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Mit einer schweren Diagnose leben lernen

Gesund
24.05.2025 12:00

Lebensverändernde Erkrankung, unheilbares Leiden, Krebs – wird einem das mitgeteilt, ist man zunächst schockiert, verwirrt und weiß nicht, was zu tun ist. Der Alltag gerät aus den Fugen und Betroffene finden sich in einer neuen, ungewohnten Realität wieder.

Fachleute sind sich einig: Man akzeptiert eine Diagnose nicht sofort. Die Seele braucht eine gewisse Zeit, um Dinge zu verstehen. Häufig fühlen sich Neudiagnostizierte allein und hilflos. Mit der Podcast-Serie „Ab jetzt ist alles anders? Leben nach und mit einer schwerwiegenden Diagnose“ wurde ein neues Unterstützungsangebot für Patienten und deren Angehörige geschaffen.

Zuerst wollen viele nicht reden
Daher gilt: Gerade in der ersten Zeit ist alles erlaubt. „Wenn Sie nicht über Ihre Erkrankung reden wollen, ist das völlig in Ordnung. Auf lange Sicht ist allerdings darüber zu sprechen für alle Betroffenen heilsam“, rät Dr. Maria Resch, Klinische- und Gesundheitspsychologin in Wien. „Zumindest einen Menschen sollte man schließlich finden, dem man sich anvertrauen kann. Wenn nicht in der Familie, dann eine enge Bezugsperson wie den besten Freund. Mitunter kann Unterstützung aus dem psychologischen oder therapeutischen Bereich sehr wertvoll sein.“

Übung
Die Tischgesundheit

Lernen Sie, auch Lebensaspekte abseits der Erkrankung Beachtung zu schenken: Dafür – regelmäßig – eine bunte Gesellschaft vorstellen, die an einem langen Tisch sitzt. Jeder Aspekt Ihres Lebens hat hier seinen Platz. Sehen Sie vor sich, dass dort Ihre Krankheit sitzt, daneben die Kreativität, gegenüber die Lust am Kochen, weiter hinten Ihr Talent zum Fotografieren, daneben Ihre Augen, die gerne Tiere beobachten, an der Ecke die Beine, die Sie durch den Wald tragen etc. Setzen Sie noch wichtige Menschen an die Tafel, wie Freunde oder Familie. Dieses Bild zeigt, wie viel Gutes es noch immer in Ihrem Leben gibt. Die Krankheit ist der ungebetene Gast, den niemand eingeladen hat. Wenn er zu laut wird und unangenehm auffällt, stellen Sie sich vor, wie die anderen Gäste, also Ihre Ressourcen, ihn in die Schranken weisen.

Empfehlenswert ist immer auch, eine Selbsthilfeorganisation aufzusuchen. Dort trifft man auf Menschen, die das gleiche Schicksal teilen. Man merkt, dass man nicht allein ist!

Psychologische Unterstützung
Wie erkennt man, ob psychologische Hilfe notwendig ist? Im Spital wird ein Psychoonkologe herangezogen, wenn die Frage „Wie stark fühle ich mich belastet, egal in welchem Lebensbereich?“ auf einer Skala von eins bis zehn mit mindestens fünf angegeben wird. Das können auch Privatpersonen für sich als Anhaltspunkt heranziehen.

Zitat Icon

Es wird ein anderes Leben sein. Ob es besser ist, wage ich nicht zu sagen. Aber vielleicht erhält es neue und auch wieder schöne Dimensionen.

(Bild: Dr. Resch)

Dr. Maria Resch, Klinische- und Gesundheitspsychologin in Wien

Spricht man mit Patienten, sind es vor allem zwei Phasen in der Krankheitsgeschichte, die als besonders belastend empfunden werden: Jener Moment, in der die Diagnose bzw. Mitteilung durch den Arzt erfolgt und der Zeitpunkt, wenn die Therapie beendet ist. Denn hier erwartet das Umfeld (und man selbst), dass nach den Strapazen das „normale Leben“ wieder beginnen kann. Doch dann bemerken die Betroffenen, dass die Normalität von früher nicht mehr existiert. Das macht Angst. Daher sollte man zu diesen Zeitpunkten besonders achtsam zu sein.

Kostenloser Podcast

Den Podcast „Ab jetzt ist alles anders? Leben nach und mit einer schwerwiegenden Diagnose“ finden Sie auf den Podcastkanälen Ihrer Wahl.

Ziel ist schließlich, trotz Krise wieder Lebensmut zu verspüren. Das heißt aber nicht, dass nun alles in einem positiven Licht gesehen werden muss. Im Gegensatz zu manchen Selbsthilfe-Ratgebern, die behaupten, in einer Krankheit liege die Chance auf ein besseres Leben, betont Dr. Resch: „Es wird ein anderes Leben sein. Ob es besser ist, wage ich nicht zu sagen. Aber vielleicht erhält es neue und auch wieder schöne Dimensionen.“ Es geht vielmehr darum, wieder Hoffnung zu finden und die neue Lebenssituation schrittweise zu akzeptieren. „Es ist ein Auf und Ab, ein Prozess, der oft in Zyklen verläuft. Je früher man sich Unterstützung sucht, um diese Phasen zu durchlaufen, desto hilfreicher kann das sein“, so die Psychologin.

Was hat früher geholfen?
Wichtige Fragen, die man sich dazu stellen sollte, sind: „Wie kam ich früher durch Krisen? Was hat mir geholfen?“ Auch wenn manches vielleicht nicht mehr möglich ist, sollte man sich selbst Gutes tun und dabei laut Dr. Resch „liebevoll realistisch“ bleiben. „Vielleicht ist Joggen nicht mehr möglich, dafür Spaziergänge oder Yoga. Oft gibt es mehr Möglichkeiten, ein lebenswertes Leben zu führen, als man glaubt.“

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