100 Tage Lindner

„Jausenmachen für Kinder hat immer noch Vorrang“

Oberösterreich
18.02.2023 14:00

Nach 100 Tagen als Landesrat erzählt SP-Chef Michael Lindner, wie es ihm mit der schwarz-blauen Übermacht geht und wie er daheim „Kinder- und Familienschutz“ lebt.

Seit 100 Tagen ist SPÖ-Landeschef Michael Lindner auch Landesrat, wenngleich ohne das traditionell sozialdemokratische Sozialressort, das sich die ÖVP gesichert hat. Egal, der Mühlviertler aus Gutau, gerade noch 39, lässt sich politisch sowieso nicht einhegen – auch wenn das Jausenmachen für seine Buben (8 und 5) noch Vorrang hat.

„Krone“: Die Arbeit als Landesrat ist wohl zeitfressender als die eines Klubobmanns, der Sie vorher waren. Wie schaffen Sie es da, als „Kinderschutz-Landesrat“ Ihr eigenes Familienleben mit noch relativ jungen Kindern zu schützen?
Michael Lindner: Das ist ein guter Punkt. Ich habe gelernt, dass manchmal Qualität auch vor Quantität gehen kann in der Zeit mit meinen Kindern. Und meine Freizeit, die ich noch habe, die gehört allein meiner Familie. Ich richte jeden Tag in der Früh die Jause für meine zwei Jungs, das ist meine Aufgabe. Gesunde Jause natürlich! Und ich fahre erst dann ins Büro, wenn mein Größerer in die Schule gegangen ist.

Wie fühlen Sie sich als Einzelkämpfer in der OÖ Landesregierung? Sie sind ja Teil einer Proporzregierung, nur einer von neun gegenüber einer sehr großen schwarz-blauen Übermacht. Wie lässt man da seine Handschrift erkennen als Sozialdemokrat?
Also, ich bin mit viel Tatendrang in die Arbeit als Landesrat hineingegangen, weil ich für die konkrete Verantwortung, für die ich zuständig bin, viel Kraft und Leidenschaft habe, nämlich für Kinder und Jugendliche, für den Tierschutz und für unsere Gemeinden zu arbeiten. Ich habe von Beginn an für mich festgehalten, dass ich mich weit über meinen Zuständigkeitsbereich hinaus zur Landespolitik zu Wort melde, weil ich ja für die Oberösterreicher insgesamt arbeiten will.

Aber es bleibt letztlich zwangsläufig oft beim Reden, oder? Sie haben ja keine eigene Mehrheit – und wenn Sie, wie jetzt gerade, längere Ausgehzeiten für Jugendliche möchten, werden Sie die nicht bekommen, wenn Schwarz-Blau im Landtag Nein sagt. Dass muss doch auch psychologisch schwierig sein. 
Für mich persönlich nicht, sondern für jene, die von diesen Regelungen profitieren würden. Denn da wird – noch bevor die Betroffenen zu Wort kommen – schon von einer Mehrheit vermittelt, dass sie diesen Vorschlägen sowieso nicht folgen will. Da ist schon ernüchternd und macht auch die im Proporz steckende Idee einer Gemeinschaftsregierung völlig zunichte.

Den Proporz wollen Sie eh abschaffen - also eigentlich auch sich selbst als Landesrat wegrationalisieren.
Gar nicht, weil ich mich ja 2027 offensiv einer Wahl stellen werde und mehr Verantwortung für das Bundesland übernehmen will. Aber wir brauchen eine Demokratiereform. Oberösterreich ist das einzige Bundesland ohne Minderheitenrecht auf Untersuchungskommission. Wir müssen auch die Einführung einer Landeshauptmann-Direktwahl diskutieren. Dazu braucht es eine Änderung der Bundesverfassung.

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