Familien mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen sollten viel öfter vor den Vorhang geholt werden. Denn ihr Alltag ist alles andere als alltäglich. Und das ohne Pause.
Der tragische Fall um Leon, der in Tirol ertrunken ist, nachdem sein Vater bei einem Raubüberfall bewusstlos geschlagen wurde, rückte Familien mit besonderen Bedürfnissen medial in den Mittelpunkt. Der Sechsjährige litt an einem seltenen Gendefekt (Syngap-Syndrom). Betroffene sind in ihrer motorischen und geistigen Entwicklung deutlich verlangsamt. Der Bub hatte aber auch mit Schlafstörungen zu kämpfen. Er wachte alle zwei Stunden auf. So war der nächtliche Spaziergang um 4 Uhr früh nichts Ungewöhnliches, da dieser das Kind beruhigte.
Noch ungeklärt auch der Tod eines Babys in Wien-Donaustadt. Es war vom Balkon gestürzt, als sich die Mutter in der Küche aufhielt. Das Kleinkind und sein großer Bruder, der an einer neurologischen Krankheit leidet, waren allein im Wohnzimmer. Umso tragischer: Die Polizei hegt den Verdacht, dass der Elfjährige damit in Verbindung steht.
Verändert die Dynamik in der Familie
Und auch wenn es sich dabei um tragische Einzelfälle handelt, so zeigt es doch: Der Alltag einer Familie, zu der Kinder mit Handicap gehören, gleicht einem Schlingerkurs. Von den zeitintensiven Arztterminen und Therapien bis zu den finanziellen Sorgen fordern zahllose Herausforderungen die Beteiligten bis zur Erschöpfung. Denn mit der Fürsorge für einen Sprössling, der schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen, kognitive oder Entwicklungsstörungen, Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten oder autistische Störungen hat, geht auch ein Mehr an Kraft und Energie für die Eltern einher. Und das tagein, tagaus. Ohne Pause. Da scheint es eine Herkulesaufgabe zu sein, jedem Familienmitglied in seinen individuellen Bedürfnissen zu begegnen. Umso schöner, dass der Nachwuchs einem so viel zurückgibt. Bedingungslose Liebe und viel Freude.
Derzeit leben rund 400.000 Menschen mit Behinderung mit einem Behindertenpass in Österreich. Die erhöhte Familienbeihilfe für Kinder mit erheblicher Behinderung beträgt 155,90 Euro zusätzlich.
Infos für kompetente Unterstützung: www.sozialministeriumservice.at
Geschwisterkinder stehen im Schatten
Schwester und Brüder von Kindern mit besonderen Bedürfnissen übernehmen früh soziale Verantwortung. Nicht selten gehören sie zum Pflegeteam daheim und entwickeln dabei einzigartige Fähigkeiten und Sichtweisen, die sie reifer erscheinen lassen als sie sind. Aber auch für die Partnerschaft kann es ein Stresstest sein. Körperliche und emotionale Belastungen, Sorgen um die Zukunft des Sprosses und kaum Zweisamkeit können die Liebestanks sukzessive leeren.
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