Demenz

Elke und Andreas sind „Freizeitbuddys“

Gesund Aktuell
02.10.2022 05:00

Seine Demenzerkrankung war der Beginn einer besonderen Freundschaft. Dass sie sich überhaupt kennenlernten und nun immer wieder ihre Freizeit zusammen verbringen, verdanken Elke und Andreas einem Projekt der Caritas Wien.

Man sieht auf den ersten Blick: Diese beiden verstehen sich. Sie sind kein Paar, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Elke Schwarz, 54, und Andreas Trubel, 67, haben sich durch die Caritas gefunden und unternehmen seit drei Jahren einmal alle 14 Tage etwas miteinander. Offiziell wird Elke „Freizeitbuddy“ genannt.

Andreas leidet an Vergesslichkeit, wie er es nennt. Das Wort Demenz, das aus dem Lateinischen stammt und „ohne Geist/Verstand“ bedeutet, mag er nicht. Zugegeben, man merkt ihm nicht an, dass ihm manchmal Erinnerungen fehlen. Dennoch ist die Diagnose Teil seines Lebens und er immer wieder auf Hilfe angewiesen - wenn auch weniger als andere Betroffene.

Was bedeutet Demenz?

Es gibt verschiedene Formen, die häufigste und bekannteste ist Alzheimer.150.000 Österreicher gelten als betroffen. Bis 2050 soll diese Zahl - Prognosen zufolge - auf das Doppelte ansteigen. Erste Symptome sind etwa das Vergessen von Terminen und Gesprächsinhalten oder das Verlieren von persönlichen Gegenständen wie Schlüsseln. Typisch wären auch Orientierungsschwierigkeiten. So finden Betroffene - ihnen eigentlich gut bekannte - Wege nicht mehr. Treten diese Beschwerden vermehrt auf, Arzt aufsuchen!

„Männer und Frauen mit Demenz ziehen sich oft aus Scham oder Angst zurück. Die ehrenamtlich tätigen Buddys (Kumpel) leisten einen wichtigen Beitrag, diese Menschen ein Stück weit aus der sozialen Isolation herauszuholen“, berichtet Caroline Leitner, stellvertretende Leiterin „Angehörige und Demenz“ bei der Caritas Wien, über das durch Spenden finanzierte und für Betroffene kostenlose Projekt, das 2018 startete und momentan leider nur in Wien existiert.

„Gemeinsame Freizeitaktivitäten der Freunde aktivieren Körper und Seele bzw. helfen dabei, Menschen mit Demenz zurück in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Bestehende Fähigkeiten können so länger erhalten werden. Die Treffen entlasten zugleich die Angehörigen der Erkrankten - sie schöpfen wieder Kraft für den Alltag.“ Derzeit gibt es 30 aktive Paare.

Bereits beim ersten Treffen verspürten sie Sympathie
Wie verlief das Kennenlernen von Andreas und Elke? „Ich wollte mich schon länger für Ältere engagieren, bin dann im Internet auf diese Möglichkeit gestoßen und meldete mich an“, erzählt die heute 54-Jährige. Danach ermittelte die Caritas, wer zu wem passt. Und prompt hat es „gematcht“. Bevor sich die beiden real bei einem Fest gegenüberstanden, bekam Frau Schwarz noch eine anonymisierte Beschreibung ihres zukünftigen Freizeitpartners - und sie sagte zu, ihn kennenlernen zu wollen.

Von Beginn an war Sympathie da: „Wir haben dieselbe HTL in Wien, Fachrichtung Nachrichtentechnik, besucht. So hatten wir von Anfang an ein Gesprächsthema“, erzählt Andreas Trubel, der u. a. als Elektroniker und Betriebsinformatiker tätig war. „Und teilweise unterrichteten uns sogar dieselben Lehrer“, ergänzt Elke, die beruflich als Bürokraft arbeitet. Und auch ihre Hobbys ähneln sich, obwohl sie lächelnd betont: „Ich bin eigentlich ein faules Trumm, aber Andreas motiviert mich, sportlich zu sein.“

Beide mögen es sportlich
Momentan spielen sie gerne zusammen in einem nahe gelegenen Park Tischtennis. Im Sommer gehen sie auf der Donauinsel schwimmen, im Winter spazieren. Ist es den beiden draußen zu kalt, schauen sie Filme oder pokern. Was findet sie besonders gut an diesem Projekt? „Es ist schön, Zeit mit einem netten Typ wie Andreas zu verbringen und gute Unterhaltungen zu führen. Außerdem gefällt mir sehr gut, dass ich seine Angehörigen entlaste, wenn ich bei ihm bin.“

Wollen Sie ein "Kumpel" werden?

Wer auch „Kumpel“ eines Menschen mit Demenz werden möchte oder als Betroffener eine Freizeitbegleitung sucht, meldet sich am besten unter:  0664/621 72 30
Spendenkonto zur Finanzierung der Ausbildung von Freizeitbuddys: Erste Bank, IBAN: AT47 2011 1890 8900 0000, Verwendungszweck: Freizeitbuddys KST 6900

Vor ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit hatte Elke, wie viele, keine Berührungspunkte zu Menschen mit Demenz. Deshalb ist es wichtig, dass es für alle zukünftigen Freizeitbuddys Schulungen (gesamt 20 Stunden) gibt. „Darin lernen die Teilnehmer mehr über die Erkrankung, aber etwa auch ihre eigenen Grenzen kennen und gewinnen die nötige Sicherheit für ihren Einsatz“, so Caroline Leitner.

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