„Wo ist Trump?“

„Lärm machen“: Orban nutzt nun auch Twitter

Ausland
11.10.2022 12:38

„Lasst uns ein wenig Lärm machen!“ Mit diesen Worten hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban seine Fans am Montag in seinem allerersten Tweet begrüßt. Der rechtsnationale Regierungschef, der bisher lediglich Facebook als Kommunikationsmittel in den sozialen Medien verwendet hat, richtet sich damit zunehmend auch an internationales Publikum, twittert der 59-Jährige doch in englischer Sprache. Dass Orban ins Visier der Twitter-Zensoren geraten wird, davon sind zahlreiche Beobachter überzeugt. Bereits am zweiten Tag stellte der Ministerpräsident die provokante Frage: „Wo ist eigentlich mein guter Freund Donald Trump?“

Dabei benutzte Orban auch den früheren Account-Namen Trumps, dessen Profile auf Twitter, Facebook und YouTube nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021 gesperrt worden waren. Seit Februar 2022 versucht sich der ehemalige US-Präsident auf der eigenen Plattform Truth Social. Doch bisher ist das Projekt weniger erfolgreich, es könnte beim Testlauf bleiben. Denn neben geringem Interesse kämpft Trump auch mit Ermittlungen der Justiz. Investoren verlieren auch langsam schon die Geduld.

Mit solchen Tweets will Orban aber weniger „trollen“ (jemanden absichtlich verärgern, provozieren, Anm.), wie es ein User in einer Antwort geschrieben hat, sondern vielmehr seine Fans in den USA um sich scharen. Und davon hat er in konservativen Kreisen offenbar doch einige. Orban durfte im August im US-Staat Texas sogar als Auftaktredner bei einer konservativen Konferenz auftreten. Dort rief er zum „gemeinsamen Kampf gegen progressive Liberale“ auf.

Kein allzu positives Echo auf Twitter
Sollte der Fidesz-Politiker ähnliche Äußerungen wie in Texas oder in Rumänien, wo er vor Tausenden Anhängern im Kurort Baile Tusnad die Grundzüge seiner Einwanderungspolitik erläuterte und für einen Eklat sorgte, von sich geben, könnte dem Ungarn ein ähnliches Schicksal wie seinem Freund Trump drohen. In seiner Rede in Rumänien meinte Orban etwa, er wolle keine „gemischten Rassen“ in Ungarn haben. Neben rassistischem verwendete der Ministerpräsident auch islamophobes Vokabular und warnte vor einem „Ansturm der islamischen Zivilisation“. Dies hat weltweit für Empörung gesorgt.

Orbans erste Tweets haben übrigens nicht so viel positives Echo ausgelöst. Viele User legten dem Politiker nahe, sich doch lieber um die ungarische Wirtschaft und die zahlreichen Krisen zu kümmern. Es gab auch deutliche Angriffe unter der Gürtellinie inklusive Andeutungen auf ein homoerotisches Naheverhältnis zwischen Orban und Trump.

Wie auf Twitter nachzulesen war, traf Orban am Montag den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Vorgängerin Angela Merkel in Berlin. Im Mittelpunkt des Gesprächs mit Scholz standen die Reaktionen auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der ungarische Regierungschef wettert seit Monaten gegen die Sanktionen, die die EU gegen Russland verhängt hat. Trotzdem stimmte sein Land bisher immer für die Strafmaßnahmen, die einstimmig beschlossen werden müssen.

Orban: „Hoffnung für Frieden heißt Trump“
Orban brachte am Dienstag bei einer Podiumsdiskussion erneut Trump ins Spiel. „Der amerikanische Präsident ist zu weit gegangen“, sagte er in Bezug auf Trump-Nachfolger Joe Biden. Dieser habe Dinge über den russischen Präsidenten Wladimir Putin gesagt, nach denen es schwer sei, dass die beiden Friedensverhandlungen miteinander führen. „Das wird jetzt brutal klingen, was ich sage. Aber Hoffnung für den Frieden heißt Donald Trump“, sagte Orban.

Biden hatte Putin nach Kriegsbeginn als „Schlächter“, „Kriegsverbrecher“ und „mörderischen Diktator“ bezeichnet. „Die Feuerpause muss nicht zwischen Russland und der Ukraine zustande kommen, sondern zwischen Amerika und Russland“, meinte Orban in diesem Zusammenhang. Seine Begründung: Die Ukraine könne ihren Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren nur führen, weil sie von den USA militärisch unterstützt werde. Der Krieg sei heute nur offen, weil die Amerikaner das so wollten. „Deswegen müssen sich die Amerikaner mit den Russen einigen. Und dann ist der Krieg zu Ende“, so Orban.

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