Hartberg im Wandel:

„Wir wollen uns sportlich neu ausrichten“

Steiermark
21.12.2022 06:00

Markus Schopp ist als Trainer und nun auch als Sportdirektor zurück zu Bundesligist Hartberg gekommen. Obmann Erich Korherr fädelte den Winter-Deal ein. Die „Steirerkrone“ traf das Erfolgs-Duo in der Redaktion zum großen Doppel-Interview.

Markus Schopp und Erich Korherr - Hartbergs „Generäle“ nehmen im „Steirerkrone“-Newsroom Platz. Gemeinsam arbeiten, das kennt das Duo. Mittlerweile sind die Rollen auch offiziell aufgeteilt. Korherr der Obmann und Geschäftsführer, Schopp der Sportdirektor und Trainer. Die Aufgabe vor ihnen? Schwer, man ist Bundesliga-Letzter...

„Steirerkrone“: Erich, Hand aufs Herz: War es von Vornherein klar, dass nur Markus Schopp Trainer in Hartberg werden kann?
Korherr: Es war klar, dass es eine Veränderung geben muss, der Druck der Öffentlichkeit und auch intern im Verein war zu groß, um Klaus Schmidt zu halten. Es hat Gespräche mit anderen Trainern gegeben, um Möglichkeiten auszuloten. Getroffen habe ich mich aber nur mit Markus. Ich hab gesagt, ich will auf einen Kaffee nach Graz kommen Jetzt bin ich sehr erleichtert, weil ich weiß, was ich an ihm habe. Das hätte ich bei keinem anderen Trainer sagen können. In unserer ersten Saison haben wir kaum Spieler unter Vertrag gehabt und es hat dennoch funktioniert. Ich bin auch stolz, dass wir ihn reaktivieren konnten. In der Öffentlichkeit ist das ja bezweifelt worden.

Markus, bist du lieber Sportdirektor oder Trainer?
Schopp: Die übergeordnete Rolle ist sehr interessant, sieht man sich etwa das Rollenbild (Anm.: des Managers) in England an. In Hartberg hab ich jetzt die Gestaltungsmöglichkeit, mich in diesen Bereichen zu entwickeln. Das spürt der Verein am Anfang aber nicht, meine erste Aufgabe ist es jetzt, den Klub zu stabilisieren und die Mannschaft zum Funktionieren zu bringen, um in der Liga zu bleiben.

Was sind deine ersten Schritte, wo liegen die Problempunkte?
Schopp: Wir sind Letzter! Jetzt muss man sehr klar mit den Spielern sein und herausfinden, wer uns helfen könnte, da rauszukommen. Im Trainerteam haben wir einen Spielanalysten (Anm. Belinger) verloren, auch da müssen wir jemanden finden, der uns hilft. Und unser Kader ist absolut zu groß!

Klingt nach ungemütlichen Zeiten für Spieler...
Schopp: Das kommt heraus, wenn man oft versucht, den Kader zu korrigieren. Das ist nicht wünschenswert, es sitzen jetzt viele unzufriedene Köpfe in der Kabine. Aber die Mannschaft hat weit unter dem performt, was sie imstande ist zu leisten. Ich denke, weil einige Positionen nicht perfekt besetzt waren. Es gibt Handlungsbedarf! Aber ich bin überzeugt von der Qualität in der Truppe. Wir haben öfter schwere Herausforderungen in Hartberg gemeistert.

Erich, wenn der Klub das meistert: Was willst du mit Markus hier aufbauen?
Korherr: Wir wollen uns sportlich neu ausrichten, was etwa auch das Scouting betrifft. Markus hat Erfahrungen, bei uns ist in diesem Punkt nichts vorhanden.
Schopp: Ziel ist es, eine Abteilung zu haben, mit der man den Markt beobachten kann, man angepasst an das Profil des Vereins die richtigen Spieler findet. Hartberg ist im fünften Jahr der Bundesliga, gewisse Dinge muss man aber mit mehr Konsequenz entwickeln.

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Wir wollen uns sportlich neu ausrichten, was etwa auch das Scouting betrifft. Markus hat Erfahrungen, bei uns ist in diesem Punkt nichts vorhanden.

Erich Korherr

Was passiert, wenn der Klassenerhalt nicht gelingt? Stirbt dann das Projekt?
Korherr: Passiert das, müssen wir die Kräfte bündeln, logisch. Wir haben Markus aber nicht geholt, um im Falle des Falles zu sagen ’Danke, das war’s’. Gerade beim Abstieg wird’s eine Challenge, braucht’s sportliche Führung, da hätten dann nur zwei Spieler Vertrag. Aber wenn, soll das auch Markus erledigen.

Ist das für dich vorstellbar?
Schopp: Es gibt viele Klubs, für die es aktuell nicht selbstverständlich ist, in der Bundesliga zu spielen. Da wird es ein entscheidender Faktor sein, wie gesund ein Verein einerseits wirtschaftet und andererseits, inwiefern es eine Strategie gibt, einen Plan, wie ein Projekt weitergeführt werden kann. Es gibt genug Beispiele von Klubs, die in solchen Lagen ruhig bleiben und sich nicht von Emotionen leiten lassen. Ich beschäftige mich damit aber nicht, ich bin nämlich der Überzeugung, dass wir es schaffen können.

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Ich habe als Spieler und Trainer das Glück gehabt, auch scheitern zu dürfen. Ich kenne niemanden, der nicht scheitert!

Markus Schopp

Was stimmt dich positiv?
Schopp: Ich habe als Spieler und Trainer das Glück gehabt, auch scheitern zu dürfen. Ich kenne niemanden, der nicht scheitert! Dieser Moment ist eine große Chance...

Bist du als Trainer in Barnsley (Anm. Rauswurf nach vier Monaten) gescheitert?
Schopp: Wer das glaubt, hat das Leben nicht verstanden. Ich hab soviel Erfahrung gesammelt, so viele Schlüsse gezogen. Es geht darum, was man aus negativen Erlebnissen macht. Man kann viel mitnehmen, wenn man die Begabung hat, die Schuld nicht immer bei den anderen zu suchen. Ich bin dadurch zu dem Mensch geworden, der ich bin. Dieses Package will ich in Hartberg zeigen. Ich glaube, da ist viel dabei.

Abschließend, ein Neujahrswunsch! Erich, ein neues Stadion vielleicht?
Korherr: Das brauchen wir sowieso! Es gibt ja die Auflagen der Bundesliga ab 2025! Wir hoffen auf eine Entscheidung bis Ende Jänner, ob es den Neubau geben kann. Ansonsten hoffe ich, dass alle in unserer Vorbereitung gesund bleiben...
Schopp: Gesundheit muss man zu schätzen wissen. Auch den Umstand, dass man im Spitzensport arbeiten darf. Das sollten auch die Jungs in Hartberg, die unser Leiberl anziehen dürfen, zu schätzen wissen!

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