Live im Porgy & Bess

Funkrock-Legenden Mother‘s Finest bald in Wien

Wien
03.08.2022 06:01

Achtung Kultalarm! In wenigen Wochen kommt mit Mother‘s Finest eine der prägendsten Bands aus dem amerikanischen Funkrock-, Soul-, Jazz- und Swing-Segment ins Wiener Porgy & Bess. Die Truppe rund um die stimmstarke und charismatische Sängerin Joyce „Baby Jean“ Kennedy inspirierte Topstars nachhaltig, obwohl man selbst nie den ganz großen Mainstream-Durchbruch schaffte. 

Die ehrwürdigen Hallen des Wiener Porgy & Bess in der Riemergasse werden für gewöhnlich nur äußerst selten wirklich zum Rütteln gebracht, ist das musikalische Hauptklientel zu gut 90 Prozent doch im Jazzbereich angesiedelt und führt lieber die feine Klinge. Manchmal lässt man aber auch gerne die Sau raus und beweist, dass die schöne Einrichtung stabiler ist, als es für viele Stammgäste den Anschein macht. Am 18. August geben sich die US-Funkrocker von Mother’s Finest wieder einmal die Ehre und werden das erste Mal nach sieben langen Jahren in Wien für Furore sorgen - und das nach gleich drei Terminverschiebungen. Fans von Frontfrau Joyce „Baby Jean“ Kennedy und Co. hatten in den letzten Jahren aber auch Outdoor immer wieder die Gelegenheit zur Livebeschau. Etwa in Wiesen 2016 oder anlässlich der „50 Jahre ZZ Top“ im Juni 2019 auf der Burg Clam.

Provokativ zum Erfolg
Mit Songs wie „Baby Love“, „Fire“, „Piece Of The Rock“ oder „Mickey’s Monkey“ hat die Truppe aus Atlanta in Georgia vor allem in den 70er-Jahren für Aufruhr gesorgt. Dabei wussten sich Baby Jean und Ehemann/Sänger Glenn „Doc“ Murdock zudem erfolgreich als Provokateure zu inszenieren. Unvergessen etwa die Aufregung über den Song „Nigizz Can’t Sing Rock’n’Roll“ (probieren Sie so einen Song einmal heute zu schreiben) oder das dritte Album „Another Mother Further“, das zwar den größten Hit „Baby Love“ enthielt und die Band für eine Zeit lang in die erste Liga schoss, mit seiner Assoziation zum Begriff „Motherfucker“ einst aber auch empörte Sittenwächter auf den Plan rief. Der europäische Durchbruch gelang 1978 mit einem fulminanten Auftritt bei der ARD-Rockpalast-Nacht in Essen. Schon vor MTV hatte das Fernsehen eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf die Musikwelt.

Mittlerweile sind Mother’s Finest - mit Unterbrechung zwischen 1983 und 1989 - mehr als 50 Jahre unterwegs und wirken auf der Bühne so fit wie nie. Dass Baby Jean mittlerweile 74 Lenze am Buckel hat, nimmt man ihr zu keiner Sekunde ab. Noch agiler und juveniler in dieser Altersklasse ist maximal noch Mick Jagger. „Meine Arbeit ist gleichzeitig auch Spaß, sonst würde das alles nicht so funktionieren“, erklärt sie uns im „Krone“-Gespräch, „Gott hat mir die Leidenschaft und das Talent gegeben, als ich 16 war. Wir geben immer 150 Prozent und unser Publikum auch.“ Die Sängerin macht aber auch keinen Hehl daraus, dass andere Gründe mindestens genauso wichtig seien. „Wir haben schon vor langer Zeit mit den Drogen aufgehört, was zweifellos zu den wichtigsten Schritten gehört, die wir je gemacht haben. Im fortschreitenden Alter kannst du keine Top-Shows abliefern, wenn du physisch nicht voll auf der Höhe bist.“

Familienbande
„Doc“ Murdock erinnert sich mit Schmunzeln an die wilden Zeiten zurück. „Als ich mit den Drogen aufgehört und dann die Bühne betreten habe, wusste ich anfangs noch nicht einmal was ich da tun soll“, lacht er laut auf. Drummer bei Mother’s Finest ist übrigens seit einigen Jahren der gemeinsame Sohn Dion Derek Murdock, der sich beim Gespräch schüchtern zeigt und nur selten aus seiner Reserve kommt. Wenn, dann aber richtig. „Ich habe noch ein Shirt der ,Looks Could Kill‘-Tour aus dem Jahr 1990. Damals war ich ja schon dabei und ihr wart ordentlich drauf.“ Obwohl die Band live noch immer voll unter Strom steht, sind Pausen mittlerweile nötig geworden, wie Baby Jean gesteht. „Früher habe ich sieben Konzerte am Stück gesungen, überhaupt kein Problem. Heute schaffe ich, wenn es gut läuft, vier hintereinander, dann brauche ich einen Tag Pause. Das wäre sonst stimmlich überhaupt mehr machbar.“

Ihre Mischung aus schwarzem Funk und weißem Rock’n’Roll machte Mother’s Finest früh zu einer einzigartigen Band. Von Living Colour über Prince und den Red Hot Chili Peppers bis hin zu Lenny Kravitz und Rage Against The Machine haben sich unzählige spätere Top-Stars als Fans der Kultband deklariert, der der wirklich große Erfolg bis auf ein paar spannende Jahre in den 70ern aber immer verwehrt blieb. Rund um die beiden auch privat vereinten Frontleute war für lange Zeit Bassist Jerry „Wyzard“ Seay mit einer ganz speziellen Slap-Technik eine nicht verzichtbare Fixkonstante in der Band, er wird seit geraumer Zeit aber von Juan VanDunk ersetzt. Der Popularität wird die Besetzungserneuerung keinen Abbruch tun, vor allem in Österreich und Deutschland können Mother’s Finest im internationalen Vergleich auf eine unheimlich treue Fanschar bauen. „Viele sind tatsächlich seit den ersten Konzerten dabei und begleiten uns seit Anbeginn“, freut sich Baby Jean, „es ist jedes Mal aufs Neue schön, in diese Gesichter zu sehen und zu bemerken, dass wir auf unserer Reise nie alleine waren.“

Mit Crossover in Wien
Mother’s Finest haben den Begriff Crossover längst schon in den 70ern geprägt, obwohl er heute nur allzu gerne 90er-Jahre-Bands wie Clawfinger oder Faith No More zugeschrieben wird. Auf Genre-Zuteilungen und derartige Spielereien lässt sich die Band aber ohnehin nicht ein, zu selbstsicher, verspielt und vor allem ungebrochen motiviert trotzen die Hauptmitglieder dem Alter und touren einfach mit Feuereifer weiter. „Wir arbeiten heute aber nach einem System. Unter der Woche nehmen wir meist frei, ab Donnerstag gehen wir auf die Bühne. Das ziehen wir mit wenigen Ausnahmen schon länger so durch und spart uns viel Kraft.“ Wer sich von der ungebrochenen Energie der legendären Band überzeugen will, der sollte am 18. August ins Porgy & Bess kommen. Unter www.porgy.at gibt es noch ein paar Tickets und alle weiteren Infos zum großen Sommerhighlight.

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