes Brot - ein Hit nach dem anderen. Das fühlt sich auch für uns sehr cool an. Es ist ein solides Hit-Album. (lacht) 

Manche fragen sich, warum ihr euch nicht die Mühe gemacht habt, neue Songs zum Abschied beizusteuern?
König Boris:
 Mit „Brot weint nicht“ haben wir ja doch einen geboten. Das wäre wie eine Wette auf die Zukunft gewesen, ob die neuen Hits genauso groß werden wie jene, die schon da sind. Der eine muss also reichen. (lacht) 
Björn Beton: Es ist unangenehm, wenn man einen Song rauf gibt, der gegenüber den Hits abkackt. Wer mag, kann unseren Abschiedssong gerne noch dazumischen.

Eine „Hitstory“ zusammenzustellen, bedingt natürlich eine gewisse Form der Nostalgie. Seid ihr rückblickend mit allem glücklich? Habt ihr zeitloses und durch die Bank zufriedenstellendes Material produziert?
Dokter Renz:
 Wir schauen mit einem gewissen Stolz auf unsere zehn größten Hits. Das alleine wäre schon eine fette Festival-Show, auf die sich Zehntausende einigen können. Man stellt aber auch fest, dass die Lieder sich voneinander unterscheiden und die Zugänge zu Texten und Musik sich verändert haben. Unsere Vielschichtigkeit hat uns manchmal selbst genervt, weil wir nie ein Album so richtig aus einem Guss hatten. Fettes Brot haben immer aus dem Vollen geschöpft und sich nicht an Begrenzungen gehalten. Deshalb klingt auch „Hitstory“ sehr divers.

Welchen Stellenwert würdet ihr euch in der deutschen Rapwelt attestieren?
Björn Beton:
 Da fragst du die falschen. Sich selbst einzuordnen, kommt immer komisch rüber. Wir drei haben zur Szene beigetragen und ich höre auch Musik, wo ich mir denke, die haben vielleicht mal Fettes Brot gehört und wir haben sie beeinflusst. Das macht mich sehr froh, aber was unser heutiger Stellenwert ist, das weiß ich nicht. Als wir bekannt gaben, dass wir uns auflösen, haben wir viel Zuspruch von alten Weggefährten bekommen, aber auch von Leuten, mit denen ich nie gerechnet hätte. Es trudelten ganz viele Instagram-Nachrichten ein. Was das aber für heute bedeutet, das weiß ich nicht.
König Boris: Wir haben es geschafft, über die letzten 30 Jahre immer wieder relevante Einwürfe zu schaffen. Wir haben auf unserer letzten Tour mehr als 150.000 Tickets verkauft, das ist doch auch ein Statement.

In einem Interview mit dem „Spiegel“ habt ihr gesagt, die heutige Jugend wäre euch zu brav. Inwieweit ist das ein relevantes Thema, wo Begriffe wie „Wokeness“, „Cancel Culture“ oder politische Korrektheit sich breit durch Kunst und Kultur ziehen?
Dokter Renz:
 Auf die Jugend von heute möchte ich überhaupt nichts kommen lassen. Das klingt so, als hätten wir eine kritische Distanz zur Jugend und das stimmt nicht. Wir finden die junge Generation beeindruckend und sehr vorbildhaft. Das beschämt mich ein bisschen, denn eigentlich sollten wir Älteren so sein. Junge Menschen, die eigentlich frei sein sollten und sich ausprobieren dürfen, kommen in eine Verantwortung rein, weil sich große Teile der Gesellschaft sich davor drücken oder ihr nicht gerecht werden. Es ist ein Auftrag an alle, sich an die eigene Nase zu fassen, den Arsch auf die Straße zu kriegen und sich den wichtigen Themen zu widmen.
Björn Beton: Die Jugend ist zu einem gewissen Teil immer das, was die Elterngeneration ihr mitgibt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Jugendliche unter einem enormen Erfolgsdruck stehen. Das ist ein Ergebnis aus dem, was die Elterngeneration mit auf den Weg gibt. Man darf der Jugend nicht ankreiden, dass sie den Eindruck haben muss, erfolgreich zu sein. Das ist ein komplexes Thema. 

Aber auch im Kunstbereich selbst stellt sich die Frage - wird ihr die Freiheit durch Zensur der jüngeren Generation genommen? Ist das nur ein gefühltes Problem? Reagieren wir alle über?
König Boris:
 Man darf ja prinzipiell fast alles sagen. Die Frage, die man sich stellen sollte, ist vielmehr, was will man sagen. Wir haben diese Frage mit unserer Musik für uns beantwortet. Wenn man sich uns anhört, weiß man, was wir zu welchen Themen wie gesagt haben. Es wurde oft versucht, uns in eine Rolle der Correctness-Polizei zu schieben, aber darauf hatten wir nie Lust. Wir haben uns nie vorschreiben lassen, welche Texte wir zu verfassen hätten.
Björn Beton: Wir sind weder in unserer Musik, noch in Interviews jemals mit erhobenen Zeigefingern und Verboten oder Gesetzen ums Eck gekommen. Das ist nicht unser Stil. Es ist keine gute Idee, anderen Leuten zu sagen, was sie sollen und nicht sollen.

Wie keine zweite Hip-Hop-Band standet ihr in Deutschland immer für Party und Politik. Haltung mit Unterhaltung. Heute fehlt es den Menschen zunehmend an Diskursbereitschaft und jede Meinung eckt sofort an. Hat das Auswirkungen auf das Texten?
Björn Beton:
 Ich kann das nicht allgemeingültig festlegen. Gibt es eine größere Bereitschaft, Dinge anzusprechen, die einen stören? Oder können die Leute nicht mehr diskutieren? Ich weiß es nicht genau.
König Boris: Wir haben immer versucht, in unserer Musik so wenig wie möglich zu diskriminieren, das liegt aber daran, dass wir als Menschen einfach so sind. Unsere politische und gesellschaftliche Haltung ist so und abseits davon haben wir immer das gemacht, was wir für richtig gehalten haben. 
Björn Beton: Ich habe nicht den Eindruck, dass wir uns anders verhalten müssten in dem, was wir jetzt machen wollen. Wir könnten uns auch nicht einschränken, so funktionieren wir nicht.
König Boris: Gewisse blinde Flecken im eigenen Tunnelblick, die man vielleicht nicht ganz ernst genommen hat, kann man sich aber ruhig selbst noch einmal ansehen. Man kann darüber nachdenken und reflektieren. Vieles war vor 20 Jahren anders. Die Sprache war nicht so ausdefiniert und die Gruppen, die sich diskriminiert fühlen würden, waren nicht so stark an der Oberfläche. Es ist begrüßenswert, dass es eine größere Sensibilität gibt und man mehr Hinweise darauf kommt, wo man Menschen wehtun könnte. Das spielt bei neuer Musik sicher eine Rolle, ist aber etwas ganz anderes als zu denken „scheiße, ich kann überhaupt nichts mehr sagen“. Damit sagt man, die Meinungsfreiheit wäre eingeschränkt und unser genialer Kollege Danger Dan hat ja hinlänglich bewiesen, dass dem nicht so ist.
Björn Beton: Viele Dinge werden heute diskutiert und besprochen und das ist in erster Linie absolut zu begrüßen. In den letzten Jahren haben wahnsinnig viele gute Entwicklungen begonnen. Die sind noch lange nicht zu Ende gedacht, aber ich finde das toll, anstatt dem Fortschritt immer nur feindlich und abwehrend zu begegnen und drüberzustehen. Das hat viel mit Fehlerkultur und Selbsteinsicht zu tun.

Die beiden Konzerte im April im Wiener Gasometer werden rappelvoll sein. An Österreich und Wien im Speziellen habt ihr ja nur gute Erinnerungen.
König Boris:
 Wir waren extrem oft in Österreich. Nicht nur in Wien, sondern auch in Linz, Graz und kleineren Ortschaften. Mit „Emanuela“ hatten wir unseren ersten und einzigen Nummer-eins-Hit bei euch. Das werden wir euch nie vergessen. Vor zwei oder drei Jahren waren wir bei dem tollen Falco-Konzert mit Thomas Rabitsch und Co. dabei. Das war natürlich ein großes Highlight. Wir versprechen für April jedenfalls einen Arschtritt und ein paar liebevolle Backpfeifen. Mein Vater hat einmal sehr treffend gesagt: „Konzerte sind eine Mischung aus Puff und Kirche“. (lacht)

Und bei den „Brotstock“-Konzerten in Hamburg darf man sich auf genauso viel Chaos und Schlamm wie beim Namenspatron Woodstock einstellen?
Dokter Renz:
 Es ist Anfang September und wir hoffen darauf, dass uns der Klimawandel wenigstens ein einziges Mal in die Karten spielt.

Zweimal live in Wien
Mit allen großen Hits, der neuen Nummer und garantiert viel Humor verabschieden sich Fettes Brot am 12. und 13. April bei zwei Shows im Wiener Gasometer von ihrem österreichischen Publikum. Unter www.oeticket.com gibt es noch die allerletzten Tickets und weitere Infos zu den beiden Abenden.

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