Prekäre Lage im Westen

Lawine reißt 17-jährigen Neuseeländer in den Tod

Tirol
04.02.2023 17:00

Die Lawinensituation im Westen Österreichs hat sich am Wochenende dramatisch zugespitzt. In St. Anton am Arlberg ist am Samstagvormittag eine große Suchaktion nach zwei verschütteten Wintersportlern angelaufen. Der Einsatz musste am Nachmittag ein zweites Mal abgebrochen werden: zu gefährlich! Im Zillertal wurde indes ein Todesopfer gefunden, es handelt sich um einen 17-Jährigen aus Neuseeland. In Vorarlberg konnte ein Mann, der von Schneemassen verschüttet worden war, ebenfalls nur noch tot geborgen werden. Bis 17.30 Uhr meldete allein die Leitstelle Tirol bereits 30 Lawinenabgänge - elf davon mit Personenbeteiligung.

Gegen 10.20 Uhr wurde bei der Leitstelle Tirol der Lawinenabgang in St. Anton im Bereich „Törli“ gemeldet. Ein Skiführer (29) war mit zwei Gästen in eine Rinne eingefahren, als er und sein österreichischer Gast (33) mitgerissen und komplett verschüttet wurden. Ein weiterer Gast (64) setzte einen Notruf ab, dieser Mann wurde dann vom Notarzthubschrauber unverletzt geborgen.

Einsatz abgebrochen - Fortsetzung am Sonntag
Die Suche nach den beiden anderen Männern wurde gegen 11 Uhr zum ersten Mal unterbrochen. Die Situation war zu gefährlich, ein Einsatz für die Rettungskräfte zu riskant. Die Verschütteten konnten zu Mittag zumindest geortet werden. „Die örtliche Lawinenkommission hat Sprengungen durchgeführt, dass es für die Einsatzkräfte sicherer wird“, so die Leitstelle zur „Krone“. Gegen 15 Uhr wurde der Einsatz nach der versuchten Sprengung von umliegenden Lawinenhängen fortgesetzt. Eine Stunde später hieß es aber erneut: Abbruch. Zu gefährlich! Die Suche soll nun womöglich am Sonntag weitergehen.

Todesopfer im Zillertal
Tragisch endete ein Lawinenabgang in Kaltenbach im Tiroler Zillertal: Gegen 11.30 Uhr wurde dort ein Wintersportler im freien Gelände von Schneemassen verschüttet. Das Opfer verstarb - es handelt es sich um einen 17-jährigen Neuseeländer. Er war außerhalb der gesperrten schwarzen Piste Nummer 3 unterwegs gewesen und konnte von seiner Familie nicht mehr telefonisch erreicht werden. Die Angehörigen hatten dann Alarm geschlagen, sie mussten auch die tragisch endende Bergung um 12.15 Uhr miterleben.

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Bis 17.30 Uhr wurden in Tirol bereits 30 Lawinen gemeldet. Elf davon mit vermuteter Personenbeteiligung.

Leitstelle Tirol

Zahlreiche weitere Einsätze
In Fieberbrunn fuhren drei Schweden in einen felsdurchsetzten Variantenhang ein, als sich eine Lawine löste. Ein 50-Jähriger aktivierte seinen Airbag-Rucksack und blieb nach 150 Metern an der Oberfläche. Sein Kollege (48) wurde verschüttet, Bergretter gruben ihn mit einer schweren Beinverletzung aus.
In Hippach im Zillertal fuhren eine Australierin (37), ein Landsmann (36) und ein Neuseeländer (41) unterhalb des Sesselliftes Gerent in den steilen freien Skiraum ein. Die Frau wurde von einer Lawine rund 100 Meter mitgerissen und bis zum Hals verschüttet. Sie wurde mit einer schweren Beinverletzung geborgen.

Vom Vater unverletzt ausgegraben
Ebenfalls im Zillertal, am Tuxer Hauptkamm, hielten fünf Tschechen an einer ungünstigen Geländekante im steilen freien Skigelände. Es löste sich ein Schneebrett und drei Männer wurden mitgerissen. Ein 16-Jähriger kam unter den Schneemassen zu liegen. Sein Vater konnte ihn unverletzt ausgraben. Eine weitere riesige Lawine (400 mal 150 Meter) in der Nähe, in Mayrhofen, ergab nach intensiver Suche keinen Hinweis auf Verschüttete.

Hund kam alleine nach Hause
Besonders tragisch ist ein Fall im Kaunertal: Der Hund eines einheimischen Wintersportlers (62) kam plötzlich alleine nach Hause. Der Mann hatte eine Skitour zur Aifnerspitze unternommen. Im Zuge eines Suchfluges wurde dort ein Lawinenkegel entdeckt. Der Einsatz am Boden musste jedoch ebenfalls abgebrochen werden, da die Situation für die Retter viel zu gefährlich war.

Lawinenabgang auf Rodelbahn
Lawinen-Alarm auch in Schwaz im Tiroler Unterland: Schneemassen gingen im Bereich des Hecherhauses bzw. am Schlinglberg auf eine Rodelbahn ab. Zunächst wurden Verschüttete befürchtet. Nach einer genauen Sondierung durch die alarmierten Einsatzkräfte konnte jedoch Entwarnung gegeben werden.

Bis 17.30 Uhr zählte die Leitstelle bereits insgesamt 30 Lawinenabgänge in Tirol. Elf davon mit (teils vermuteter) Personenbeteiligung. In den restlichen Fällen habe es sich um sogenannte Negativlawinen gehandelt, die gemeldet wurden und bei denen keine Personen involviert waren.

Lawinenwarnstufe 4 in Tirol
In Tirol herrscht dieser Tage große Lawinengefahr. Die Experten vom Lawinenwarndienst gaben am Samstag für weite Teile des Landes Stufe vier der fünfteiligen Skala aus. „Die Verhältnisse abseits der Pisten sind sehr heikel. Die aktuelle Lawinensituation erfordert große Zurückhaltung!“

Einzelne Sportler können Lawinen auslösen
Mittlere und große Lawinen seien - auch spontan - zu erwarten. Vor allem oberhalb der Waldgrenze ist die Lage prekär. „Die Gefährdung bezieht sich vor allem auf alpines Schneesportgelände. Neu- und Triebschnee können an allen Expositionen sehr leicht ausgelöst werden, dies bereits durch einzelne Wintersportler. Die Gefahrenstellen sind weit verbreitet und auch für Geübte kaum zu erkennen. Vorsicht ist auch im Bereich der Waldgrenze sowie unterhalb dieser geboten“, betonen die Experten weiter.

Erst am Freitagnachmittag ist im Ötztal ein 32-jähriger Chinese von einem Schneebrett 100 Meter mitgerissen und verschüttet worden. Der Mann verstarb.

Mann in Vorarlberg tot aus Schneemassen geborgen
Vermisst war seit Freitagabend ein Mann im Kleinwalsertal in Vorarlberg gewesen. Eine Suchaktion nach ihm wurde eingeleitet. Am Samstagvormittag war es dann traurige Gewissheit: Der Mann lebte nicht mehr. Er wurde tot unter Schneemassen entdeckt. Eine Lawine dürfte das Opfer mitgerissen haben.

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