Dass die Teuerung längst auch die gehobene Mittelschicht beschäftigt, zeigt ein kurioser Streit unter den Eigentümern in einer Wohnhausanlage im Nobelbezirk Hietzing. Der Stein des Anstoßes ist das kleine Gemeinschaftsschwimmbecken im Keller des Hauses. Stromfresser oder Eiswasser?
Aufgrund der Teuerung und den gestiegenen Energiepreisen wurde die Hausverwaltung aktiv und brachte bei den Wohnungsbesitzern zur Abstimmung, ob die ganzjährige Pooltemperatur von 29,5 Grad Celsius auf 24,5 Grad Celsius abgesenkt werden soll, um eine horrende Betriebskostenabrechnung abzuwenden. Eine knappe Mehrheit war für den Vorschlag der Hausverwaltung. „Das Becken wird geschätzt dreimal in der Woche für ein bis zwei Stunden genutzt, aber ganzjährig rund um die Uhr beheizt“, so ein Bewohner zur „Krone“, der für die Temperatursenkung stimmte.
Unterkühlung nach wenigen Minuten?
Ganz zum Unmut eines anderen Eigentümers im Haus, der ein anonymes Wut-Schreiben in alle Postkästen warf. Und damit den kuriosen Teuerungsstreit im Nobelviertel vom Zaun brach: „Die angestrebte Wassertemperatur von 24,5 Grad hat nichts mit einer vernünftigen Sparmaßnahme zu tun, sondern zielt ausschließlich auf die Schließung des Hallenbades ab“, schreibt der Bewohner darin. „Bei 24,5 Grad riskiert man nach wenigen Minuten eine Unterkühlung“, so der Miteigentümer, der nun eine detaillierte Errechnung, wie viel Ersparnis jeder reduzierter Grad Wasser- und Raumtemperatur bringt, einfordert. Er fürchtet auch, dass der Wert seiner Wohnung beträchtlich sinkt, wenn das Bad „kaputtgespart“ werde.
Bei 24,5 Grad riskiert man nach wenigen Minuten eine Unterkühlung.
Ein Eigentümer, der nicht auf die gewohnte Wassertemperatur verzichten möchte.
Während sich andere Menschen darüber den Kopf zerbrechen müssen, wie sie angesichts der explodierenden Preise ihre Familie ernähren oder ihre Miete zahlen können, hat die Hietzinger Elite ganz offensichtlich andere Probleme.
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