Aus Libyen ausgeflogen

Kriegsparteien einig: Migranten abgeschoben

Ausland
25.11.2022 08:05

Libyen, wo nach wie vor rivalisierende Milizen um die Macht ringen und die international anerkannte Übergangsregierung in Tripolis nicht anerkennen, wird regelmäßig für seinen Umgang mit Migranten kritisiert. Den Behörden werden Folter, Vergewaltigungen und andere Misshandlungen vorgeworfen. Doch auch das Durchlassen von Flüchtlingsbooten Richtung Europa beobachtet man in den Zielländern Italien, Malta und Griechenland mit großer Sorge. Nun hat eine seltene Übereinkunft der Kriegsparteien in Libyen zu einer Rückführung von mehr als 200 illegal eingereisten Migranten geführt.

Die vorwiegend männlichen Migranten wurden am Donnerstag in ihre Heimatländer geschickt. Unter den Abgeschobenen hätten sich 105 Ägypter, 101 Tschader und 20 Sudanesen befunden, sagte Behördenvertreter Badreddine al-Sed Ben Hamed der Nachrichtenagentur AFP. Die Migranten, je nach Nationalität in verschiedene Trainingsanzüge gekleidet, wurden von der Polizei mit Keksen und Getränken versorgt, bevor sie in Bussen an die Grenzübergange gebracht wurden. Botschaftspersonal der Ursprungsländer wohnte dem Abschiebungsprozess bei.

(Bild: APA/AFP/Mahmud Turkia)

Polizei: „Auffangzentren überschwemmt worden“
Die Aktion wurde vom Innenministerium der international anerkannten Übergangsregierung unter Ministerpräsident Abdelhamid Dbeibah organisiert, dessen Befugnis von einer rivalisierenden Regierung im Osten des Landes nicht anerkannt wird. Abmachungen mit dortigen Behörden sowie Behörden im Süden des Landes ermöglichten die Abschiebung. Polizeisprecher Ahmed Abu Kraa erklärte, Auffangzentren für inhaftierte Einwanderer seien „überschwemmt“ worden, „was viele Probleme schafft“.

2011 war der langjährige Machthaber Muammar al-Gaddafi gestürzt worden. Ungefähr acht Jahre später versuchte der Kommandant der östlichen Bürgerkriegspartei, Khalifa Haftar, Tripolis zu erobern, und legte dabei Teile in Schutt und Asche. Seit 2020 gilt nach dem Bürgerkrieg ein Waffenstillstand. Doch in den vergangenen Monaten haben sich die Machtkämpfe erneut zugespitzt.

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