Wer seinen Chef und die Kollegen über seinen Gesundheitszustand in Kenntnis setzt, sollte sich das gut überlegen. Das stellt nämlich eine Entscheidung dar, die eventuell Konsequenzen hat. Diese können aber auch positiv für den Betroffenen sein.
Eine chronische Erkrankung begleitet Betroffene vielfach ein Leben lang. Das stellt diese stets vor neue Herausforderungen, eine davon ist das Arbeitsleben. Es beginnt schon damit, ob ein chronisch Kranker seine Vorgesetzten oder auch Arbeitskollegen von seinem Leiden unterrichten sollte.
Karriereknick und Vorurteile
„Diese Frage bringt die Menschen oft in eine emotionale Zwickmühle“, berichtet Mag. Jürgen Holzinger, Obmann des Vereins „ChronischKrank“. „Die Gründe, eine Krankheit zu verschweigen, sind ganz unterschiedlich. Manche haben Angst vor negativen Reaktionen oder Stigmata, manche sehen sich mit möglichen Vorurteilen konfrontiert oder fürchten einen Karriereknick.“
Vor allem psychische Erkrankungen sind für die Arbeitskollegen oft schwer einzuschätzen und lösen Ängste aus. „Außerdem muss man sich bewusst sein: Hat man einmal über sein Leiden gesprochen, gibt es keinen Weg zurück“, so der Experte.
In der Praxis zeigt sich, dass eine chronische Erkrankung oder Behinderung nicht von Bedeutung ist. Motivation und Bereitschaft, sich positiv im Unternehmen einzubringen, sind wesentlich wichtigere Kriterien.
Mag. Jürgen Holzinger, Obmann vom Verein „ChronischKrank“
Unterstützungsmöglichkeiten ausloten
Diese Offenheit bietet allerdings auch eine Chance, denn die eigenen Sorgen verstellen den Blick für die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten, welche es für Arbeitnehmer im Berufsleben gibt. „In Österreich kann es für chronisch Kranke ein Vorteil sein, dem Kreis der sg. begünstigten Behinderten anzugehören“, macht Mag. Holzinger Mut. „Voraussetzung dafür ist ein Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent.“ Das wird vom Sozialministeriumsservice festgestellt.
Von Home Office bis Zusatzurlaub
„Beginnend bei Fördermöglichkeiten, einem Kündigungsschutz oder auch einem eventuellen Zusatzurlaub ist vieles möglich“, erläutert der Vereinsobmann. „Förderungen zur Eingliederung von Menschen mit Behinderungen bzw. chronischer Erkrankung in das Arbeitsleben oder für Hilfsmittel am Arbeitsplatz werden mitunter gewährt. Zusätzlich können Abgaben- und Steuervorteile in Anspruch genommen werden. Auch flexiblere Arbeitszeiten oder Home-Office, sowie eine an die chronische Erkrankung angepasste Arbeitsplatzgestaltung, beispielsweise eine spezielle Sitzmöglichkeit, sind Optionen, welche den Arbeitsalltag wesentlich erleichtern können.“
Viele Unternehmen haben bereits eine Behindertenvertrauensperson, welche sich um die Sorgen und Anliegen von Betroffenen kümmert.
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