Deutschlands Frauen-Fußball-Nationalteam besteht fast ausschließlich aus Spielerinnen, die in der deutschen Bundesliga tätig sind. 20 aus 23 lautet die Formel, nur Lyon-Mittelfeldspielerin Sara Däbritz und die beiden Ersatz-Torfrauen Ann-Katrin Berger und Almuth Schult, Mutter von Zwillingen, spielen woanders. Für Österreichs Kickerinnen gilt das deutsche Oberhaus auch als europäische Anlaufstelle Nummer eins. Auch deshalb hat das EM-Viertelfinale besondere Brisanz.
Wenn Österreich und Deutschland am Donnerstag (21.00 Uhr/live sportkrone.at) in Brentford aufeinandertreffen, können auch 14 ÖFB-Akteurinnen zum Einsatz kommen, die aktuell bei Teams in Deutschlands erster Liga unter Vertrag stehen. Hinzu kommen Spielerinnen wie die bis Sommer bei den Bayern tätig gewesene Carina Wenninger, oder auch Manuela Zinsberger, Viktoria Schnaderbeck und Laura Wienroither, die allesamt in der Vergangenheit in Österreichs Nachbarland Erfahrungen gesammelt haben.
„Halbe Bayern-Mannschaft“ wartet
„Ich freue mich mega, die halbe Bayern-Mannschaft spielt ja da“, erinnerte Wenninger. Gleich ein halbes Dutzend jagt auf Klubebene beim Vizemeister, bei dem auch Sarah Zadrazil eine Stütze im Mittelfeld ist, dem Ball hinterher. Ein größeres Kontingent stellt nur Meister VfL Wolfsburg mit zehn Akteurinnen, wobei der Klub einer der wenigen ist, wo es keinen ÖFB-Bezug gibt.
Ganz anders ist die Situation bei Eintracht Frankfurt. Barbara Dunst, Virginia Kirchberger, Verena Hanshaw und Laura Feiersinger können dabei am Donnerstag auf EM-Ebene auf ihre Klub-Kolleginnen Sara Doorsoun, Sophia Kleinherne, Nicole Anyomi und Laura Freigang treffen. Zudem stand bis Sommer auch DFB-Einsertorfrau Merle Frohms bei der Eintracht im Gehäuse. „Wir verstehen uns alle generell sehr gut. Am Donnerstag muss man das aber alles ein bisschen weglassen“, sagte Feiersinger.
Österreicherinnen für Schmäh zuständig
Die unterlegene Fraktion kann sich nach der EM auf Klubebene sicher den ein oder anderen Spruch anhören. Grundsätzlich sind es aber eher die Österreicherinnen, die für den Schmäh zuständig sind. „Ich denke, dass wir von der Disziplin her gleich sind, aber wir ab und zu eine gewisse Lockerheit in das Ganze reinbringen. Das ist mit der größte Unterschied, würde ich sagen“, verlautete Feiersinger. Das wurde auch von deutscher Seite bestätigt.
„Ich kenne die Leute von zu Hause, weiß, wie verrückt sie sind. Es hat mich gar nicht überrascht, Barbara Dunst mit dem Stuhl über dem Kopf zu sehen, das sind Bilder, die kenne ich schon“, sagte Freigang. Eifrig wurden zuletzt Nachrichten ausgetauscht. „Wir unterstützen uns ja immer so ein bisschen gegenseitig, aber jetzt hoffe ich, dass wir ihnen einen kleinen Strich durch die Rechnung machen können“, so die Stürmerin. Doch auch die ÖFB-Equipe hat Lunte gerochen. „Ich kenne viele Spielerinnen und ihre Stärken, weiß aber auch, dass sie nicht unsterblich sind“, betonte Feiersinger.
Deutschland erste Adresse
Frankfurt wurde 2021/22 Dritter hinter den Dominatoren Wolfsburg und Bayern. „Die beiden Teams sind über Jahre konstant oben, dieses Jahr ist erstmals alles ein bisschen näher zusammengerückt“, berichtete Feiersinger. Für sie habe die deutsche Liga „nach wie vor hohe Qualität“ und zähle zu den stärksten Ligen. Dass sie nicht die Nummer eins ist, wird daran deutlich, dass der letzte deutsche Champions-League-Triumph 2015 Frankfurt gelang. Seit damals ist die „Königsklasse“ fest in der Hand von Lyon, das nur 2021 (FC Barcelona) nicht den Pokal holte.
Trotzdem ist Deutschland die erste Adresse für ÖFB-Kickerinnen, wenn es um einen Transfer geht. Die Nähe und gute Erreichbarkeit mit dem Auto sowie ausbleibende Sprachprobleme sind gute Gründe. „Es war schon immer ein bisschen so, dass die Spielerinnen nach Deutschland gehen, deshalb ist es automatisch so, dass sie das als gutes Sprungbrett sehen“, erläuterte Feiersinger. Die 29-Jährige war bereits im Sommer 2010 nach Deutschland gewechselt und ist nach Stationen beim Herforder SV, den Bayern und SC Sand seit 2018 für Frankfurt im Einsatz. Jener Klub, der 2020 vom 1. FFC zur Eintracht wurde.
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