Investorenverhandlungen, Zahlungsprobleme und der Kampf um Standorte: Die wirtschaftliche Lage der Jufa-Gruppe, größter Hotelbetreiber Österreichs, ist angespannt.
Laut internen Informationen bestehen seit 2020 ernsthafte finanzielle Probleme: geprüfte Jahresabschlüsse fehlen, eine positive Fortbestandsprognose lag laut Insidern zuletzt nicht vor. Die letzte beim Firmenbuchgericht hinterlegte Bilanz der Jufa Holding GmbH stammt aus dem Geschäftsjahr bis Oktober 2021. Lieferanten, Banken und Vermieter warten auf offene Zahlungen.
Jufa-Chef Gerhard Wendl bestätigt Rückstände gegenüber Gläubigern, verweist aber auf Maßnahmen in der Corona-Zeit: „Durch Förderungen und Vereinbarungen mit Banken und Vermietern konnten wir den Fortbestand sichern.“ Die Schulden aus dieser Phase würden schrittweise zurückgezahlt, zusätzlich werde aktuell mit Hochdruck an einer Restrukturierung mit neuen Finanzierungspartnern gearbeitet. Ziel sei es, die rund 1400 Arbeitsplätze und mehr als 50 Standorte abzusichern.
Förderungen: 17 Millionen Euro auf dem Spiel
Zentraler Punkt der laufenden Investorengespräche sind öffentliche Fördermittel in Höhe von rund 17 Millionen Euro, die ursprünglich als „Ortserneuerungsdarlehen“ gewährt wurden. Laut Recherchen fordern potenzielle Investoren, dass das Land Steiermark auf rund 70 Prozent dieser Summe verzichtet. Eigentlich sollte die Summe bei einem Investoreneinstieg fällig werden. Jufa bestätigt, dass das Thema Teil der Verhandlungen ist – die finale Lösung müsse gemeinsam mit dem Land gefunden werden.
Für 2025 und 2026 gibt es weitere Schließungspläne. Die Jufa-Geschäftsführung spricht auf Anfrage von nur „einigen wenigen“ unrentablen Standorten, etwa in der Steiermark. Für diese werde nach Nachfolgebetreibern gesucht – teilweise mit Jufa-Beteiligung. Man arbeite eng mit den Gemeinden zusammen und wolle Verantwortung übernehmen. Wendl: „Wir ziehen uns nicht einfach zurück.“
Ende der Gemeinnützigkeit
Interessant erscheint, dass die Jufa weiterhin die Gemeinnützigkeit im Namen führt und damit einen öffentlichen Charakter signalisiert. Dabei besteht der Status der Gemeinnützigkeit, der steuerliche Vorteile bringt, bereits seit 2021 nicht mehr. Laut Wendl würde der Tourismusbetreiber seine sozialen Werte jedoch weiterhin leben, ein echter Wettbewerbsvorteil gegenüber privat betriebenen Hotels sei daraus nicht ableitbar.
Besondere Brisanz besitzt in der derzeit angespannten Lage der Verkauf von Gutscheinen, mit denen der Hotelbetreiber Einnahmen lukriert. Im Falle einer Insolvenz wären Gutscheine rechtlich gesehen praktisch wertlos. Jufa sieht darin ebenfalls kein Problem: Man habe eine Fortbestehensprognose erstellt und stehe „unmittelbar vor dem Abschluss einer Restrukturierungsvereinbarung“. Inklusive Investoreneinstieg in Teilbereiche, um den Fortbestand zu sichern.
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