Arbeitsmarkt in Tirol

Wenig Jobchancen für Menschen mit Behinderung

Tirol
03.12.2021 14:00

Am Arbeitsmarkt tun sich Menschen mit einer Behinderung immer noch schwer. Nur 58 Prozent der sogenannten Pflichtstellen sind in Tirol besetzt. Doch es gibt auch einige Lichtblicke. Ein Überblick zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember. 

„Mir taugt der Job voll.“ Erhan Akkaya ist die Freude über seinen Arbeitsplatz im Interspar im Innsbrucker DEZ anzusehen. Fast ein Jahr ist er nun dort. Kollegen und Vorgesetzte schätzen seinen Einsatz. Und Akkaya schätzt, dass er jetzt ein normales Einkommen hat: „Das ist jetzt mein eigenes Geld. Ich spare für später. Dann habe ich auch Geld, wenn ich in Pension bin.“ Akkaya weiß, dass das für Menschen mit Behinderung keine Selbstverständlichkeit ist.

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Die Bereitschaft der Tiroler Betriebe zu Inklusion ist gestiegen.

Lebenshilfe-Geschäftsführer Georg Willeit

Mehr als 22.000 Betroffene verharren österreichweit in Werkstätten, nahezu ohne Chancen, den Sprung in den Arbeitsmarkt zu schaffen. Ihnen bleibt das Recht auf Arbeit verwehrt und sie beziehen weiterhin Taschengeld wie Kinder. Tirols Lebenshilfe-Geschäftsführer Georg Willeit sieht zwar Verbesserungen: „Die Bereitschaft der Tiroler Betriebe zu Inklusion ist gestiegen. Heuer konnten wir 30 Frauen und Männer am Arbeitsmarkt vermitteln.“

Dennoch gebe es noch viele Benachteiligungen. Willeit drängt auf die Einführung eines Entlohnungssystems, „das die Bedarfssicherung im Fokus hat“. Stehen soll das im Nationalen Aktionsplan Behinderung. Die Beschlussfassung ist für 2022 versprochen.

58 Prozent der Pflichtstellen in Tiroler Betrieben besetzt
Doch auch wenn der Gesetzgeber Inklusion vorschreibt, bedeutet das noch nicht, dass Menschen mit Behinderung Fuß fassen können. Beim AMS Tirol sind knapp 800 Betroffene als arbeitslos gemeldet. Viele von ihnen ein Jahr und länger. In Tirol sind 52 Prozent der Menschen mit Behinderung im Erwerbsalter beschäftigt: bei den Männern mehr (58%), bei den Frauen weniger (42%). Ab 25 Beschäftigten sind Unternehmen verpflichtet, zumindest einen Mitarbeiter mit Behinderung anzustellen. Viele tun es trotzdem nicht und leisten lieber Ausgleichszahlungen. Laut Angelika Alp-Hoskowetz, Leiterin der Landesstelle des Sozialministeriumsservice, sind 58 Prozent der Pflichtstellen in Tirols Betrieben besetzt. „Da ist noch Luft nach oben“, lautet der Befund von Alp-Hoskowetz.

Land, Stadt und Tirol Kliniken mittlerweile gut aufgestellt
Auch die meisten Betriebe der öffentlichen Hand waren bis vor zehn Jahren säumig. Mittlerweile sind viele vorbildlich. In der Tiroler Landesverwaltung arbeiten 282 Menschen mit Behinderung. Damit werden die Vorgaben übertroffen, heißt es. „Das Land Tirol setzt auch einen Fokus auf die Einstellung von Lehrlingen mit einer Behinderung“, betont LH Günther Platter in einer Aussendung. Auch die Tirol Kliniken liegen mit 523 Mitarbeitern mit Handicap über dem Muss. Ebenso die Stadt Innsbruck mit 99 Beschäftigten mit einem Behindertenstatus.

Zurück zu Erhan Akkaya. Sein Beispiel zeigt, wie wichtig Teilhabe ist. Auf die Frage, ob er sich mit seinem Gehalt auch Luxus leistet, meint er: „Ja, ein Rad. Damit fahre ich zur Arbeit. Das tut mir gut.“

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