268.000 offene Stellen

Die große Lücke bei den Jobangeboten

Wirtschaft
30.07.2022 07:00

Fast doppelt so viele Stellen wie offiziell gemeldet: In der Realität suchen Österreichs Firmen sogar mehr Mitarbeiter, als es Arbeitslose gibt.

Unternehmer seufzen über den Arbeitskräftemangel. Weil Personal fehlt, kann die oft starke Nachfrage gar nicht befriedigt werden. „Hotels sind nur zu 70 Prozent ausgelastet, weil sie zu wenig Leute haben“, erklärt Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger im „Krone“-Gespräch. Derzeit kommen auf 233.000 direkt verfügbare Arbeitslose 268.000 offene Stellen.

IT-Programm wertet tatsächliche offene Stellen aus
Laut AMS sind es aber nur 141.000, eine große Lücke. Das ergibt eine Analyse des Wirtschaftsbunds: Im „Stellenmonitor“ sind nicht nur jene 141.000 beim AMS gemeldeten Stellen ausgewiesen, sondern auch jene, die in den größten Jobportalen (z.B. karriere.at) ausgeschrieben sind. Dabei checkt ein IT-Programm auf Doubletten, falls Firmen in mehreren Portalen inserieren.

Wenn aber etwa ein Schlosser bereit wäre, mehrere Mitarbeiter einzustellen, aber nur ein Inserat aufgibt, wird die Stelle nur einmal gezählt. „Die Zahl ist daher nur die Unterkante der tatsächlichen offenen Stellen“, so Egger. Das AMS hat mit der Plattform „allejobs“ zwar auch ein breiteres Suchangebot geschaffen. Jedoch werden die Daten nicht analysiert und keine Zahl der Jobs ausgewiesen. Deshalb werden in der öffentlichen Debatte und etwa zur Definition von Mangelberufen meist nur die beim AMS angezeigten Stellen herangezogen.

Viele melden nicht beim AMS
„Wir wollten einen Beitrag zur Debatte leisten, nachdem oft behauptet wurde, es kommen auf eine offene Stelle zwei oder drei Arbeitslose. Das stimmt einfach nicht. Das Verhältnis ist circa 1:1“, sagt Egger. Beim aktuellen Mangel sehen sich Unternehmer auf diversen Wegen nach Mitarbeitern um.

Unter vorgehaltener Hand geben viele Selbstständige auch zu, lieber andere Portale zu nutzen, weil beim AMS zu wenige oder „die Falschen“ kommen. Bewerber, die nur für einen Stempel zum Gespräch erscheinen oder vom AMS-Mitarbeiter dazu angehalten wurden, ohne Eigeninitiative - diese Mitarbeiter wollen viele von vornherein nicht.

Handel und Tourismus suchen viele Mitarbeiter
Unter den Branchen mit dem höchsten Fachkräfte-Bedarf ist der Handel vorne. Auch Bürokräfte werden gesucht. Traditionell einen hohen Bedarf hat der Tourismus, auch Bauarbeiter und IT-Kräfte sind gefragt (siehe Grafik). Die drei größten Branchen bieten zusammen mehr als 115.000 offene Stellen an.

Bei den Bundesländern hat Oberösterreich die meisten. „Nur in Wien ist die Zahl der Arbeitslosen höher als die der offenen Stellen, auch nach unserer Berechnung“, so Egger.

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