Live in Dortmund

Sir Rod Stewart: Eine Abschiedstour mit Knall

Musik
05.05.2025 09:00

Bis auf den allerletzten Platz war die Dortmunder Westfalenhalle Samstagabend gefüllt – schließlich galt es einem ganz Großen Lebewohl zu sagen. Mit 80 fegte Sir Rod Stewart 100 Minuten lang mit einem beeindruckenden Best-Of-Programm über die Bühne. Im Dezember kommt die Rebeisenstimme noch ein letztes Mal in die Wiener Stadthalle.

Groß angekündigte Abschiede sind dann meist doch keine. Das kennt man aus der Musikhistorie zur Genüge. Man denke etwa an das Hannoveraner Hard-Rock-Flaggschiff Scorpions, das erstmals vor gut 15 Jahren den Abgang von den Bühnen dieser Welt ankündigte, nur um dann ohne Unterlass weiter über den Globus zu tingeln. Das Ende der Livekarriere von Sir Rod Stewart erschien da schon realistischer. Immerhin hat der kecke Sänger mit der Reibeisenstimme Anfang des Jahres seinen 80. Geburtstag gefeiert und in seiner mehr als 60 Jahre andauernden Karriere alles erlebt und gesehen, was es zu erleben und sehen gibt. Wo aber die Leidenschaft hinfällt, dort bleibt sie gerne picken. Angefeuert von einer fantastisch verkauften Tour 2024 und dem letzten Jahr mit Jools Holland aufgenommenen Album „Swing Fever“ legte Stewart gleich noch eine Rutsche nach, die sich lohnen soll. Im Zuge seiner „One Last Time“-Tour ist der Brite nicht nur noch einmal auf zwei Etappen durch ganz Europa unterwegs, im Juni darf er zum großen Karriere-Kehraus auch noch einmal beim renommierten Glastonbury Festival in seiner englischen Heimat teilnehmen, wo er vor rund 120.000 Fans einen der begehrten Legenden-Slots erhält – für Stewart der erste Glastonbury-Auftritt nach 23 Jahren.

Kampf gegen den Fußball
Dass auch die Tour drumherum bislang bestens funktioniert, beweist nicht zuletzt ein feuriger Auftritt in der gut gefüllten Dortmunder Westfalenhalle. Die „Krone“ überzeugte sich am Samstagabend selbst von der atemberaubenden Hit-Revue des nimmermüden Rock-Opas, der mit so viel Witz und Charme ans Werk ging, dass man ihn sich als gemütlichen Pensionär im eigenen Landschaftsgarten gar nicht vorstellen kann. Ein Wunder aber, dass er seine Show in der westdeutschen Stadt schon um 20 Uhr anpfiff, während fünf Gehminuten entfernt noch Borussia Dortmund im Signal-Iduna-Park ballesterte – normalerweise hat der bekennende Celtic-Glasgow-Fan mehr Herz und Toleranz für Liebhaber des runden Leders (oder lässt sich als Gast selbst gerne sehen). Doch als einer der größten lebenden Rockstars des Planeten lässt man sich nicht so schnell beirren und startet die Revue lieber pünktlich zur familienfreundlichen Uhrzeit.

Auf der Bühne sitzt dem nimmermüden Briten auch noch immer gerne der Schalk im Nacken. (Bild: Andreas Buck)
Auf der Bühne sitzt dem nimmermüden Briten auch noch immer gerne der Schalk im Nacken.

Aufwärmzeit braucht Sir Rod in der vollgefüllten Westfalenhalle keine. Die Sitzenden erhebt es schon zu Beginn, startet er doch mit Songs wie „Tonight I’m Yours (Don’t Hurt Me)“ und dem famosen Persuaders-Cover „Some Guys Have All The Luck“ mehr als fulminant in den kurzweiligen Abend. Hat er sich letzten Sommer in Wien noch zu Anti-Putin-Sprüchen verführen lassen und klare Stellung zum Angriffskrieg der Russen bezogen, lässt Stewart die politische Komponente heute komplett weg und konzentriert sich lieber auf sein massives Füllhorn an Welthits. Dabei überlässt er auch beim Bühnensetting nichts dem Zufall. Mehrere massive Videowalls projizieren visuelle Zusatzgeschichten zu den Liedern, die Sir Rod mit Inbrunst und großer Freude zum Besten gibt. Die Setlist wurde im Direktvergleich zu den Konzerten in Nord- und Osteuropa auch leicht adaptiert. So findet schon früh im Set nicht nur ein herzhaftes „You Wear It Well“ seinen Platz, auch das Faces-Cover „Ooh La La“ stößt auf große Begeisterung – mit der Kultband ist Stewart im hohen Alter ja wieder gerne unterwegs.

Gleich zwei Vorteile
Überhaupt scheint die Tour im musealen Rockstar-Alter ungeahnte Kräfte freizumachen. Auf Showgimmicks wie Fußbälle ins Publikum schießen oder große Tanzgrätschen verzichtet der Elder Statesman des Rock zwar mittlerweile, für das eine oder andere flotte Tänzchen auf der Bühne oder diverse Flirts mit dem fünfköpfigen Frauen-Backgroundstimmen-Orchester ist aber noch genug Platz. Die Damen sind zudem weit mehr als nur ein in glitzerroten Pailletten aufgehübschter Showfaktor. Ihre markanten Stimmen tragen später im Set den von The Eleventh Hour komponierten Musical-Klassiker „Lady Marmalade“ und das kultige CCR-Lied „Proud Mary“. Dass man den Damen zuweilen die Hauptstimme überlässt, hat gleich in mehrfacher Hinsicht seinen Sinn. Einerseits ist ihr Timbre ausgezeichnet und gibt der Show eine besondere Note, andererseits kann Stewart sich derweil Luft holen und in neue Roben schmeißen.

Das Bühnenbild spielte alle Stückerl und hatte neben kundigen Musikern auch noch genug Platz für nostalgische Ausflüge in alte Zeiten. (Bild: Andreas Buck)
Das Bühnenbild spielte alle Stückerl und hatte neben kundigen Musikern auch noch genug Platz für nostalgische Ausflüge in alte Zeiten.

Auch optisch macht der klein gewachsene Rockstar noch immer was her. Ob ganz in Marineblau für das Schlussdrittel oder im glitzernden Grau für das Grande Finale – wenn Rod über die Bühne hüpft oder stolziert, dann sind die Blicke unter Garantie auf ihn gerichtet. So beeindruckend die massiven Videowalls und der mehrstöckige Bühnenaufbau für diese (vielleicht wirklich) letzte Tournee auch sein mögen, mit seinem überbordenden Charisma hat Stewart Blicke und die Aufmerksamkeit von der ersten Sekunde an auf sich gelenkt. Ein mehr als nur wichtiger Rückhalt ist neben den Sängerinnen auch die sechsköpfige Band, die sich immer wieder dann in Szene setzt, wenn Stewart doch mal kurz die Luft wegbleibt oder er abseits des Rampenlichts überlegt, wie er sich denn im nächsten Song möglichst passend inszenieren kann. Dazu klopft sich seine Band wie ein Uhrwerk durch Songs wie „Maggie May“, „Baby Jane“ oder dem Gassenhauer „I Don’t Want To Talk About It“, die von den Fans lautstark und textsicher mitgesungen werden.

Der Frontmann selbst zeigt sich das eine oder andere Mal durchaus dankbar, lässt aber keine melancholische Endzeitstimmung aufkommen, obwohl gerade die Balladen für die nötige Durchschlagskraft sorgen. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass Stewart auf der Bühne und unter dem johlenden Applaus seiner Fans so viel Spaß am Tun hat, dass ihm die Endlichkeit seiner Profession wahrscheinlich selbst nicht so ganz gewahr ist. Ganz am Ende flackern dann beim Hit „Da Ya Think I’m Sexy?“ noch jene Bilder von den mächtigen Videowänden, auf die alle gewartet haben: Auf den nostalgischen Zeitdokumenten sieht man den Musiker als jungen und topfitten Kicker. Dazu wird am Ende noch einmal das angrenzende Dortmunder Westfalenstadion samt leuchtender Südtribüne in Szene gesetzt – natürlich harmlos auf der Leinwand projiziert. Die große Hit-Revue endet mit einem roten Vorhang und der abschließenden Aufschrift „Let The Good Times Roll“ – eine wunderbare Botschaft nach dem mit Kapitänsmütze dargebotenen Evergreen „Sailing“ als L’amour-Hatscher für den restlichen Abend. 100 Minuten Top-Stimmung mit 80 Jahren – Respekt!

Live in Wien
Am 9. Dezember kommt Sir Rod Stewart – dieses Mal wohl wirklich zum letzten Mal – in die Wiener Stadthalle und wird ein ähnlich fulminantes Hit-Feuerwerk wie hier in Dortmund abbrennen. Unter www.ticketkrone.atwww.ticketmaster.at oder www.oeticket.com gibt es Karten und alle weiteren Informationen für den Top-Gig in der österreichischen Hauptstadt.

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