Die einen steckten den Kopf in den Sand, die anderen nahmen Fahrt auf: Für die Kitzbüheler war Corona ein Weckruf. Die Gamsstadt zeigt sich moderner denn je. Ein Lokalaugenschein.
Mein Blick streift über die atemberaubende Bergwelt der Kitzbüheler Alpen. Es ist kein Zufall, dass diese kleine Tiroler Skigemeinde mit ihren 8300 Einwohnern Touristen aus aller Welt anzieht. Schon im Mittelalter waren Reisende Teil vom „Stadl“, wie die Einheimischen ihre Kleinstadt liebevoll nennen. Denn Kitzbühel lag an der viel befahrenen Handelsroute vom Chiemsee über den Felbertauern nach Venedig und gehörte zum Herzogtum Bayern.
Ich blicke in den Himmel. Es ist ein strahlender Tag. Noch ein wenig verweilen wir nahe der Bergstation Fleckalm und genießen den herrlichen Ausblick.
Viel Geld für Infrastruktur & KulturAllein die gut vier Kilometer lange Fahrt in der neuen Fleckalmbahn hinauf zur Bergstation ist ein Erlebnis. 96 Gondeln für je zehn Personen, Lederbezug und Sitzheizung inklusive – das ist schon ein Luxus, der die Kitzbüheler Bergbahnen AG 27,5 Millionen Euro kostete, ihre bislang größte Einzelinvestition.
Bereits vor Corona investierten die Gamsstädter eifrig in zukunftsträchtige Projekte, vor allem in Skilifte, aber auch in Wohnbauprojekte, bessere Straßen und neue Kulturkonzepte wie das Kultur Café, ein Treffpunkt für Jung und Alt.
Als die Krise kam, legten sie mit der Umsetzung einen Zahn zu. „Jetzt erst recht, dachten wir uns damals“, sagt Viktoria Veider-Walser, Chefin des Kitzbühel Tourismus. Wer die Mentalität der Einheimischen kennt, weiß, dass sie nie tatenlos zusehen, wenn alles den Bach runtergeht.
Wichtig ist den Kitzbühelern bis heute ihr schmucker, bunter Stadtkern, auf den sie, zu Recht, stolz sind. Das bereits im Mittelalter angelegte Zentrum mit seinen gotischen Fassaden und barocken Kunstwerken hat in den letzten Jahren viel Charme gewonnen. Schmucke, neue Geschäfte wie die „Edelwelt“ mit feinster Schokolade oder trendige Restaurants wie das H’ugo’s mit guter italienischer Kost werten das Stadtbild auf.
Das Huber-Bräu darf freilich nicht fehlen. „Dort treffen sich die Einheimischen“, sagt Veider-Walser, „das ist ein Stück Geschichte.“ Also gönnen wir uns dort Käsespätzle mit grünem Salat, schließlich wollen wir der Kitzbühler Seele ein bisschen näher kommen. Und der Preis stimmt auch.
Kulinarischer Hüttenzauber
Ausgezeichnetes Essen zu anständigen Preisen gibt es freilich auch oben in den Bergen. Das Restaurant Usterwies am Pengelstein, nahe der Bergstation Fleckalmbahn, ist so ein Fall. Wir steigen aus der Gondel und schnallen die Skier an. Die anfängliche Leichtigkeit weicht einem Hungergefühl. Es ist bald ein Uhr. Plötzlich denke ich nur noch an dieses Lokal. Dort essen. Noch einmal. Das muss sein. Wer auch immer diese Kasnudeln macht, er hat es vermutlich in Kärnten, der Heimat der berühmten mit Topfen und Kartoffeln gefüllten Teigtaschen, gelernt.
Verena Krimbacher freut sich über das Kompliment. „Meine Schwiegermutter kommt tatsächlich aus Kärnten“, lacht die Gastronomin. Vor zirka 3 Jahren haben die Krimbachers den Betrieb der Hütte übernommen und seither viel Freude am teils doch sehr hektischen Job. „Bei uns ist alles selber gemacht und frisch. Noch dazu ist mein Mann Markus gelernter Haubenkoch!“
Damit steht für mich fest: Ich komme wieder. Meine Blicke werden über die herrliche Landschaft streifen und meine Skier mich direkt ins Usterwies führen, wo Kasnudeln in brauner Butter und Parmesan auf mich warten.
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